Der frühere Erfolgstrainer Otto Rehhagel geizte bei seinem Besuch in Ebhausen nicht mit Autogrammen. Foto: Priestersbach Foto: Schwarzwälder-Bote

Trainerlegende Rehhagel plaudert bei Besuch in Ebhausen aus dem Nähkästchen

Von Uwe Priestersbach

Ebhausen. "König Otto" und der Parlamentarische Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel werben nicht nur gemeinsam für eine Verbesserung im angespannten deutsch-griechischen Verhältnis. Das auf den ersten Blick ungleiche Duo bereiste jetzt auch den Nordschwarzwald.

Bei dieser Gelegenheit stand auch eine Stippvisite des Erfolgstrainers Otto Rehhagel in Ebhausen auf dem Programm, wo er in der Rathaus-Remise bei Kaffee und Kuchen mit Vertretern aus Sport und Kommunalpolitik plauderte. "Der Besuch ist schon eine besondere Ehre für uns", machte Bürgermeister Volker Schuler auch in seiner Eigenschaft als Präsident des Sportkreises Calw deutlich.

"Ja, ich bin mit Hans-Joachim Fuchtel nach Griechenland gefahren, um dort etwas Schönwetter zu machen", erklärte Rehhagel bei dieser Gelegenheit. Immerhin war er von 2001 bis 2010 griechischer Nationaltrainer – und nach dem Europameistertitel der Hellenen 2004 wurde er oft als "Rehakles" bezeichnet. "Das war eine schöne Zeit und mir standen alle Türen offen", erinnerte Otto Rehhagel daran, dass er zu dieser Zeit in einem Hotel mit Blick auf die Akropolis wohnte.

Doch überhaupt ist die Erfolgsgeschichte von "König Otto" beeindruckend, dem man seine 76 Jahre nicht ansieht. So spielte er 1963 beim Bundesligastart im Trikot von Hertha BSC Berlin und absolvierte insgesamt über 200 Bundesliga-Einsätze. Seinen Ruf als Erfolgstrainer begründete er vor allem während der 14 Jahre als Coach bei Werder Bremen. Mit den "Grün-Weißen" wurde er zwei Mal Deutscher Meister, zwei Mal DFB-Pokal-Sieger und gewann 1992 den Europapokal der Pokalsieger. Nach einem kurzen Gastspiel bei Bayern München wechselte Rehhagel zum 1. FC Kaiserslautern und schrieb auf dem Betzenberg eine echte Erfolgsgeschichte: Als Aufsteiger feierte er mit Lautern 1998 auf Anhieb den Meistertitel – eine bislang einzigartige Leistung, die vor allem dem Trainer zugeschrieben wurde.

Allerdings machte Otto Rehhagel jetzt in Ebhausen auch deutlich, dass "du als Trainer ohne gute Spieler nichts bist". Mit Blick auf aktuelle Fußballweisheiten scherzte er: "Wer als Trainer zu viel vertikal spielen lässt, läuft in Gefahr, horizontal entlassen zu werden".

Schmerzhaft ist für den seit über 50 Jahren mit seiner Jugendliebe verheirateten Rehhagel, dass sein langjähriger Club Werder Bremen derzeit Schlusslicht der Bundesliga ist. Doch gebe es im Fußball eben auch keine Chancengleichheit mehr. So werde der beste Fußball dort gespielt, wo das Geld ist – und "heute kann keiner mehr gegen die Bayern gewinnen", meinte Rehhagel.