Manfred Rösch Foto: Eisele Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichte: Archäobotaniker Manfred Rösch spricht beim Forum Ebhausen über seine Forschungsergebnisse

Ebhausen. Mehr als 60 interessierte Besucher konnte die Vorsitzende Christel Hellwig im Namen des Forum Ebhausen beim Vortragsabend mit dem Archäobotaniker Manfred Rösch begrüßen. Auf Grund seiner Forschungsergebnisse konnte dieser ein neues Licht auf die Besiedlung des Nordschwarzwaldes werfen.

Der Schwarzwald, ein undurchdringlicher Urwald, den nur Jäger und Sammler gelegentlich durchstreiften und der erst ab dem Mittelalter teilweise besiedelt wurde? Nein, sagt Rösch, der auf Grund seiner Pollenfunde aus den Tiefen der Karseen nachweisen konnte, dass bereits in der Steinzeit ab dem 4. Jahrtausend vor Christus eine teilweise Besiedlung stattfand. Die heute ziemlich unfruchtbaren Böden hatten damals noch eine dünne Lößschicht und waren für die steinzeitlichen Ackerbauern und Viehzüchter nutzbar.

Buche breitete sich stark aus

Beim Übergang zur Bronzezeit wurde der Nordschwarzwald intensiv als Weide genutzt, aber ohne feste Besiedlung. Durch diese Nutzung konnte sich die Buche stark ausbreiten und die Tanne an Häufigkeit sogar übertreffen.

Während der Eisenzeit erfuhr der Schwarzwald massive Eingriffe. Die Kelten, die in Neuenbürg auf dem Schlossberg und in Nagold bedeutende Niederlassungen hatten, waren Meister in der Eisengewinnung und Eisenverarbeitung. Der Rohstoff dafür, das Eisenerz, wurde im ganzen Schwarzwald gewonnen. So siedelten Bergleute und Köhler in teilweise unwirtlichen Gebieten. Um sich selber zu versorgen, betrieben sie kleine Landwirtschaften. Für die Rennöfen, in denen das Erz geschmolzen wurde, brauchte man viel Holzkohle. War die Erzgrube erschöpft, zogen Bergleute und Köhler weiter und hinterließen große freie Waldflächen. Diese wurden zuerst von Birken, später dann von den Tannen wieder zurückerobert, die Fichte war kaum anzutreffen.

Im Mittelalter diente der Wald vor allem als Rohstoffspender für die Köhlerei, deren Holzkohle vor allem für die Glasherstellung wichtig war, als Brennstofflieferant und als Viehweide für die Bauern.

Als dann im 18. Jahrhundert die Fürsten viel Geld für ihre Schlösser, das Heer und die zahlreichen Beamten brauchten, musste der Wald als Geldquelle herhalten. In Holland wurden Eichenstämme für den Schiffsbau und Tannen als Rammpflöcke für die Fundamente der Städte Amsterdam und Rotterdam gebraucht. Die Flößerei hatte Hochkonjunktur. Doch es war absehbar, dass das nicht lange gut gehen konnte. Bald war der Wald abgeholzt, Ödflächen waren überall zu sehen und es herrschte ein Mangel an Brennholz.

Das Land musste handeln. So wurde als forstliche Notmaßnahme die Fichte aufgeforstet. Sie kam im Gegensatz zu der Tanne mit den Ödflächen zurecht, wuchs schnell und sicherte als "Brotbaum" gute Erträge. Seit dieser Zeit prägen die Fichtenmonokulturen das Bild des Nordschwarzwaldes.

Aber wie lange noch? Während die Tanne gerne vom Reh- und Rotwild als Nahrungsquelle genutzt wird, hat die Fichte einen winzigen, aber sehr effektiven Feind, den Borkenkäfer. Seine Ausbreitung bedroht den Bestand der Fichtenmonokulturen in den nächsten Jahren. Bei einem Fichtenbestand von über 50 Prozent wird sich das Waldbild wohl grundlegend verändern. Hinzu kommt je nach Höhenlage die zunehmende Klimaerwärmung.

Hat die Tanne dann eine Chance, wieder zum typischen Schwarzwaldbaum zu werden? Wohl eher nicht, meint Rösch. Sie ist ein Schattenbaum und braucht die Birke zum Aufwachsen. Aber auch dann ist ihre Chance gering. Nur wenn es gelingt, die Wilddichte einzuschränken, könnte sie in ferner Zukunft wieder eine Rolle spielen.