Michael Klammer steht mit seinem Team bereit, wenn bei einem Kunststoff verarbeitenden Betrieb der Materialnachschub versiegen sollte.. Foto: Polymer Partner Foto: Schwarzwälder-Bote

Dunninger Firma Polymer Partner hilft Kunststoff verarbeitender Industrie aus der Patsche

Dunningen (psh). Die Idee ist naheliegend. Was macht eine Firma, der mitten in der Produktion durch einen Lieferengpass das Material ausgeht, aber der Auftrag trotzdem termingerecht fertig werden muss? Ein Albtraum für jeden Werksleiter, denn Ersatz zu finden ist schwer, die Recherche aufwendig, kurzfristig ist der Nachschub oft gar nicht zu beschaffen.

Diese Lücke macht sich die Firma Polymer Partner aus Dunningen zum Geschäftsmodell. Im Zeichen der globalisierten Wirtschaft könne der berühmte Sack Reis, der in China umfällt, durchaus Auswirkungen auf die Produktion einer deutschen Firma haben, so der Inhaber von Polymer Partner, Michael Klammer, scherzhaft. Seine Firma hat sich, wie ihr Name schon sagt, auf den Bereich der Kunststoffe spezialisiert und ein Netzwerk gegründet, in dem sich die Kunststoff verarbeitende Industrie quasi gegenseitig aus der Patsche helfen kann.

"Es ist in den großen Unternehmen beinahe tägliches Brot, dass es durch höhere Gewalt zu Lieferengpässen kommt. In Zeiten geringer Lagerhaltung gefährdet dies die Produktion", so Klammer.

Und wenn der Fall eintritt, sucht das Unternehmen händeringend den benötigten Rohstoff, das Granulat der vorgeschriebenen Qualität und Zusammensetzung. Große Kunststoffproduzenten verlangten allerdings, so Klammer, oft große Abnahmemengen, beispielsweise eine ganze Tonne Kunststoff. Seine Firma könne auch kleinere Mengen besorgen.

Seit einigen Tagen gibt es den Service von Polymer auch als Online-Plattform. Gegen einen Betrag wird man Mitglied, hinterlegt Firmenname, Standort, aber auch die Materialien, die verarbeitet werden. Mussten die Unternehmen früher aufwendig selbst Ersatz bei Lieferengpässen suchen, meldet nach Klammers Worten die Polymer-Datenbank, welche Firmen, das gesuchte Material ebenfalls verarbeitet und bietet dieses dem Suchenden an. Klammer nennt das "Risikomanagement für den Beschaffungsprozess des Rohstoffes Kunststoff". Kommt es zu einem Kauf, organisiert Polymer auch die Lieferung über eine Spedition. Die junge Dunninger Firma ist quasi die Drehscheibe zwischen Verkäufer und Käufer. Klammer ist stolz auf eine Erfolgsquote von rund 85 Prozent.

Die fast 200 Mitglieder des Netzwerkes sind nach den Worten Klammers vorwiegend Spritzgießer, Extrudeure, Folienhersteller sowie blasformende Betriebe und reichen vom Großunternehmen der Automobilzulieferindustrie bis zum Familienunternehmen der Möbelindustrie. "Ich war gerade bei einem großen Autozulieferer in München. Die beschäftigen zwei Leute nur zum Thema Lieferengpass. Da sind wir natürlich auf offene Ohren gestoßen." Polymer wolle den betriebsinternen Fachleuten der Unternehmen keine Konkurrenz machen, sondern diese ergänzen, betont Klammer.

Momentan sind fünf Mitarbeiter in der zwei Jahre jungen Firma beschäftigt, aber der Inhaber hat große Pläne. Noch haben 95 Prozent der Mitglieder ihren Sitz in Deutschland oder im deutschsprachigen Ausland, aber nach und nach wolle man Europa einbeziehen. Schon 2017 soll, wenn alles klappt, der Sprung über den Großen Teich gelingen.

Denn schließlich könnte der berühmte Sack Reis auch in Amerika zu Engpässen führen.