Gertrud Schmidts Vater war der erste Heimatforscher Ebhausens. Das hat auf sie abgefärbt. Die Sammelleidenschaft der 79-Jährigen ist ungebrochen. Fotos: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Gertrud Schmidt ist die Mutter der Ebhauser Heimatstuben und kümmert sich leidenschaftlich um die Exponate

Von Simone Heinzelmann

Ebhausen. "Mensch, das gibt es aber nur in Ebhausen, das habe ich sonst noch nie in einem Museum gesehen." So kann sich Gertrud Schmidt freuen, wenn ihr mal wieder ein besonders außergewöhnliches Exponat in die Hände fällt. Die 79-Jährige ist die Mutter der Ebhauser Heimat-stuben.

Oder hat etwa schon mal jemand in einer Ausstellung eine Apfelschälmaschine erspäht? Auch Schulranzen aus festem Karton aus Kriegszeiten könnten eine Ebhauser Spezialität sein – die hatte einst ein findiger Sattler angefertigt als wegen der Materialknappheit die Produktion von ledernen Ranzen nicht möglich war. Typisch schwäbischer Tüftler. Gertrud Schmidt sammelt sie alle – die alltäglichen und die kuriosen Fundstücke. Schon als kleines Mädchen hat sie gehortet, was ihr gefiel. Und wenn es die Eierschalen von Ostern waren, die der Herr Papa, seines Zeichens der Volkskundler Friedrich Heinz Schmidt, immer so schön filigran ablöste. "Ich habe Blutgruppe 0", sagt sie und lacht. "Das ist die Ur-Blutgruppe der Sammler und Jäger."

Geboren wurde die kleine Gertrud in Berlin. Als sie fünf Jahre alt war, zog die Familie nach Bayreuth. Später war der Vater an der Landesstelle für Volkskunde in Stuttgart tätig. Im Dezember 1945 schließlich ging die Familie nach Ebhausen, wo Gertrud Schmidts Mutter herstammte und das junge Mädchen schon zuvor die Sommer verbracht hatte.

Gertrud Schmidts Vater war der erste Heimatforscher Ebhausens. "Das hat halt auf mich abgefärbt", sagt die 79-Jährige und lächelt. Volkskundlerin wäre sie auch gerne geworden. "Aber das ist eben eine brotlose Kunst, sonst hätte ich es ja studiert." Dafür steckte die junge Gertrud Schmidt gerne ihre Nase in die Fachbibliothek ihres Vaters. Aus ihr wurde aber schließlich keine Volkskundlerin, sondern Lehrerin und dann Berufsberaterin.

Doch die Heimatforschung und vor allem die Sammelleidenschaft ließen sie nicht mehr los. Gertrud Schmidt bestückte mit ihren Exponaten diverse Heimatausstellungen, eines kam zum anderen und schließlich wurde es zu ihrer Aufgabe, die beiden Heimatstuben in Ebhausen zu bestücken.

Eine ist im alten Schulhaus untergebracht und beherbergt die Dauerausstellung "Wohnkultur anno dazumal". Unter den Ausstellungsstücken finden sich Möbel aus der Jahrhundertwende, die aus dem Haus von Gertrud Schmidts Tante stammen, das sie einst ausräumen musste. In der Heimatstube ganz oben im Rathaus kümmert sich Gertrud Schmidt um die Wechselausstellungen. "Lebensstationen" heißt die aktuelle und deckt thematisch eine komplette Lebensspanne von der Wiege bis zur Bahre ab.

Die Ausstellungsstücke stammen zum Teil nach wie vor aus ihrem eigenen Sammler-Haushalt. "Ich habe daheim schon ein Museum", erzählt Gertrud Schmidt mit leuchtenden Augen. Dabei hat sie Glück, dass ihre Sammlung noch existiert: Zweimal hat es in ihrem Wohnhaus bereits gebrannt. "Alles war voller Ruß, ich musste jedes einzelne Teil abwaschen."

Viele Gegenstände bekommt sie außerdem von der Bevölkerung. Aber auch der Sperrmüll ist die reinste Goldgrube für Gertrud Schmidt. "Die hier habe ich aus dem Container gezogen", sagt sie und zeigt auf eine hübsche Puppe in einem großen Kinderwagen. Auch Abbruchhäuser sind vor ihr nicht sicher: Bevor der Bagger anrückt, treibt erst einmal Gertrud Schmidt ihr "Unwesen" in den alten Gemäuern. "Ich habe schon unzählige wurmstichige Sachen präpariert", erzählt die 79-Jährige und man hört ihr an, was das für eine Arbeit sein muss. Und dann sind da noch die sperrigen Exponate wie etwa die landwirtschaftlichen Nutzfahrzeuge, die ihr immer wieder angeboten werden. "Die bekomme ich hier leider einfach nicht unter." Doch immer wieder versucht Gertrud Schmidt, auch diese Kulturgüter zu retten und ein Plätzchen zum Unterstellen zu finden.

In ihrem Kämmerchen im Rathaus lagert sie die handlicheren Gegenstände. In den Regalen stapeln sich die Werkzeuge, Einweggläser und Kleidungsstücke, auf dem Boden liegen alte Koffer neben Leiterwagen und anderen alten Gegenständen, die sich mit der Zeit angesammelt haben. Gerade wird fleißig an einer Bestandsaufnahme gearbeitet. Jedes Exponat wird abgelichtet und mit Erläuterungen versehen. Darüber ist Gertrud Schmidt froh. Denn auch nach ihr sollen ihre Schätze erhalten bleiben.

Weitere Informationen: Wer gerne einmal einen Blick in die Ebhauser Heimatstuben werfen möchte, kann sich telefonisch bei Gertrud Schmidt unter 07458/530 anmelden. Sie bietet auch gerne kleine Führungen an und steht für Fragen zur Verfügung.