Monja Raible (von links), Herbert Isdebski, Claudia Heinze und Madlin Keck bilden den Vorstand des neu gegründeten Kamelvereins. Foto: Breitling Foto: Schwarzwälder-Bote

In Wildberg gründet sich ein neuer Kamelverein zur Weiterführung der Arbeit mit den Tieren / Breitling noch immer traumatisiert

Von Sebastian Bernklau

Ebhausen-Rotfelden. Vor fast zwei Jahren zerstörte ein Flammeninferno den Kamelhof in Rotfelden. 86 Tiere starben. Nach dem Ereignis blieb es lange ruhig um die Kamelfarm, ihren Gründer Wilhelm Breitling und die überlebenden Tiere. Jetzt kommt Bewegung in die Angelegenheit. Ein neuer Verein will die Arbeit von Wilhelm Breitling mit den Tieren fortführen – mit seiner Unterstützung.

Jeden Tag ist Wilhelm Breitling noch auf dem Gelände, wo einst die große Kamelfarm am Ortsrand von Rotfelden stand. Immerhin gilt es, die sechs verbliebenen Tiere zu versorgen. Morgens füttert er sie und schaut dann noch mal am Nachmittag oder Abend nach dem Rechten, hält die große Anlage in Schuss. "Und manchmal gehe ich einfach nur so dorthin", erzählt Breitling.

Das, was damals in der Nacht zum 31. Januar 2013 passiert ist, wirkt weiter nach. Breitling ist noch immer traumatisiert. "Es ist für mich immer noch schwer, mich damit auseinanderzusetzen", erzählt er. Und trotzdem kann er nicht von seinem Lebenswerk lassen – auch weil er nicht weiß, wie es mit dem Areal und den dort noch beheimateten Tieren weitergeht.

Schon vor dem Brand hatte Breitling versucht, die Kamelfarm zu verkaufen. An diesem Vorhaben hält er auch nach der Brandkatastrophe weiter fest. Interessenten meldeten sich regelmäßig, sagt Breitling. So alle anderthalb Monate einer. Das Gelände zu verkaufen, sei nicht das Problem, sondern vielmehr die Entscheidung, was dort dann entsteht. Zunächst einmal habe die Gemeinde Ebhausen ihre Vorstellungen. Laut Breitling wünsche sie dort nur eine soziale oder touristische Nutzung. Und da sind dann noch die Tiere, die Breitling auch nach einem Verkauf gut versorgt wissen will. An Image und Logo des Kamelhofs seien bisher jedenfalls alle Interessenten interessiert gewesen, erinnert sich Breitling, der auch aktuell über vielversprechende Gespräche in dieser Sache berichten kann. Aber wie die Tiere in ein Nutzungskonzept passen, ist noch nicht klar.

Breitling ist nicht mehr der Jüngste. Ohne Mitstreiter stünde er in dieser Situation ziemlich allein und verloren da. Doch diese Mitstreiter, die hat er. Und die haben sich nun neu organisiert, um die Arbeit von Breitling mit ihm gemeinsam fortzuführen. Insbesondere Claudia Heinze und die Rottenburger Familie Raible seien es gewesen, die die Gründung eines neuen Kamelvereins als Nachfolgeorganisation des Vereins "Fata Morgana" vorangetrieben hätten, freut sich Wilhelm Breitling. Das Engagement sei so enorm, dass etwa Claudia Heinze bereits auf internationalen Kongressen für die Sache der Kamele unterwegs gewesen sei, berichtet Breitling im Gespräch mit unserer Zeitung.

Dieses Engagement mündete nun in ein Treffen in Wildberg, bei dem ein neuer Kamelverein gegründet wurde. Notwendig wurde dies, weil sich der Zweck des alten Kamelvereines seit der Brandkatastrophe auf dem Kamelhof in Rotfelden nicht mehr verwirklichen lässt. Den Zweck in einer Satzung zu ändern, hätte aber die Zustimmung aller Mitglieder bedurft, was bei einem Verein, bei dem die Mitglieder so weit gestreut sind, nicht machbar schien.

Somit wurde also ein neuer Verein aus der Taufe gehoben. Der neue Verein trägt den Namen: "kamel.de". Somit ist der Name und die Internetdomäne identisch.

Die Aufgaben im neuen Verein sind in der Satzung jetzt neu formuliert und beinhalten die Förderung von Wissenschaft und Forschung zum Kamel als Hauptaufgabe. Verwirklicht wird dies insbesondere durch die Dokumentation der Erfahrungen in der Kamelhaltung auf dem Kamelhof, der Ausarbeitung von Lehr- und Schaumaterial für Kindergärten und Schulen, Begleitung und Unterstützung von Praktika und wissenschaftlichen Arbeiten und dem Zusammentragen von Ergebnissen der heilenden Wirkung der Kamelmilch. Die Ausarbeitung von Arbeitsmethoden bei der tiergestützten Therapie mit dem Kamel gehört genauso dazu wie die Teilnahme und Mitwirkung an wissenschaftlichen Tagungen über das Kamel. Die Zucht der Kamele soll nach Angaben von Breitling nur noch eine untergeordnete Rolle spielen,

Breitlings Wissen steht dem neuen Verein zwar im Hintergrund zur Verfügung, aber für die aktive Arbeit hält er andere für besser geeignet: "Das müssen jetzt Jüngere machen." Wer das zumindest als Führungsperson sein soll, das bestimmte die Gründungsversammlung. Sie wählte Herbert Isdebski aus Horb zum Vorsitzenden, Claudia Heinze aus Calw zur Stellvertreterin, Kassiererin ist Monja Raible aus Rottenburg, während Madlin Keck aus Ebhausen die Schriftführung übernimmt. Breitling selbst sieht seine Hauptaufgabe zukünftig in einem Buch über die Kamelhaltung und die 40-jährige Geschichte der Kamelfarm, das in einem Jahr erscheinen soll. In der zweiten Aprilhälfte 2015 soll das nächste Zusammentreffen des Kamelvereins "kamel.de" stattfinden.