Ebhausens Jugendpflegerin Kristina Gregor (hinten ganz rechts) stieß mit ihrer Idee des "Schimpfwörterfastens" im "Bunker" auf viel Begeisterung. Foto: Ließmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Besondere Fastenaktion im Jugendraum von Ebhausen / Erlös des "Schimpfwörter-Fastens" geht nach Uganda

Von Kirsten Ließmann Ebhausen. Die Fastenzeit geht zu Ende. Im Jugendraum "Bunker" in Ebhausen hat man dieser Tage auf ganz außergewöhnliche Weise gefastet und damit obendrein Gutes getan. Hat man vor wenigen Jahren in den Neujahreshimmel geblickt und sich so allerhand für das frisch angebrochene Jahr vorgenommen, so zeichnet sich mittlerweile ein neuer Trend ab, der das Leben positiv beeinflussen soll: das Fasten in außergewöhnlichen Bereichen. Man verzichtet beispielsweise gänzlich auf Schokolade, das Auto, die Zigarette, das Mobiltelefon, Fußballspiele im Fernsehen oder Computerspiele. Wichtig scheint dabei vor allem, dass der Verzicht ein bisschen wehtut und zum Nachdenken anregt.

Ebhausens Jugendpflegerin Kristina Gregor hat jedoch vor allem eines im Sinn: Die Sensibilisierung der Jugend für die Schönheit und Vielfältigkeit der deutschen Sprache. In einem katholischen Kinderheim, in dem sie vor Jahren arbeitete, durfte sie miterleben, wie man in der Fastenzeit auf jegliche Art von Schimpfwörtern verzichtete.

Diese Idee fand die Jugendbetreuerin schlichtweg genial, sodass sie sie vergangenes Jahr erstmalig ihrem Jugendtreff vorstellte. "Die Jugendlichen fanden den Einfall richtig toll; daher setzten wir ihn spontan um. Allerdings fingen wir im Vorjahr etwas später an", berichtet die junge, engagierte Frau strahlend.

Dieses Jahr indes ging man das Thema "Schimpfwörter-Fasten" so richtig professionell an. Im Vorfeld unterhielten sich Gregor und ihre Jugendraum-Besucher darüber, welche Schimpf- und Fäkalworte ausgeschlossen werden, man legte eine lange Liste an mit allen Besuchern, sodass man jederzeit sein "Ungemach" überprüfen kann – und einigte sich auf eine Bestrafung von fünf Cent pro Schimpfwort. Das Geld wird in einer Kasse gesammelt und kommt einem guten Zweck zugute. "Es ist für unsere Grace aus Uganda. Eine ehemalige Schülerin der Lindenrainschule hat das in die Wege geleitet. Seither wird Grace von der Schule durch verschiedene Projekte und ebenso durch uns unterstützt", erzählt Kristina Gregor. Zuerst hatten sie überlegt, sich etwas davon zu gönnen, wie einen Pizza-Abend etwa. "Doch dann würden wir uns für das Benutzen von Schimpfwörtern belohnen und das geht ja gar nicht", lacht die sympathische Jugendbetreuerin.

Das finden auch all ihre "Bunker"-Besucher, die das Vorhaben noch eifrig vorantreiben. Zwei Mädchen, Leonie und Ronja, haben das "Schimpfwörter-Fasten" gar daheim in der Familie eingeführt, und Leonie konnte darüber hinaus ihren Nachhilfelehrer dafür erwärmen, mitzumachen.

Viel-Flucher wie Tom werden eiskalt geoutet, wobei der seinen zweifelhaften Titel sogleich an seinen Bruder weiterreicht und sich immerhin darüber freut, dass er Grace mit seinem Hang zum Benutzen von "Sch-Wörtern" fleißig unterstützt. Mittlerweile suchen die Jugendlichen des Treffs nach Schlupflöchern; sie überlegen sich Ersatzworte, wie "Mist" oder "Scheibenkleister". Bianca beichtet: "Naja, manchmal rutscht einem halt doch mal was raus. Vor allem, wenn wir was zusammen spielen, wie UNO oder so." Und Anna-Lena weiß zu berichten, dass sie manchmal ganz schön aufpassen muss. Denn in der Schule flucht man eben doch so dann und wann, und plötzlich soll man im "Bunker" an sich halten. "Aber durch die Aktion ist es selbst in der Schule weniger geworden", gibt sie stolz bekannt.

Alles in allem ist das "Schimpfwörter-Fasten" eine gute, runde Sache, die einem vor Augen hält, wie oft man unschöne Worte benutzt. Am Ende gibt es nur Gewinner: die unerschöpflich schöne, deutsche Sprache, die zum Einsatz kommt, Grace aus Uganda und einen Sieger in Sachen Zurückhaltung beim Schimpfen, der einen Preis dafür erhält.