Stammesmutter Heike Hartmann-Golz und ihre Getreuen treten am Wochenende zum sechsten Mal bei den Schwäbischen Highland-Games auf dem Keltenfest an. Foto: Ließmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Unterstützt von Freunden und Verwandten tritt die Familie Hartmann-Golz seit 2005 bei den Wettkämpfen an

Von Kirsten Ließmann

Egenhausen/Nagold. Die Tage sind gezählt, die letzten Vorbereitungen für das Keltenfest werden getroffen – freilich voller Vorfreude auf den großen Augenblick. Der ist dann gekommen, wenn die Keltenclans vereint, vor großem Publikum, durch die Straßen Nagolds ziehen. Fast schon bedrohlich sind sie geschminkt, Trinkhörner hängen an ihren Gürteln und warten auf das spätere Befüllen, Röcke und Schärpen, in mannigfaltigen Karo-Variationen, zieren ihre Körper – die teilweise beeindruckend durchtrainiert sind, durchaus aber auch mal Teddybär-Charakter aufweisen.

"Auf das Miteinander kommt es an", erfährt man von Heike Hartmann-Golz, der dynamischen Stammesmutter des gleichnamigen Clans aus Egenhausen. Dies sei aber nicht nur auf ihre Familie bezogen, sondern gelte für alle Clans. "Überall ist man herzlich willkommen. Wir verstehen uns alle sehr gut. Es herrscht kein ernsthafter Konkurrenzkampf untereinander, und wir versorgen uns sogar gegenseitig", strahlt die fünffache Mutter, die den einzigen Familienclan des Keltenfestes stellt. Da ist ihr ältester Sohn Jean-Piere, 26 Jahre, der nicht nur den Schlachtruf der Familie vorgibt, sondern auch sonst kaum zu bremsen ist, wenn es darum geht, die vielgestaltigen Disziplinen der Highland-Games zu bewältigen. Es folgen Dominic, Nina, Kim und mit seinen 15 Jahren das "Nesthäkchen" Marc. Ebenso dazu gehören drei bayerische Neffen – Tom, Christian und Maximilian Dietz –, die zum Teil extra aus Trostberg am Chiemsee anreisen, um ihre schwäbisch-keltische Großfamilie zu unterstützen. Und dann wäre da noch Tobias Brenner, ehemaliger Klassenkamerad und bester Freund von Jean-Piere, der ebenfalls die fröhliche Keltensippe aus Egenhausen verstärkt.

"Es gibt im Vorfeld noch einiges zu tun", berichtet Heike Hartmann-Golz mit einem Strahlen in den Augen, das ihre freudige Erwartung auf jenes Großereignis verrät. "Die Gewänder werden noch durchgewaschen, und eigentlich müsste ich noch ein paar neue Röcke und Schärpen nähen. Aber der blau-karierte Stoff, den gibt es nirgendwo mehr zu kaufen! Dabei wird unser Stamm immer größer. Ist ja auch klar – fast alle meiner Kinder und Neffen sind mittlerweile gebunden und deren Partnerinnen und Partner unterstützen uns ebenso", sagt sie und überlegt, ob sie nicht für das nächste Keltenfest ihrem Clan ein völlig neues Outfit nähen sollte.

"Wir stellen alles selbsther – bis hin zuden Trinkhörnern"

Überhaupt ist die Schaffenskraft der Catering-Assistentin beispiellos. Denn sie sorgt obendrein für das leibliche Wohl ihres Clans. So ein Wettkampf kostet Kraft, da braucht man einen herzhaft-deftigen Eintopf. Dazu backt sie Speck- und Zwiebelweckle und leckere Dinkelkekse. Selbstredend darf am Abend, wenn man nach überstandenem Wettkampf im Lager zusammensitzt, ein gekühltes Keltenbier nicht fehlen. Da ihr Zelt leider kaputt gegangen ist, müssen sie sich außerdem auf die Suche nach Ersatz begeben. "Wir haben auch schon ohne Überdachung geschlafen. Das macht uns gar nichts aus. Aber tagsüber, wenn es manchmal so heiß wird, da tut so ein Schutz doch ganz gut", erinnert sich Heike Hartmann-Golz an den Sonnenstich einer ihrer Töchter, den diese sich beim letzten Keltenfest zugezogen hat.

"Ansonsten stellen wir aber alles selbst her – von den Holzlöffeln über unser Essen bis hin zu unseren Trinkhörnern. Jeder in unserer Familie tut das, was er am besten kann. Unser Keltengewand war übrigens bei unserer ersten Teilnahme noch ein wenig laienhaft. Doch mittlerweile kommt bei jedem Keltenfest eine neue Idee hinzu." Damit sind aber nicht nur modische Accessoires gemeint. Denn der Hartmann-Golz-Clan denkt über einen Erdofen für das Keltenfest 2017 nach.

"Bei uns willsowieso jederalles machen"

Wahrlich stolz ist die Egenhauser Sippe auf den von ihnen gewonnenen Schäferspeer und dass man, trotz der überschaubaren Anzahl der Clanmitglieder, bereits zweimal den dritten Platz erreicht hat. Es sind ja nur ein rundes Dutzend Leute, was bedeutet, dass man als einzelnes Mitglied kaum pausieren kann. "Kein Problem", schmunzelt Christian Dietz, "bei uns will ja sowieso jeder alles mitmachen."

Samt und sonders scheint der Hartmann Golz Clan hart im Nehmen zu sein. Denn sie bewerkstelligen jedes Erfordernis barfuß. "Wobei das Tauziehen und das Steine rollen die Wettspiele sind, wo wir Untrainierten dann alles geben", berichtet die beherzte Stammesmutter, und ihre Söhne samt Neffen und Freund, die mit am Tisch sitzen, schwelgen in Erinnerungen an ihren Rekord im Steine rollen, der bis heute ungebrochen ist. 2003 waren sie nur als Zuschauer zugegen, 2005 dann mischten sie zum ersten Mal als Familienclan mit. Seither sind sie jedes Mal mit dabei, dieses Jahr also zum sechsten Mal. Doch ihr Eifer ist ungebremst. "Das ist einfach eine super Sache, dieses Fest. Dazu muss man uns nicht lange überreden", stellt abschließend der einzige Bayer am Tisch fest.