Martin Pfeiffer (Dritter von rechts) und die Studenten lassen sich von Produktionsleiter Heike Hauser am Beispiel der Laboranlage Femto die Funktionen und Komponenten einer Niederdruck-Plasmaanlage erklären. Foto: Zepf Foto: Schwarzwälder-Bote

22 Pforzheimer Ingenieurstudenten sammeln Praxiserfahrung bei Diener electronic in Ebhausen

Von Hans-Peter Zepf

Ebhausen. Forschung und Industrie der Region Nordschwarzwald müssen nicht fremdgehen. Hochschulen finden High-Tech-Industriepartner, die Industrie ihre Forschungspartner nicht in der Ferne, sondern auf höchstem Niveau direkt vor der Haustür. Ein Beispiel aus Ebhausen.

Praxiskontakt mit wissenschaftlichem Tiefgang ist für die Studierenden der Fakultät für Technik an der Hochschule Pforzheim gefragt. Es sollen Perspektiven für das Praxissemester im folgenden Halbjahr sowie für weitere Karrieremöglichkeiten vermittelt werden. 20 Studenten der Fachbereiche Elektrotechnik und Technische Informatik sowie zwei Mechatroniker jeweils im vierten Semester besuchten gemeinsam mit Prodekan Martin Pfeiffer und Projektleiter Michael Gradwohl von der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald GmbH die Firma Diener electronic in Ebhausen. Produktionsleiter Heiko Hauser, Vertriebschef Arkadi Konavko und Geschäftsführer Christof Diener führten auch durch die heiligsten Hallen des Unternehmens.

Der Unternehmensbesuch fand im Rahmen der Initiative Wissensregion Nordschwarzwald statt, die den regionalen Unternehmen und Hochschulen mit regelmäßigen Veranstaltungen sowie Unternehmensbesuchen Plattformen bietet, um miteinander Gespräche zu führen, Partnerschaften zu knüpfen und vertiefen und um voneinander zu lernen. Außerdem unterstützt sie die Unternehmen bei der Gewinnung von Fachkräften.

Kaum vorstellbar, dass es Elektronikpraxis in höherer Konzentration gibt als in Fertigung und Labors des Plasmaspezialisten. Dazu das verblüffende Erlebnis, dass Physik- und Chemiegrundlagen überhaupt nicht so weltfremd sind, wie es im Hörsaal manchmal erscheinen mag.

Die Liste der Diener-Kundenreferenzen ist ein Who-is-who der Elektronikbranche. Die Elektrotechnikstudenten konnten erfahren, dass kein Arbeitsschritt in der Mikroelektronik ohne Plasmabehandlung funktioniert: Plasmaätzen von Siliziumsubstraten und Leiterbahnen mit Abständen im Nanometerbereich, Metallkontakte werden feinst gereinigt, Oxidschichten reduziert, damit Bonddrähte bombenfest halten und hochwertige Schaltungen für aggressive Umgebungen werden mit einer hauchdünnen Schutzschicht überzogen, die jede Lücke und jeden Hohlraum erreicht.

Plasmaprozesse können mit wenigen einfachen Schaltern und Ventilen gesteuert werden, komplexe und automatisierte Abläufe aber auch durch eine ausgefeilte Computersteuerung, Spielwiese für die Technischen Informatiker. Die Steuerprogramme werden allerdings nicht bei Diener electronic selbst entwickelt, sondern durch das spezialisierte Unternehmen der Bruders von Firmenchef Christof Diener, der das Unternehmen 1993 gegründet hat.

Diener Plasmaanlagen gibt es als Schreibtischgerät in den Abmessungen eines Mikrowellenherdes, mit dem sie physikalisch durchaus verwandt sind oder als zwölf Kubikmeter große Kolosse. Diese Schwerindustriegehäuse werden in Maschinenbaubetrieben in der Umgebung im Lohnauftrag gefertigt.

So beschäftigt der Marktführer für Niederdruck-Plasmaanlagen nicht nur mehr als 100 Mitarbeiter im eigenen Werk, sondern sorgt auch für gute Konjunktur bei Zulieferern und Dienstleistern in der Umgebung.