Die Teilnehmerin eines Ebola-Trainings in Brüssel. Foto: dpa

Mediziner setzen große Hoffnungen in einen Impfstoff gegen den Ebola-Virus. Ein Mittel wird jetzt in Hamburg getestet. Indes wird deutlich: Viele freiwillige Ebola-Helfer sind für den Einsatz nicht geeignet.

Frankfurt/Main - Im Kampf gegen Ebola setzen Mediziner auf den schnellen Einsatz von Impfstoffen. Zwei Substanzen würden bereits an Menschen getestet, sagte Marylyn Addo vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (Hamburg) am Mittwoch auf einer Veranstaltung in Frankfurt. Bei Unruhen durch einen Streit mit Helfern wurden unterdessen in Sierra Leone mindestens zwei Menschen getötet. Von den Tausenden Freiwilligen, die sich bei der Bundeswehr für einen Einsatz in Afrika gemeldet haben, blieben nur rund 250 als geeignet übrig.

Impfstoffe: Bei den Impftests wird abgeschwächten, genetisch veränderten Trägerviren ein kleines Proteinstück eines Ebola-Virus zugefügt, um Menschen immun zu machen. Der eine Impfstoff werde seit September in den USA, Großbritannien und Mali getestet. Der zweite - ein Lebendimpfstoff, der zum Teil in Marburg entwickelt wurde - werde in Kürze in der Schweiz, Gabun, Kenia und Deutschland erprobt.

Eine Studie ist am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) geplant: Der Impfstoff werde in Phase eins insgesamt 30 gesunden Freiwilligen gespritzt, um mögliche Nebenwirkungen zu erkennen. In Phase zwei könnten bereits Tausende, vielleicht sogar Zehntausende Menschen in Afrika einbezogen werden, sagte Klaus Cichutek, Leiter des für Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts.

Unruhen in Sierra Leone: Bei Unruhen infolge eines Streits mit Ebola-Helfern kamen in Sierra Leone mindestens zwei Menschen ums Leben. In der Stadt Koidu im Osten des Landes griffen Jugendliche Polizisten mit Knüppeln, Buschmessern und Flinten an, berichtete der Polizeichef David Koroma im Radio. Nach dem Anführer der jugendlichen Randalierer werde gefahndet.

Ausgelöst wurden die Unruhen dadurch, dass ein Helfer-Team bei einer 90-jährigen Frau mit Ebola-Verdacht eine Blutprobe entnehmen wollte. Jugendliche Verwandte der Greisin verwehrten dies und griffen Sicherheitskräfte an.

Bundeswehr-Einsatz: Das Verteidigungsministerium will rund 250 Bundeswehr-Angehörige für einen freiwilligen Einsatz in den Ebola-Gebieten ausbilden. 40 Freiwillige würden bereits auf den Einsatz vorbereitet, sagte ein Sprecher des Ministeriums in Berlin. Sie seien Anfang November einsatzbereit. Zunächst waren nach Angaben des Sprechers für den Einsatz mehr als 3000 Meldungen eingegangen. Auf Nachfrage habe es rund 1000 konkrete Rückmeldungen gegeben. Von diesen wiederum seien 250 als geeignet eingestuft worden.

Wenige Freiwillige: Nur wenige geeignete Helfer meldeten sich bislang beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) für den freiwilligen Einsatz in Westafrika. Nach DRK-Angaben vom Mittwoch waren von den rund 480 Bewerbern 196 grundsätzlich geeignet, darunter 82 Ärzte. „Das reicht aber bei weitem nicht aus, um die Kliniken über Monate hinweg zu betreiben“, sagte DRK-Präsident Rudolf Seiters. Das DRK betreibt ab sofort ein Behandlungszentrum in Sierra Leone.

Ebola-Risiko in Deutschland: Das Risiko einer Einschleppung des Ebola-Erregers über den Frankfurter Flughafen nach Deutschland ist nach Angaben eines Experten „extrem gering“. Der Airport sei beim Infektionsschutz „ein Vorzeigeflughafen“, sagte der Leiter des Frankfurter Gesundheitsamts, René Gottschalk. Wichtiger als Einreise- seien die Ausreisekontrollen in den betroffenen Ländern.

Ebola-Training: Tausende Mitarbeiter des New Yorker Gesundheitswesens absolvierten ein Training für den Ebola-Ernstfall. Ärzte, Krankenschwestern sowie Reinigungskräfte und Hilfspersonal sollten lernen, die Symptome zu erkennen und wie man die Verbreitung des Virus verhindere, berichteten New Yorker Medien. Im US-Staat Texas hatten sich zwei Krankenschwestern bei der Behandlung eines Ebola-Kranken aus Afrika infiziert.

Weißhelm-Truppe: Der Präsident der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen in Deutschland hält die Einrichtung einer internationalen Weißhelm-Truppe gegen Epidemien wie Ebola derzeit für „nicht hilfreich“. Zwar spreche nichts dagegen, den Vorschlag von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) in Zukunft umzusetzen, sagte Tankred Stöbe im Deutschlandradio Kultur. Im Moment brauche man jedoch konkrete Helfer vor Ort.