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Nach über 40 Jahren im Dunninger Rathaus geht Hauptamtsleiter Siegfried Braun in den Ruhestand

Er sieht sich als "Dienstleister am Bürger", den großen Auftritt meidet er. Siegfried Braun bleibt lieber im Hintergrund, und doch war er über 40 Jahre die "verwaltungstechnische Drehscheibe" im Dunninger Rathaus. In zwei Wochen ist Schluss.

Dunningen. Was macht ein Hauptamtsleiter überhaupt? "Alles außer Finanzen", schmunzelt Siegfried Braun und zählt auf: Baurecht, Personal, Feuerwehr, Kindergärten, Schulen, Satzungsrecht, allgemeine Organisation, Verkehrsschauen, die Organisation von Wahlen und, und, und. Ganz schön umfangreich "und interessant", so Braun.

Der Frittlinger sieht sich als Ansprechpartner für die Bürger mit ihren kleinen und großen Sorgen. Ein Hauptamtsleiter braucht ein Händchen für Menschen, nimmt bei nachbarschaftlichen Meinungsverschiedenheiten auch mal geduldig die Luft aus dem mitunter angespannten Verhältnis der Kontrahenten. Er behält den Überblick, wenn’s ins Persönliche geht. Dazu brauche man feine Antennen.

Gefragt ist auch oft eine ungewöhnliche Lösung, allerdings stets nach Recht und Gesetz. Darüber diskutiert er nicht. Er wendet die Vorschriften an und verbiegt sie nicht. "Das hat eigentlich immer geklappt."

Allerdings – Hauptamtsleiter steht nicht gerade in dem Ruf, ein aufregender Traumjob zu sein. Braun lässt das aber nicht gelten. Der Beruf biete so viele Facetten, kein Tag sei wie der andere – heute Kindergarten, morgen Feuerwehr, übermorgen Bebauungsplan.

Er kam über seinen Vater, ein langjähriger Gemeinderat, zur Kommunalpolitik. "Ich habe gemerkt, dass die Materie sehr interessant ist", so Braun. Er hätte auch Ingenieur werden können, aber er hat sich anders entschieden. Heute sagt er, dass es die richtige Entscheidung war.

Braun war zunächst ab und zu Wahlhelfer und begann schließlich seine Ausbildung im Frittlinger Rathaus, es folgten die Landratsämter Tuttlingen und Rottweil und natürlich die Verwaltungshochschule.

Mit 22 Jahren begann er im November 1975 im Dunninger Rathaus, damals noch mit Bürgermeister Konrad Zwerenz, ab 1985 mit Gerhard Winkler. Jetzt sind es über 40 Jahre geworden.

Aber was zeichnet einen guten Hauptamtsleiter aus? "Menschenkenntnis und ein Gespür für die Leute muss man haben", sagt Braun. Und manches muss die Gemeinde einfach so machen, wie sie es macht, weil die gesetzlichen Schranken nichts anderes zulassen. Die Verwaltung könne nicht alles erfüllen, aber sein Grundsatz habe immer gelautet: "Wenn etwas erfüllbar ist, machen wir das."

Braun sieht sich allerdings nicht als wandelndes Gesetzbuch – er schmunzelt: "Man muss halt wissen, wo es steht." Dabei scheut er sich nicht, den Bürger um Geduld zu bitten, bis er sich selbst kundig gemacht hat. Als sehr vertrauensvoll hat er die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat empfunden.

Rückblickend sagt der 63-Jährige: "Alles in allem war es eine schöne Zeit. Ich habe viele Menschen kennengelernt und Freundschaften geschlossen. Aber es gab auch stressige Zeiten. In diesem Zusammenhang fällt – beinahe unvermeidlich – der Name Kröger. Die lange Krankheit des Bürgermeisters habe den Mitarbeitern der Verwaltung viel abverlangt und er selbst habe manche schlaflose Nacht verbracht.

Und Braun wäre nicht Braun, wenn er seinen Schreibtisch einfach verlassen würde. Es ist Ehrensache für ihn, seinen Nachfolger Frank Fahrner einzuarbeiten. So hat dieser beim Sprung ins kalte Wasser einen Rettungsring. Nach und nach hat Braun ihm die einzelnen Arbeitsbereiche übergeben und zieht sich nun zurück.

Das Ende ist nun in Sicht. Er werde natürlich nicht in ein Loch fallen und doch hat er "gehörigen Respekt vor dem Tag X", dem 21. Juli, sagt er. Natürlich hat er Pläne. Viel reisen will er mit seiner Frau, sich dem Garten widmen und sich fit halten: "Meine Frau und ich sind nicht die Typen, die vor dem Fernseher versauern."

Na denn, am Montag wird er zusammen mit Bauhofleiter Nikolaus Burri offiziell im Gemeinderat verabschiedet. Der Tag X rückt näher.