Der Umbau der Energieversorgung ist ein wichtiges Handlungsfeld im Kreis – doch in Ebhausen ist man da schon weiter als viele andere Kommunen. Foto: Priestersbach Foto: Schwarzwälder-Bote

Ebhauser Gemeinderat diskutiert Prognos-Studie über Stärken und Schwächen des Landkreises

Von Uwe Priestersbach

Ebhausen. Einen Blick in die Zukunft warf in dieser Woche der Ebhauser Gemeinderat: Allerdings brauchte man dazu keine Glaskugel, sondern die Strukturanalyse und Perspektivenstudie der Prognos AG für den Landkreis Calw.

"Wir müssen uns nicht verstecken, können uns aber auch nicht mit anderen Regionen vergleichen", erklärte Bürgermeister Volker Schuler bei der Vorstellung des Prognos-Zukunftsatlas für den Kreis Calw. Darin würden die Stärken und Schwächen im Landkreis beleuchtet, sagte Schuler und fand es wichtig, "dass die Kommunen an einem Strang ziehen".

Vorgestellt wurde das gut 80 Seiten umfassende Werk vom Ersten Landesbeamten Frank Wiehe und Sophie Schumann, die im Landratsamt für die Umsetzung der Prognos-Studie zuständig ist. In der werden 115 Maßnahmen aufgeführt, mit denen sich der Kreis Calw für die Zeit bis 2030 fit machen kann.

2010 führte die Prognos AG, eines der ältesten Wirtschaftsforschungs- und Beratungsunternehmen Europas, in ihrem regelmäßigen Ranking aller deutschen Kreise den Landkreis Calw auf Rang 237 von 412. "Für einen baden-württembergischen Landkreis war das kein schmeichelhaftes Ergebnis", machte Frank Wiehe deutlich. Und so wurde die Anfertigung einer Studie durch die Prognos AG in Auftrag gegeben, die sowohl Ist-Analyse wie Zukunftsprogramm sein soll. Zwischenzeitlich ist man immerhin wieder auf Rang 212 nach vorne gerutscht, aber der Stellvertreter des Landrates machte auch deutlich, dass der Kreis Calw von Boomregionen umgeben ist – darunter dem Kreis Böblingen, der im bundesweiten Ranking den fünften Platz belegt. Als Problem sieht Wiehe vor allem, dass junge Erwachsene eher aus dem Kreis Calw wegziehen. "Doch wenn über 50 Prozent der jungen Leute studieren wollen, hat ein Landkreis ohne Universität natürlich Probleme", weiß Wiehe. Angenehm überrascht war er dagegen davon, dass der Kreis Calw bei den Patenanmeldungen bundesweit den 32. Rang einnimmt.

Gleichzeitig stellten Frank Wiehe und Sophie Schumann die wichtigsten Handlungsfelder aus dem Zukunftsprogramm der Studie vor. Dazu zählen der Ausbau und die Sicherung einer zukunftsfähigen Infrastruktur, wobei neben dem Straßenbau und dem ÖPNV vor allem auch der Breitbandausbau einen Schwerpunkt bildet. Einen "harten Standortfaktor" bildet für Frank Wiehe die Sicherung von Schulstandorten, wobei man im Kreis Calw besonders für die Duale Ausbildung kämpfe.

Als großes Zukunftsthema bezeichnete der Erste Landesbeamte den Umbau der Energieversorgung - doch in diesem Bereich könne der Landkreis eher von Ebhausen lernen als umgekehrt. Als "Riesenthema" sieht man im Landratsamt ebenfalls die Reaktivierung des Tourismus. Einen Dauerbrenner bilden daneben die Angebote der öffentlichen Daseinsvorsorge, zu denen unter anderem auch die Krankenhäuser zählen.

In der anschließenden Diskussion bezeichnete SDW-Rat Andreas Weßling die Gesundheitsvorsorge im ländlichen Raum als brennendes Thema. Deshalb regte er an, dass man sich Gedanken darüber macht, wie man den Landkreis für Hausärzte attraktiv machen kann. Zudem sprach sich Andreas Weßling für eine verstärkte Wirtschaftsförderung aus und betonte: "Wo sollen denn die Leute herkommen, wenn es uns nicht gelingt, Arbeitsplätze zu schaffen?" Immanuel Deuble (BGW) befürchtet künftig einen "massiven Fachkräftemangel im Handwerk". Daneben wünschte er sich neue Ideen in Sachen Mobilität – denn "ich sehe sehr viele leere Busse herumfahren".