Gehörlosenverband lobt Grundschule für ihren großen Einsatz
Von Manfred Köncke
Egenhausen. Der Gehörlosen-Landesverband Baden-Württemberg hat die Grundschule Egenhausen für ihren "großen Einsatz" mit einer Urkunde ausgezeichnet. Lukas Pöllinger aus Oberschwandorf wurde vier Jahre lang unter Beteiligung von Gebärdensprachdolmetscherinnen im Klassenverband unterrichtet.
Der Junge ist von Geburt an taub. Als die Leiterin der Grundschule Oberschwandorf nach Angaben von Rektor Dirk Seifert nicht bereit gewesen sei, den Jungen aufzunehmen "sind wir eingesprungen". In der ganzen Zeit hätte sich Lukas in Egenhausen wohl gefühlt und sei voll akzeptiert worden, berichtete seine Mutter dem Gehörlosen-Landesverband. Das gesamte Lehrerkollegium sei "über das übliche Maß" engagiert gewesen. Bei Absprachen mit Ämtern und Behörden hätte der Rektor alles unternommen, um ihren Sohn "den Weg zu ebnen".
Nach den Ferien besucht Lukas die Gemeinschaftsschule in Neubulach
Ab der ersten Klasse haben die Dolmetscherinnen Birgit Astfalk (Ammerbuch), Annett Bauerheim (Böblingen), Sabine Schemel (Hornberg) und Annette Krethlow (Tübingen) den Unterrichtsstoff mit Händen und Fingern in die Gebärdensprache übersetzt, sodass Lukas gut mitkommen konnte. Die Kosten wurden vom Landratsamt Calw übernommen. Inzwischen haben seine Eltern – beide Lehrer – selber die Grundbegriffe der Lautsprache gelernt. Nach den Sommerferien besucht Lukas die Gemeinschaftsschule in Neubulach. Schulleiter Seifert hat nach eigener Aussage Kontakt zu Schulleiter Bernd Schinko aufgenommen, betreut wird der Gehörlose dann von zwei Dolmetschern.
Die Grundschule Egenhausen hat sich bereits in der Vergangenheit als Vorzeigeeinrichtung erwiesen. Ein blindes Kind aus Egenhausen wurde ebenso unterrichtet wie ein querschnittgelähmter Schüler aus Nagold, der später die Realschule besuchte und einen Ausbildungsplatz gefunden hat.
