Ihm ist der "Investor" zu unpersönlich. Bernd Sennert und seine Frau Simone wollen Rotfelden auch zum neuen Lebensmittelpunkt ihrer Familie machen. Links: Die exotischen Baumarten bleiben erhalten. Foto: Fritsch/Montage Helber

Eigentümer der Kamelfarm wollen nächsten Sommer ihren Umzug in Angriff nehmen. Behördenphase ist angesagt.

Ebhausen-Rotfelden/Ditzingen - Die neuen Eigentümer der einstigen Kamelfarm, Bernd und Simone Sennert, sprechen über Beweggründe für den Umzug aufs Land und ihre Pläne für das Gelände der ehemaligen Rotfelder Kamelfarm. Auch wohnen wollen sie auf dem Gelände der künftigen Freizeitanlage. Wenn es ideal läuft, schon ab dem nächsten Sommer.

Sie haben sich Rotfelden verordnet. Vorerst lebenslänglich. Auch für ihre beiden jüngeren Kinder, die bisher bei Stuttgart aufgewachsen sind, bedeutet der Umzug aufs Land eine große Veränderung. Manchem jagt "das Land" mit seiner angeblichen Ereignislosigkeit ja Schauer des Unbehagens über den Rücken. Davon ist bei den Sennerts aber nichts zu spüren. Die ganze Familie freut sich auf den neuen Lebensabschnitt.

Wenn es ideal läuft, ist es schon nächsten Sommer so weit. Bis dahin soll der u-förmige Hauptbau stehen, in dem vier der sechs Sennerts ihren privaten Wohnbereich haben werden. Inmitten einer riesigen Natur- und Freizeitanlage für Familien aus der ganzen Umgebung.  Die ehemalige Kamelfarm Rotfelden, die 2013 ein Raub der Flammen wurde, startet in eine neue Zukunft.

Bisher war allen voran von einem "Investor" die Rede, der das Gelände gekauft habe. Dass ein Durchschnittshaushalt ein solches Areal nicht aus der Portokasse kauft, ist klar. In manchem Oberstübchen mag so das Bild eines abgehobenen Schatten-Eigners, der im Hintergrund personenfern Strippen zieht und für den sowieso nur Profit zählt, aufgeleuchtet haben. Blickt man in die Augen der neuen Besitzer, ist von diesem Bild nur noch wenig vorhanden. "Als Investor sehe ich mich eigentlich nicht. Das ist mir zu unpersönlich.", sagt Bernd Sennert. Schließlich werden er, seine Frau sowie Sohn und Tochter im Grundschulalter ihren Lebensmittelpunkt ganz nach Rotfelden verlagern. "Wir wollen hier wohnen und das hier gestalten. Und wünschen uns, dass die Leute uns mit dem verbinden", sagt Simone Sennert.

Mehrere Jahre war ihr Mann Geschäftsführer eines mittelständischen Industriebetriebs. In der Industrie zu arbeiten, empfand er als reizvoll. Für die Familie sei in dieser Phase jedoch viel zu wenig Zeit gewesen, so Bernd Sennert. "Wenn er aus dem Haus ist, waren die Kinder noch im Bett. Und wenn er heimkam, waren sie wieder im Bett", schildert Simone Sennert die Situation. Eine sichere Existenz, ja. Aber keine, die die Sennerts auf Dauer leben wollten.

Was macht einen glücklich? Für Bernd und Simone Sennert markierte diese Frage den Anfang aller Veränderung. "Ich war schon jahrelang am Überlegen – wie bring‘ ich Beruf und Familie besser zusammen", sagt Bernd Sennert. Mit Rotfelden habe ein Wunsch Gestalt angenommen, bekräftigen beide.

Natur, Familie und Ursprünglichkeit sind die Grundpfeiler, auf denen die neue Rotfelder Freizeiteinrichtung stehen soll. Wasserspielplatz, ein Kleintier-Streichelbereich mit Hasen, Hühnern, Meerschweinchen, eine "Spielscheune" mit haufenweise Heu – diese Angebote sollen den jüngsten Besuchern gerecht werden. Ältere werden sich auf einer Spielanlage beweisen und ihre Geschicklichkeit beim Balancieren auf Baumstämmen erproben können. Schulklassen können Baumsorten studieren kommen. Die 80 vorhandenen Gehölze mit Infotafeln, darunter Exoten wie Judasbaum und Himalajabirke, bleiben der Anlage erhalten.

"Fußballgolf" kann gespielt werden

Ein Gastronomiebereich wird regionale Spezialitäten anbieten. Er liegt so, dass Eltern sich zurücklehnen können. Vom Sitzplatz aus haben sie ihre Sprösslinge in der Spielscheune im Blick. An Grillstellen wird Vati Würste brutzeln können. Und wer einfach nur im Gras Dösen will, auch der wird ein Plätzchen finden. So stellen es Sennerts sich vor. Es klingt schon alles ganz schön detailreich und konkret.

Im Moment jedoch befinden sich die Sennerts noch voll in der Phase der Behördengänge. Nach einer Infoveranstaltung in der Rotfelder Gemeindehalle und der Projektvorstellung im Rahmen öffentlicher Gemeinderatssitzungen sind jetzt die Ämter dran. Auch erste Entwürfe für zukünftige Gebäude müssen vorgelegt werden. Diesen Part haben Bernd und Simone Sennert an den Calwer Architekten Wolfgang Krieg delegiert. Für Visionen zur Gestaltung der Anlage brauchen die beiden niemanden zu engagieren. Die kommen von Freunden, Verwandten – und ihnen selbst zu genüge.

Jugendliche und Erwachsene, beispielsweise, werden auf einer separaten Anlage die Trendsportart "Fußballgolf" praktizieren können. Man spielt also Golf. Mit einem Fußball. Und dem eigenen Fuß als Schläger. Bereits 20 solcher Fußballgolf-Bahnen gebe es in Deutschland, sagt Bernd Sennert. Ihn hat das Fieber schon länger gepackt. Wenn die Nachfrage da ist, kann er sich vorstellen, dieses Angebot bis zur Turnierreife auszubauen. Die Standards dafür will er auf der Rotfelder Anlage schaffen. Fast anderthalb Kilometer Bahn sollen entstehen. An die 100 Übernachtungsplätze wollen Bernd und Simone Sennert zudem anbieten. Von rustikal im Heu bis romantisch für Zwei im ehemaligen Gerätehaus. Der Großteil der Betten soll jedoch auf Mehrbettzimmer für Familien und Freizeitgruppen entfallen. Rustikal, urig und regionaltypisch, also mit einer guten Prise Schwarzwald-Flair, soll das Ganze ausfallen.

Und die Kamele? Die, bestätigt Simone Sennert, werde es natürlich weiterhin geben. Sechs Tiere aus dem Vorgängerbestand leben noch – oder schon – auf der Anlage. "Wir wollen auf 10 bis 15 Tiere aufstocken", erklärt Simone Sennert. Damit könne auch das beliebte Kamelreiten auf dem Gelände fortgeführt werden. Mit der Karawane in den Wald hinein, wie einst zu Zeiten des Kamelhof-Gründers Wilhelm Breitling, zieht es die Sennerts zunächst noch nicht. Bernd Sennert stellt klar: "Wir wollen nicht unbegrenzt wachsen. Die Qualität unseres Angebots steht im Mittelpunkt." Trotzdem ist er sich bewusst: "Das Projekt ist nicht gerade klein". Zehn bis zwölf Mitarbeiter wird er allein in der Anfangsphase einstellen müssen. Allein den Rasen des 60 000-Quadratmeter-Geländes instand zu halten, erfordert einen ganzen Tag pro Woche.

Dass sie genug Elan mitbringen, ihre Pläne umzusetzen, da sind die gebürtige Leonbergerin und ihr aus dem Neckar-Odenwald-Kreis stammender Mann guter Dinge. "Wir sind jetzt genau im richtigen Alter", sagt die 43-jährige Simone Sennert. "Wir haben die nötige Erfahrung und noch genügend Kraft und Motivation", ergänzt sie. Über die Herkunft ihrer Familien haben beide zu ländlichem Leben einen Bezug. Den ersten Realitätscheck für ihre Visionen haben sie mit Freunden und Verwandten, die in der Hotellerie und Gastronomie tätig sind, bereits vorgenommen.

Die Umsetzung ist im Gange. "Die Liste, wo man als ganze Familie hingehen kann", ist ziemlich kurz, so der Eindruck der vierfachen Mutter Simone Sennert. Diese Liste wollen sie und ihr Mann nun bald um ihren Rotfelder Familien-Erlebnispark bereichern.