Die Einarbeitungsphase war kraftraubend. Am Schreibtisch erledigt Stephan Kröger seit 100 Tagen auch das Tagesgeschäft eines Bürgermeisters. Foto: Schönfelder Foto: Schwarzwälder-Bote

Für Dunningens Bürgermeister Stephan Kröger nach 100 Tagen vieles noch neu / Zuhören und erklären

Von Peter Schönfelder

Dunningen. Der Anfang war anstrengend, das gibt er offen und ehrlich zu. Viele Veranstaltungen, noch mehr neue Gesichter, aber dafür wenig Zeit zum Ausruhen und auch (noch) wenig Ortskenntnisse. Die aber werden immer besser, wie er betont.

Seit rund 100 Tagen ist Stephan Kröger als Bürgermeister der Gemeinde Dunningen im Amt. In der großen Politik endet nach 100 Tagen die Schonfrist, soweit es so etwas überhaupt gibt. Und es ist ein guter Zeitpunkt, eine kleine Bilanz zu ziehen.

Der Wechsel vom großstädtischen Freiburg in das ländliche Dunningen sei längst nicht so radikal gewesen, wie man vermuten könne, so Kröger. Er sei im weitesten Sinne in der ihm vertrauten Region geblieben, und die Dunninger seien ihm schon seit seiner Bewerbung um das Bürgermeisteramt sehr offen entgegengekommen, so Kröger.

Er habe keine Vorbehalte gespürt, ja, er sei, beispielsweise bei seinen Geburtstagsbesuchen, als Bürgermeister geradezu herzlich von den Menschen empfangen worden. "Die erste Begegnung war mitunter für beide Seiten spannend", schmunzelt Kröger. Einige Dunninger hätten es, auch am Rande von Veranstaltungen, geradezu darauf angelegt, ihn persönlich kennenzulernen. Dass in der Gemeinde die direkte Ansprache des Bürgermeisters so möglich ist, empfindet er als großen Vorteil. "Durch die kurzen Wege ist man hier direkter an den Dingen dran", so Kröger. Er habe die Dunninger als selbstbewusst und stolz auf das bereits Erreichte erlebt und letztendlich zögen die Einwohner aller drei Ortsteile an einem Strang.

Die Einzelgespräche mit den Bürgern seien bisher "lösungsorientiert und pragmatisch" abgelaufen. Indes, all dies funktioniere nur, wenn man als Bürgermeister Präsenz zeige. Und gerade jetzt, in der Zeit der Hauptversammlungen, seien die Abende oft ausgebucht. Das Amt sei in den ersten Wochen sehr viel zeitintensiver gewesen, als er sich das vorher vorgestellt habe, gibt er zu. Dunningen verfüge über ein reges Gemeindeleben mit vielen Vereinen, das Kulturleben zeige hohe Qualität, lobt Kröger.

Er habe auch das deutliche Gefühl, dass seine Präsenz bei den Veranstaltungen von den Dunningern wertgeschätzt werde.

Natürlich habe er sein Amt nicht an einem Punkt Null übernommen. "Es ist wichtig, dass die Gemeinde sich weiterentwickelt", meint der Bürgermeister. Deswegen werde er bereits von seinem Vorgänger Gerhard Winkler angelegte Entwicklungen weiterverfolgen, aber: "Es wird immer Befürworter und Gegner eines Vorhabens geben, und manchmal muss man aufpassen, dass man eine Sache nicht zerredet."

Ein Bürgermeister müsse die Argumente beider Seiten hören, und dies bereits am Beginn eines Projekts. Zudem müsse ein Bürgermeister auch in der Lage sein, Fehlentwicklungen zu erkennen und darauf zu reagieren. Kröger: "Es macht ja keinen Sinn, an Falschem unbeirrt festzuhalten." Habe man allerdings erkannt, dass die eingeschlagene Richtung die richtige ist, müssten die nächsten Schritte entschlossen gegangen werden.

Von einem Bürgermeister werde erwartet, dass er konzeptionell in die Zukunft denkt und die Prioritäten richtig setzt. Dabei gehe es ihm um die Weiterentwicklung der Gemeinde, nicht um persönliche Profilierung, beteuert Kröger. Schnelles Internet oder die Instandhaltung der Infrastruktur seien nun einmal keine repräsentativen Großbauten, gleichwohl für die Gemeinde von eminenter Bedeutung. Kinderbetreuung, Schulen und die innerörtliche Sanierung seien die wichtigsten Aufgaben der kommenden Jahre. Aber auch außerhalb dessen gebe es genug zu tun. Zum Beispiel den drohenden Ärztemangel abzuwenden, mithin keine Pflichtaufgabe der Gemeinde, "aber überaus wichtig für die Menschen", weiß Kröger. "Am Anfang sind es viele Dinge, mit denen man konfrontiert ist", so Kröger. Gemeinderat, Zweckverbände, die Flurbereinigung, alles beansprucht seine Aufmerksamkeit.

Und schnell ist man bei dem Thema, das die Dunninger besonders bewegt, die Frage der Geschossbauten. Er halte die innerörtliche Verdichtung, auch mit größeren Wohnbauten, für den richtigen Weg zur Entwicklung der Gemeinde. Damit hat er sich schon den Unmut manches Dunningers zugezogen, ob Ginter- oder Maier-Areal in Seedorf, selbstbewusst machen die Betroffenen dort ihren Standpunkt klar. Kröger sieht seine Aufgabe auch darin, den Bürgern Entscheidungsfindungen zu erklären. Er sieht sich eher als Moderator, autoritäres Durchdrücken sei nach eigenen Worten "nicht sein Stil".

Beim Start ins neue Amt sei die Hilfe der Mitarbeiter der Gemeinde "unschätzbar" gewesen. Er sei "vorbildlich unterstützt" worden. Alle Mitarbeiter verstünden ihr Geschäft, und schließlich, nicht alles sei gleich Chefsache. Vieles bleibe auch Tagesgeschäft.

Ja, es sei die richtige Entscheidung gewesen, sich für das Amt des Bürgermeisters in Dunningen zu bewerben, betont Kröger zum Schluss. Es sei "eine schöne und große Herausforderung".

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