Der frühere Bankvorstand Gerhard Gribkowsky soll von einer Karriere als Formel-1-Chef geträumt haben. Foto: dpa

Wie genau hat es Gerhard Gribkowsky in der Vergangeheit mit der Wahrheit genommen? Ein Zeuge im Prozess gegen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone spricht vor Gericht vom "Bereich der Fabelwelt" in den er manche Aussagen seines Chefs (Gribkowskys) eingeordnet habe.

Wie genau hat es Gerhard Gribkowsky in der Vergangeheit mit der Wahrheit genommen? Ein Zeuge im Prozess gegen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone spricht vor Gericht vom "Bereich der Fabelwelt" in den er manche Aussagen seines Chefs (Gribkowskys) eingeordnet habe.

München - Ein Mitarbeiter der BayernLB hat den Verteidigern von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone mit einer Äußerung vor dem Landgericht München in die Hände gespielt.

Im Bestechungsprozess gegen den 83-jährigen Ecclestone schilderte der Bankangestellte als Zeuge, dass der ehemalige Landesbankvorstand Gerhard Gribkowsky es manchmal mit der Wahrheit nicht so genau genommen habe. Wörtlich sprach er vom "Bereich der Fabelwelt" in den er manche Aussagen seines Chefs eingeordnet habe. Ecclestones Verteidiger Sven Thomas griff den Begriff "Fabelwelt" wenig später in einem Dialog mit dem Staatsanwalt auf. Er wirft Gribkowsky Lügen vor, weil es keine Bestechung gegeben habe.

Der Zeuge war früher Mitarbeiter im Formel-1-Team der BayernLB und hat dort eng mit Gribkowsky zusammengearbeitet, der die Mehrheitsbeteiligung der Landesbank verkaufen sollte. In der heißen Phase des Verkaufs habe Gribkowsky weitgehend im Alleingang gehandelt, sagte der Mitarbeiter. Er erzählte den Richtern von einem Abendessen in London, bei dem Gribkowsky mit seinem engen Verhältnis zu Ecclestone geprotzt habe. "Er hat schwadroniert, dass er sich mit Bernie wahnsinnig gut verstünde."

Wörtlich soll Gribkowsky bei dem Dinner gesagt haben: "Ich habe fast das Gefühl, er sieht mich als Ziehsohn und will mich als Nachfolger aufbauen für die Formel 1." Daraus ist aber nichts geworden: Gribkowsky sitzt seit Jahren im Gefängnis, weil er beim Verkauf der Formel-1-Mehrheit 44 Millionen Dollar von Ecclestone angenommen und nicht versteuert hat.

Ob es sich bei dem Geld um Bestechungsgeld handelte, wollen die Richter im Prozess gegen Ecclestone klären, der seit gut einem Monat läuft. Laut Anklage soll der Formel-1-Macher das Geld gezahlt haben, um Einfluss auf die Auswahl des Käufers der Rennserie zu nehmen und damit seine Macht zu sichern. Ecclestone hat den Vorwurf der Bestechung zurückgewiesen und von einer Bedrohung durch Gribkowsky gesprochen. Er verfolgte die Schilderungen des Zeugen über Gribkowskys Träume von einer Karriere als Mr. Formel 1 sichtlich amüsiert.

Der Landesbank-Mitarbeiter hat Gribkowsky aber nicht immer ganz ernst genommen. Schließlich habe der Vorstand damals auch erzählt, dass ihm Ecclestone einmal einen Koffer mit 20 Millionen Dollar hingestellt habe, den er aber nicht angenommen habe. Der BayernLB-Mitarbeiter tat dies als Fabel ab: "Herr Dr. Gribkowsky hatte manchmal so Tage, wo er solche Dinge erzählt hat. Das waren dann so Tage, wo ich abgeschaltet habe." Nach der Ziehsohn-Geschichte habe er sich sogar für seinen Chef geschämt. "Es gibt ja den Begriff des Fremdschämens."

Nach einer früheren Aussage des Zeugen über den Koffer mit 20 Millionen hatte Noll ohnehin bereits ausrechnen lassen, ob so viele Dollar-Scheine überhaupt in einen kleinen Koffer passten - und das Ergebnis war negativ. Der Zeuge war bereits im Prozess gegen Gribkowsky ausführlich befragt worden und hatte sich dort ähnlich geäußert. Damals hatte er auch erzählt, dass Ecclestone ihn und seinen Kollegen einmal als "Clowns" bezeichnet haben soll. Er nahm dem Formel-1-Boss das aber nicht übel: Vor Gericht grüßte er ihn freudig mit "Bernie" und sagte ihm in der Pause, dass er ihn gerne unter anderen Umständen wiedergetroffen hätte. Zum Abschluss verabschiedete er sich per Handschlag von Ecclestone. Mit seiner Vernehmung sind Richter und Anwälte noch nicht fertig: Am 28. Mai soll er nochmal kommen.