Verwaltungsgebäude und Filterhalle (hinten) der Kläranlage Horgen haben ein zusätzliches Stockwerk erhalten. Foto: Schickle Foto: Schwarzwälder-Bote

Zweckverband stolpert über Fremdwasser

u Mitglieder

Zum Zweckverband Abwasserreinigung Eschachtal gehören Dunningen mit Lackendorf und Seedorf; Eschbronn mit Locherhof und Mariazell, Königsfeld mit Buchenberg, Burgberg, Erdmannsweiler, Neuhausen und Weiler; Niedereschach mit Fischbach, Kappel und Schabenhausen; das Gewann Brambach sowie Heiligenbronn und Schönbronn von Schramberg; außerdem die Stadtteile Obereschach und Weilersbach von Villingen-Schwenningen sowie die Ortsteile Horgen, Flözlingen und Stetten der Gemeinde Zimmern.

u Kläranlage Insgesamt umfasst das Kanalnetz des Zweckverbands rund 70 Kilometer an Abwasserleitungen. Die Kläranlage, die jährlich rund 6,5 Millionen Kubikmeter Abwasser reinigt, befindet sich im Zimmerner Ortsteil Horgen.

Von Verena Schickle Dunningen/Zimmern o.  R. Der Zweckverband Abwasserreinigung Eschachtal investiert kräftig in seine Kläranlage in Horgen. Noch mehr allerdings kostet es die beteiligten Kommunen, zu verhindern, dass sauberes Wasser in "dreckige" Kanäle gelangt. Mancher würde ob Rainer Rapps Arbeitsplatz die Nase rümpfen. In manchen Ecken müffelt es gewaltig – Rapp leitet die Kläranlage in Horgen, die dem Zweckverband Abwasserreinigung Eschachtal (siehe Info) gehört. Sein Job stinkt ihm dennoch nicht. Auch, weil er so abwechslungsreich ist.

Gestern Morgen führte er Rainer Rapp nach Zimmern, wo die Mitglieder des Zweckverbands tagten. Erster Punkt auf der Tagesordnung war die Kläranlage, in der sich im vergangenen Jahr einiges getan hat: Das Verwaltungsgebäude und die Filterhalle wurden aufgestockt und erhielten ein neues Dach, das frühere Flachdach war undicht. Die Maßnahme kostete knapp 200 000 Euro, mit etwa 198 000 hatte der Zweckverband gerechnet. "Eigentlich eine Punktlandung", kommentierte Verbandsvorsitzender Emil Maser.

"Das Dach musste man auf jeden Fall machen", erzählt Rainer Rapp. Weil es im Verwaltungsgebäude eng geworden war, habe man die Chance genutzt, aufzustocken. Im zweiten Bauabschnitt sollen in dem neuen Obergeschoss unter anderem ein Besprechungszimmer und ein Büro entstehen.

Im Haushalt 2013 sind dafür allerdings noch keine Mittel eingestellt. Diesen hat die Versammlung gestern ebenfalls verabschiedet. Knapp 1,5 Millionen Euro sind im Vermögenshaushalt für Investitionen vorgesehen. Ein großer Batzen, nämlich 620 000 Euro, wird dennoch in der Horgener Kläranlage verbaut. Sie erhält neue Belüfter und Gebläse. Teile davon seien 35 Jahre alt, erklärt Rapp.

Dabei haben die Gebläse eine wichtige Aufgabe: Sie versorgen die Bakterien im Belebungsbecken mit Sauerstoff. "Die fleißigsten Arbeiter", sagt der Leiter der Kläranlage lachend. Diese erhält außerdem einen Tank für die C-Quelle, einen externen Kohlenstoff. Bisher ist er in einem Provisorium untergebracht. Zudem werden Fugen und Beton in den Belebungsbecken saniert. Die Arbeiten sollen Mitte des Jahres beginnen.

Der Rest der anderthalb Millionen Euro wird unter anderem für den Anschluss des Königsfelder Ortsteils Buchenberg verwendet, für die Tilgung von Darlehen und für die Umsetzung des Konzepts Regenentlastungsanlagen.

Diese haben gestern auch die Zweckverbandsmitglieder beschäftigt. Konkret geht es darum, das Fremdwasser, also Grundwasser, das in Kanäle und Becken eindringt, zu reduzieren. Dieses eigentlich saubere Nass vermischt sich nämlich mit dem Abwasser und muss dann ebenfalls geklärt werden.

Das Landratsamt geht davon aus, dass eine Verbessung ohne Baumaßnahmen nicht zu erreichen ist. Dabei hatte der Zweckverband seit Jahren "Hunderttausende Euro", so Bürgermeister Fritz Link aus Königsfeld, in Kanäle und Regenüberlaufbecken gesteckt. Ihm stellt sich deshalb die Frage, ob "in die richtige Richtung investiert" wurde. Zumal, das zeigten Zahlen des Ingenieurbüros Ernst + Co., der Zweckverband den Prognosen hinterherhinkt.

Klaus Gaiselmann, Leiter des Umweltschutzamts des Kreises, empfahl dennoch, weiter in die Fremdwasserbeseitigung zu investieren – außer in Dunningen und in Königsfeld hätten die Maßnahmen gegriffen. Dennoch muss wohl die Beckenkapazität vergrößert und ein Bodenfilter für die Kläranlage angeschafft werden.

Der allerdings geht mit mehr als 1,7 Millionen Euro wirklich ins Geld. Er würde verhindern, dass zu schmutziges Wasser in die Eschach gelangt – von Rainer Rapps Arbeitsplatz aus.

Immerhin: Den Klärschlamm wird der Zweckverband künftig günstiger los als bisher: Für gut 143 000 Euro pro Jahr an die Biowärme- Bräunlingen. Am Ende wird also verheizt, was Rapps Bakterien verarbeitet haben. 1800 Tonnen kommen in Horgen jährlich zusammen. "Filterkuchen" nennt sich das Ganze. Das klingt fast schon wieder appetitlich.