Auf dem einstigen Kamelhof in Rotfelden, der 2013 ein Raub der Flammen wurde, soll eine neue touristische Attraktion entstehen. Foto: Fritsch

Gemeinde informiert Bürgerschaft von Rotfelden. Kommt Soccer- und Naturpark mit Streichelzoo?

Ebhausen-Rotfelden - Der Kreis Calw könnte bald um eine touristische Attraktion reicher sein. Ein Investor plant auf dem ehemaligen Kamelhof bei Rotfelden, der vor zwei Jahren einem verheerenden Feuer zum Opfer fiel, ein millionenschweres Projekt mit Soccer- und Naturpark. Auf seine ambitionierten Pläne reagiert man vor Ort eher verhalten.

Dass sein Lebenswerk, dieser Kamelhof, der vor dem Brand 91 Trampeltiere und Dromedare beherbergte und jährlich tausende begeisterte Besucher anzog, doch noch in gute Hände kommt und das Thema Kamel in irgendeiner Weise fortgeführt wird, das war der sehnlichste Wunsch von Kamelhofgründer Wilhelm Breitling aus Rotfelden.

Schon vor dem Brand hatte der heute 75-Jährige über eine Nachfolgeregelung nachgedacht. Nach der Vernichtung seines Hofes in der Feuersbrunst vom 31. Januar 2013 kam für ihn ein Neuaufbau nicht mehr in Frage, Breitling wollte verkaufen.

Eine ganze Reihe von Investoren klopfte bei ihm an. Zwei wollten einen Reiterhof auf dem Gelände am Rande des Dorfes errichten, andere wollten dort Ferienwohnungen bauen oder einen Soccerpark errichten. Nichtöffentlich gingen die Pläne mehrfach durch Gemeinde- und Ortschaftsrat. Die Begeisterung für die Projekte hielten sich indes in Grenzen. In den Augen von Ebhausens Bürgermeister Volker Schuler war bei den Investoren mitunter "viel Idealismus und wenig Geld" im Spiel.

Jetzt verkaufte Wilhelm Breitling das fünfeinhalb Hektar große Gelände samt einer großen Wiese an den Ditzinger Bernd Sennert, früher Mitinhaber einer Firma für Kanalroboter.

Sennert hat mit dem Kamelhof laut Breitling Großes vor: Auf der Wiese vor dem Hof soll ein so genannter Soccerpark entstehen, bei dem Golf mit einem Fußball auf einer 18-Loch-Anlage gespielt wird. Auf dem Hof selbst ist ein Wohnhaus, ein gastronomischer Betrieb und ein Kamelstall für 20 bis 30 Tiere geplant. Streichelzoo, Barfußpark und Wasserstraße sollen das touristische Angebot abrunden. Gestern Abend stellte der Investor seine Pläne in der Rotfelder Turnhalle der Öffentlichkeit vor.

"Pläne nicht gleich mit Begeisterungsphrasen in den Himmel heben"

Doch um die millionenschweren Investitionen umsetzen zu können, bedarf es einer Genehmigung der Gemeinde samt Bebauungsplanänderung. Und die Begeisterung im Rathaus, meint Breitling, falle eher "verhalten" aus. Breitling hat aus diesem Grund dem Käufer auch ein Rücktrittsrecht von dem Kauf eingeräumt, falls die Behörden einen Strich durch die Rechnung des Investors machen und seine Pläne ablehnen.

Bürgermeister Volker Schuler sieht die Sache auf Anfrage unserer Redaktion nicht euphorisch, eher nüchtern: "Für Euphorie bin ich zu lange im Amt." Er kann sich noch gut daran erinnern, wie der Kamelhof einst den Ort spaltete und setzt deswegen primär auf die Bürgerinformation: "Ein solches Projekt braucht die Akzeptanz in der Bürgerschaft."

Und der Schultes will vor allem eine Frage beantwortet wissen: "Wo liegt der Mehrwert für unsere Region?"

Vor diesem Hintergrund habe man Pläne wie die einer Paintballhalle oder einem Reiterhof mit 200 Pferden, die auf Feld und Flur unterwegs gewesen wären, von vornherein abgelehnt. Schuler plädiert stattdessen beim Blick auf Sennerts Vorhaben für eine "gewisse Sachlichkeit": "Wir sollten," erklärte er im Gespräch mit unserer Zeitung, "die Pläne nicht gleich mit Begeisterungsphrasen in den Himmel heben."

Immerhin: Sennerts Projekt sei "grundsätzlich vorstellbar", sagt Schuler. Neben einer sozialen oder touristischen Nutzung, wie die jetzt geplante, liebäugelte die Gemeinde auch mit einem Rückbau des Areals – also einer Verwandlung in den Naturzustand, wie’s vor dem Bau des Kamelhofes war.

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