Konzentriert arbeiten die Mädchen am "Girl’s Day" bei Diener Electronic und bauen ein LED-Lauflicht. Foto: Mutschler Foto: Schwarzwälder-Bote

Girl’s Day: Zwölf Schülerinnen lernen bei Diener Electronic in Ebhausen klassische "Männerberufe" kennen

Der "Girl’s Day" ist eines der größten Berufsorientierungsprojekte für Schülerinnen weltweit. Auch im Kreis Calw waren am Donnerstag wieder viele Mädchen unterwegs, um einmal in "klassische Männerberufe" hineinzuschnuppern.

Ebhausen. Hochkonzentriert sitzen die zwölf Mädchen im Konferenzraum der Firma Diener Electronic in Ebhausen und löten an einer Leiterplatte. Auch wenn der Girl’s Day für sie eine Pflichtveranstaltung ist, sind sie doch eifrig dabei, einen Bausatz zusammenzubauen, der später ein LED-Lauflicht werden soll. "Am Anfang habe ich eher keine so große Lust darauf gehabt, aber jetzt macht es richtig Spaß", gibt die 14-jährige Stefanie zu, die die achte Klasse der Nagolder Zellerschule besucht. So richtig habe sie dabei nicht gewusst, was auf sie zukommt. Die Firma, bei der sie den Girl’s Day verbringt, hat sie im Internet ausgesucht.

Auf der Webseite www.girlsday.de sind alle Firmen verzeichnet, die sich an diesem Aktionstag beteiligen. Im Nagolder Raum ist das Angebot dabei ebenso überschaubar wie im gesamten Kreis Calw.

"Ich dachte nicht, dass wir was machen dürfen"

Von den beiden Firmen, die in Nagold zur Auswahl standen, entschied sie sich für Diener und ist jetzt positiv überrascht: "Ich dachte eher, dass sie uns hier etwas zeigen und wir einen Rundgang machen, aber nicht, dass wir auch selbst etwas machen dürfen."

Das Löten gefällt auch der ebenfalls 14 Jahre alten Valeria besonders gut. "Das haben wir schon in der Schule gemacht, das macht Spaß", sagt sie. Beide haben sich bis zu diesem Tag nicht wirklich damit beschäftigt, möglicherweise einen "Männerberuf" zu erlernen. Stefanie wollte gerne etwas mit Tieren machen, Valeria zur Polizei oder fotografieren. Vermutlich sind das auch nach dem Girl’s Day weiter die Favoriten der beiden, auch wenn sie zugeben, dass der Tag ihnen gezeigt hat, dass auch andere Berufe Spaß machen können. "Man denkt eher, dass das etwas Typisches für Jungs ist. Ich habe vorher nie über diese Berufe nachgedacht", sagt Stefanie.

Spaß ist im Übrigen auch für Firmenchef Christof Diener ganz wichtig. Er habe seine Firma nicht gegründet, um viel Geld zu verdienen. "Bei mir war es immer die Freude an der Technik", die ihn angetrieben habe und letztlich dazu führte, dass er sich 1993 selbstständig machte.

Diesen Spaß will er jetzt auch den Mädchen vermitteln. Auch deshalb dürfen sie an diesem Tag praktisch arbeiten. Der Fachkräftemangel, so erzählt er, sei auch für seine Firma ein großes Thema. Deshalb sieht er im Girl’s Day eine Möglichkeit, an Frauen heran zu treten und ihnen zu zeigen, dass Berufe wie Zerspanungsmechaniker, Produktdesigner, Elektroniker, Mechatroniker oder Chemielaborant keine reinen Männerberufe sind.

Das bestätigen auch die drei (männlichen) Betreuer, die sich während des Lötens um die Mädchen kümmern und dafür sorgen, dass das LED-Lauflicht am Ende des Tages auch funktioniert. "Vielleicht denken sich die Mädels, dass die Arbeit zu schwer ist", sagt Frank, Auszubildender im ersten Lehrjahr. "Wir haben nur ein Mädchen bei 22 Azubis in der Klasse", erzählt er.

Auch Janina Teufel, Mediengestalterin bei Diener, findet es schade, "dass sich die Mädchen nicht für solche Berufe interessieren." Deshalb beteilige sich die Firma seit fünf Jahren an dem Girl’s Day. Direkt, also in Form einer Bewerberin, hat Diener davon bislang nicht profitiert. Dennoch sieht Christof Diener die Sache positiv: "Der Bekanntheitsgrad der Firma steigt." Deshalb werde man sich auch in Zukunft daran beteiligen.

"Bei Plasma denkt jeder erst mal an Fernseher oder Blut", sagt Christof Diener, Geschäftsführer der Diener Electronic GmbH + Co. KG in Ebhausen. Damit hat sein Unternehmen jedoch nichts zu tun.

Vielmehr fertigt die Firma Anlagen, mit denen Oberflächen mittels Plasmatechnologie behandelt werden. Eingesetzt werden die Maschinen bei Elektronik- und Smartphone-Herstellern, in der Uhren- und Schmuckindustrie, in der Labor- oder Medizintechnik und vielen weiteren Einsatzgebieten. Mit dieser Technologie in Verbindung mit verschiedenen Gasen können Kunststoffoberflächen gereinigt, vor dem Bekleben aktiviert, geätzt oder bedruckbar gemacht werden.

Das Unternehmen wurde 1993 gegründet, beschäftigt mittlerweile 120 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von rund 13 Millionen Euro pro Jahr.

Weitere Informationen: www.plasma.com