„Ich gehe in diesen Prozess, um meine Unschuld zu beweisen“: Bernie Ecclestone muss sich in München wegen Bestechung verantworten. Foto: dpa

Die Formel 1 schaut gebannt nach München, wenn der Prozess gegen Bernie Ecclestone beginnt. Der Ausgang ist ungewiss. Wird Ecclestone verurteilt, ist seine Ära beendet. Der 83-Jährige will aber seine Unschuld beweisen.

Die Formel 1 schaut gebannt nach München, wenn der Prozess gegen Bernie Ecclestone beginnt. Der Ausgang ist ungewiss. Wird Ecclestone verurteilt, ist seine Ära beendet. Der 83-Jährige will aber seine Unschuld beweisen.

München - Er muss nach München kommen, er wird nach München kommen. Doch sein Erscheinen vor dem Landgericht als Angeklagter dürfte für den 83-jährigen Bernard Charles Ecclestone, den alle nur „Bernie“ nennen, der bitterste Gang seines ereignisreichen Lebens sein.

Am Donnerstag beginnt der Bestechungsprozess gegen den Herrscher über die Formel-1-Rennserie. Die Staatsanwaltschaft wirft dem kleinen, agilen Briten Bestechung in einem besonders schweren Fall sowie Anstiftung zur Untreue vor. Es geht dabei um den in München schon ausführlich im Prozess gegen den Ex-Banker Gerhard Gribkowsky behandelten Mega-Deal über die Formel 1 Mitte des vergangenen Jahrzehntes. Gribkowsky, damals Vorstandsmitglied der staatlichen BayernLB, war wegen Bestechlichkeit zu achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Er hatte, so das Gericht in seinem Urteil vor zwei Jahren, von Ecclestone knapp 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld angenommen. Durch die Pleite des Filmhändlers Leo Kirch waren der Bank die Mehrheitsanteile an der Formel 1 zugefallen. Gribkowskys Leistung für Ecclestone bestand darin, dass er einen Käufer für die Rennserie an die BayernLB vermittelt hatte, der dem Briten genehm war – der britische CVC-Finanzinvestor. Zugleich erhielt Ecclestone große Teile des Bestechungsgelds von der BayernLB zurück, denn Gribkowsky hatte eine Provision für ihn vereinbart. Geschädigt wurde damit die Bank.

Liegt Ecclestones Lebenswerk nun in Trümmern? Und wie sehr wird die Formel 1 als Glanz- und Glamourveranstaltung sowie Gelddruckmaschine durch den Prozess beschädigt? Das sind Fragen, die noch schwer zu beantworten sind. Fest steht: Ecclestone muss zu den bis Mitte September angesetzten 26 Verhandlungstagen erscheinen. Diese sind so gelegt, dass er an den Formel-1-Rennen rund um den halben Globus teilnehmen kann. In Untersuchungshaft wurde er nicht genommen, auch wurde keine Auslieferung beantragt. Denn er hatte sich, so ein Gerichtssprecher, im Gegensatz zu Gribkowsky immer kooperativ gezeigt. Nichts würde darauf hindeuten, dass er sich dem Prozess entzieht.

Glitzerwelt mit Sektduschen, Motorgeheul und Hostessen

Der wuselige Formel-1-Chef und der damals beruflich höchst frustrierte Banker: Es ist die Geschichte des Ringens zweier Männer um Einfluss und Macht in der glitzernden Welt der heulenden Motoren, Sektduschen und leicht bekleideten Hostessen. Ecclestone habe Gribkowsky charmant und raffiniert „ins Verbrechen geführt“, so Richter Peter Noll im früheren Prozess. Jetzt ist Noll erneut Vorsitzender des Gerichts.

Zunächst hatte sich Gribkowsky um das Jahr 2004 herum selbst für einen Job in der Formel 1 interessiert. Er hängte sich an „Bernie“, doch dieser wollte nichts von ihm wissen. Er habe „die Nase voll“ gehabt von seiner Arbeit bei der BayernLB, so Ecclestone in seiner Zeugenaussage. Der Brite lieferte eine Version des Geschehens, die ihm schon damals kaum jemand abgenommen hatte: Gribkowsky soll ihn immer wieder durch Andeutungen subtil erpresst haben. Es ging darum, dass Ecclestone sein Vermögen steuergünstig an seine damalige Frau Slavica und deren Familienstiftung Bambino Trust übertragen hatte.

In Wahrheit aber, so Gribkowskys angebliche Anspielungen, sei Ecclestone weiterhin Herr über das Geld. Deshalb habe der Brite dem Banker sozusagen Schweigegeld gezahlt. Damit wäre Gribkowsky ein Erpresser und Ecclestone lediglich der Erpresste, dem man wenig vorwerfen könnte.

Es war eine unterhaltsame Aussage des 1,58-Meter-Mannes. In den Pausen scherzte er mit den Journalisten und hielt sie an, nur Gutes über ihn zu schreiben. Seine Erzählung über den Gang der Dinge hält die Staatsanwaltschaft aber für wenig glaubhaft, hatte Gribkowsky doch real nichts Bedrohliches gegen Ecclestone in der Hand. Der Strafrahmen für Bestechung in einem besonders schweren Fall liegt zwischen einem und zehn Jahren Gefängnis.

Wird er ein Geständnis ablegen?

Es wird auch auf Ecclestones Verhalten in dem Prozess ankommen, ob und was ihm blüht. Ein Geständnis zu einem frühen Zeitpunkt würde sich deutlich strafmildernd auswirken, eine Bewährungsstrafe stünde dann im Raum. Doch ob es dazu kommt, ist bisher reine Spekulation.

Gribkowsky hatte gestanden, allerdings erst kurz vor Schluss, was das Gericht nicht mehr sonderlich würdigte. Der immer wieder als „Gier-Banker“ Gescholtene wird in diesem Verfahren der Hauptbelastungszeuge sein. Er ist schon seit längerem Freigänger und arbeitet für den österreichischen Strabag-Baukonzern.

Gesteht Ecclestone aber und wird verurteilt, dann wäre seine Karriere bei der Formel 1 beendet. Die Betreiber großer Rennställe wie Mercedes oder Ferrari haben in ihren Unternehmen allesamt scharfe Anti-Korruptions-Regeln aufgestellt. Ein geständiger Bestecher oder gar ein deswegen Verurteilter wäre völlig unhaltbar.