Kommune im Nagoldtal strebt als erste Gemeinde im Kreis nach dem "European Energy Award" / Resonanz bei der Bevölkerung ist positiv

Von Sebastian Bernklau Ebhausen. Der Bund hat jetzt die große Energiewende verkündet. In Ebhausen hat man diese Wende schon vor einigen Jahren eingeläutet. Jetzt will Bürgermeister Volker Schuler den nächsten Schritt gehen. Ebhausen will den "European Energy Award".Für Ebhausen und Volker Schuler ist das Thema erneuerbare Energien wahrlich kein neues. Wasserkraft, Holzhackschnitzel und Solarenergie stehen dort schon seit einigen Jahren auf der Tagesordnung. 2005 baute man eine neue Sporthalle und verband damit den Einstieg in eine Hackschnitzelwärmeversorgung für Halle, Bauhof, Schule, Feuerwehr und Vereinshaus.

Diesen Weg ging man konsequent weiter. 2006 folgte die erste Bürgersolaranlage auf dem Schuldach, ein Jahr später eine Bürgersolaranlage im Teilort Ebershardt. 2008 folgte die Photovoltaikanlage auf dem Vereinshaus, bevor 2009 die Rathäuser in Ebhausen und Ebershardt auf Pelletsheizungen umgerüstet wurden. Zudem wurde die Straßenbeleuchtung auf energiesparende 50 Watt-Natriumdampfleuchten umgestellt.

Viel ist in Sachen erneuerbare Energie und Energiesparen passiert in der 5000-Einwohner-Kommune, doch wo man damit steht – auch im Vergleich mit anderen Gemeinden – und wie viel umweltfreundliches Energie-Potenzial noch in Ebhausen schlummert, das weiß man nicht. Deshalb hat sich Ebhausen als erste Kommune im Kreis Calw dazu entschlossen, nach dem "European Energy Award" (EEA) zu streben.

Dieser EEA umfasst die Bestandsaufnahme und die Katalogisierung möglicher zukünftiger Maßnahmen zur Energieeinsparung und zum Klimaschutz. Sechs Handlungsfelder der Gemeinde – Entwicklungsplanung und Raumordnung, kommunale Gebäude und Anlagen, Ver- und Entsorgung, Mobilität, interne Organisation und Kommunikation und Kooperation – werden nach einem vorgegebenen Punkteraster bewertet.

Liegt eine Kommune in diesen Bereichen über 50 Prozent, wird die Kommune mit dem Preis ausgezeichnet. Deutschlandweit gibt es derzeit 214 EEA-Städte und -Gemeinden sowie 13 EEA-Kreise. In Baden-Württemberg sind es 57 Kommunen und drei Landkreise. Schwerpunkte liegen im Kreis Ravensburg und dem ebenfalls gut vertretenen Enzkreis.

Zuschüsse erleichtern die Entscheidung

Und weil für die Zertifizierung ohnehin ein externer Experte nötig ist, hat die Gemeinde Ebhausen schon 2010 das Büro endura-kommunal in Freiburg mit der Zertifizierung beauftragt. Das fiel Bürgermeister Volker Schuler und seinem Gemeinderat auch deshalb leicht, weil es für das 20 000 Euro-Projekt Zuschüsse von 8000 Euro gab. Neben dem "European Energy Award" ist das Büro auch mit einer Analyse beauftragt, wie viel Potential an erneuerbarer Energie in der Kommune noch schlummert.

Die Untersuchungen des Freiburger Büros laufen auf Hochtouren. In sechs Wochen sollen dem Gemeinderat die Ergebnisse vorliegen. Nach den jüngsten Zwischenergebnissen sieht es so aus, dass Ebhausen den Energie-Award gut schafft. Derzeit liegt man bei 54 Prozent Erfüllungsgrad. Sollte man die Vorschläge der Experten dazu noch umsetzen, könnte die Kommune fast 70 Prozent erreichen.

Neue Möglichkeiten für die Nutzung erneuerbarer Energien in Ebhausen haben die Experten bereits untersucht und bewertet, so etwa ein potenzielles Kleinwasserkraftwerk an der Nagold, das 200 000 Kilowattstunden im Jahr produzieren könnte. Bei der Wirtschaftlichkeit erreichte dieser Vorschlag die Bewertung "mittel". Untersucht wurde auch das Thema Windkraft, so etwa ein Standort nahe dem Teilort Wenden, der allerdings mit manchen Problemen behaftet ist. Ebenso unter die Lupe genommen wurden Potenziale für Photovoltaik, Blockheizkraftwerke und auch Biogasanlagen, denen die Ebhauser Landwirte offenbar positiv gegenüberstehen.

Insgesamt stellt Bürgermeister Volker Schuler in seiner Kommune eine recht große Akzeptanz für das Thema erneuerbare Energien fest. Nicht ganz so begeistert von der Idee, nach dem "European Energy Award" zu streben, sind nach Schulers Worten seine Kollegen Bürgermeister im Kreis Calw. Das Interesse an einer von Schuler zu dem Thema angebotenen Infoveranstaltung sei spärlich gewesen, was der Schultes nicht nachvollziehen kann. "Früher oder später werden alle Kommunen diese Anstrengungen unternehmen müssen", meint Schuler. "Wie sonst will man im Land die ehrgeizigen Klimaziele erreichen?"