Bei einem Rundgang durch die Fachklinik hatten die geladenen Gäste Gelegenheit, die neuen Räume in Augenschein zu nehmen. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Egenhauser Fachklinik De’Ignis weiht neuen Gebäudeteil ein und feiert 25-jähriges Bestehen mit Festakt

Von Manfred Köncke Egenhausen. Nach einjähriger Bauzeit hat die Fachklinik De’Ignis ihren Anbau am Haupthaus in Egenhausen eingeweiht. Gleichzeitig feierte die psychiatrische, psychotherapeutische und psychosomatische Reha-Einrichtung ihr 25-jähriges Bestehen. Der Neubau hat eine Nutzfläche von 900 Quadratmetern. Geschaffen wurden 15 komfortabel eingerichtete Zimmer im Vier-Sterne-Hotelstandard.

Zum Gebäude gehören ein Gemeinschaftsraum, Arzt- und Therapiebüros, ein zweites Stationszimmer und eine lichtdurchflutete Kapelle für Impulsvorträge und Gruppenveranstaltungen. Die Stockwerke sind mit dem bestehenden Gebäudekomplex verbunden und können mit einem Aufzug barrierefrei erreicht werden.

Mit Wärme und Strom versorgt wird der Neubau durch ein Blockheizkraftwerk. Mit der Erweiterung wurden fünf neue Mitarbeiter eingestellt – damit erhöht sich die Gesamtzahl auf 125 Beschäftigte. Jährlich werden in der Fachklinik mehr als 1100 Patienten stationär und 450 ambulant behandelt, und die Tendenz ist steigend.

Geschäftsführer Claus J. Hartmann erinnerte in seiner Ansprache an die Eröffnung der Klinik im Jahr 1989 mit 33 Betten, als noch keine Zulassung durch die Krankenkassen vorlag und es keinerlei staatliche Zuschüsse gab. Mit Kompetenz, Gottvertrauen und "innerem Feuer" (daher der Name De’Ignis) habe man die Weiterentwicklung vorangetrieben und sich am Gesundheitsmarkt behauptet. Der aktuelle Tagessatz im stationären Bereich von unter 100 Euro zeige, dass "bei unserer Arbeit nicht die Gewinnmaximierung sondern der Mensch im Mittelpunkt steht".

Die Sorge um die Krankheit sei ein Grundanliegen aller Kirchen betonte der katholische Weihbischof Thomas Maria Renz in seinem Grußwort. Die Fachklinik in Egenhausen würde durch ihr christliches Menschenbild zur Gesundung von Leib und Seele beitragen. Rathauschef Frank Buob erinnerte an viele technische Probleme, die gemeinsam mit der Klinik in seiner 23 Jahre dauernden Amtszeit als Bürgermeister von Egenhausen bewältigt werden mussten, angefangen vom Bau eines 400 Meter langen Kanals über die Erneuerung einer 700 Meter langen Wasserleitung bis hin zum Verschwenken einer Straße und dem Anschluss ans schnelle Internet.

Dass selbst der jetzige Neubau ohne staatliche Fördermittel erbaut worden sei, nötigte Landrat Helmut Riegger "allergrößten Respekt" ab. Zumal die Anforderungen an eine moderne Reha-Einrichtung ständig zunähmen. Als Geschenk stellte er die Lieferung einer fünf Meter langen, hölzernen Sitzbank in Aussicht.

50 Prozent der Kliniken in Baden Württemberg schreiben nach Auskunft von Ulrich Clever, Präsident der Landesärztekammer, rote Zahlen, was aber nicht zwangsläufig dazu führen dürf, dass nur noch über Fallpauschalen und Kosteneinsparungen geredet werde und das Wohl des Patienten kein einziges Mal zur Sprache gekommen sei.

Für den Geschäftsführer der AOK Nordschwarzwald, Hartmut Keller, ist die Rehabilitation ein "unverzichtbarer Bestandteil" der Gesundheitsversorgungung. Seelische Erkrankungen hätten in der Vergangenheit rapide zugenommen. Für Betroffene sei die Fachklinik in Egenhausen "oft der rettende Strohhalm" gewesen. Unter dem Beifall der Festgäste erklärte Keller, dass der Kostenträgervertrag auch für die erweiterte Einrichtung Bestand habe.

Für Werner Schmelze, Leiter des DAK-Regionalzentrums Region Stuttgart, ist der Anbau an das Haupthaus die logische Konsequenz einer gravierenden Zunahme von Burnout, Angststörungen, Depressionen und anderen psychischen Leiden. Der Geschäftsführer von Krankenhäusern in privater Trägerschaft, Clemens Bold, wies Kritik zurück, diesen Einrichtungen gehe es in erster Linie um den Profit statt um den Patienten. Vielleicht würden private Krankenhäuser nur wirtschaftlicher arbeiten als kommunale Träger.

Dass sich Menschen der Behandlung in der Egenhauser Fachklinik anvertrauen und er vielfach erlebt habe, wie sie nach wenigen Wochen Aufenthalt neuen Mut fassten, "das ist nicht nur unser Verdienst, sondern göttliche Gnade und Hoffnung", bekannte ein sichtlich bewegter Chefarzt Rolf Senst. Auf "fromme Sprüche" könne man dabei gut und gerne verzichten, denn sie zerplatzen wie Seifenblasen".

Der evangelische Altlandesbischof Gerhard Maier sprach ein Segenswort. Musikalisch umrahmt wurde die Einweihungsfeier vom quirligen und einfallsreichen Pianisten Michael Schlierf am Flügel. Beim anschließenden Rundgang bekamen die rund 300 geladenen Gäste einen Eindruck vom modern gestalteten Anbau.