Täter macht sich an Eschach-Wehr beim Dunninger Sportplatz zu schaffen / Verein erstattet Anzeige

Von Verena Schickle

Dunningen. Ein Unbekannter hat vor über einem Monat das Eschach-Wehr am Sportplatz in Dunningen geöffnet. Der Angelsportverein hatte Anzeige erstattet. Herausgekommen ist bisher noch nichts. Jetzt geht Gewässerwart Jäckle an die Öffentlichkeit.

Gerhard Jäckle erinnert sich noch gut an jenen Sonntag. Am 16. November wollte der Gewässerwart des ASV Dunningen, der im Landkreis Rottweil ehrenamtlicher Biberbeauftragter ist, noch einmal nach den Tieren, die im Bereich der gestauten Eschach leben, schauen. Schon auf der sogenannten Käferbrücke auf der "Stampfe" sei ihm aufgefallen, wie ungewöhnlich stark die Strömung war. "Da hab’ ich schon gedacht: Irgendwas stimmt nicht", erzählt er. Je näher er dem Sportplatz gekommen sei, desto weniger Wasser habe die eigentlich gestaute Eschach geführt.

Gewässerwart: Folgen für die Umwelt sind gravierend

Als er am Wehr ankam, war alles klar: Beide Flügel seien circa 30 Zentimeter hoch geöffnet gewesen. Dabei, erklärt Gerhard Jäckle, dürfe die Schleuse seit 2003 überhaupt nicht mehr aufgemacht werden, weil sie die folgenden Wehre vor Hochwasser schützen soll. Entsprechend schwer war sie wohl zu öffnen. Doch der Übeltäter war offenbar gut vorbereitet.

Gerhard Jäckle berichtet, der Mechanismus sei augenscheinlich frisch gefettet gewesen. Außerdem lässt sich der Antrieb nur mit einer aufgesteckten Kurbel bewegen. Solch eine Kurbel gibt es seines Wissens in Dunningen nur zweimal: eine befindet sich im Besitz des Bauhofs, eine andere bei einer Privatperson. Namen will der Gewässerwart ausdrücklich nicht nennen, auch einen Verdacht möchte er nicht äußern.

Seine Entdeckung hat Jäckle auf Fotos festgehalten, außerdem per E-Mail Bürgermeister Stephan Kröger und den Bauhof informiert. Trotz dreimaliger Kontaktaufnahme direkt nach dem Vorfall habe er vom Schultes in der Sache nichts gehört. Im Gespräch mit Bauhofmitarbeitern habe er tags darauf erfahren, dass sich die Kurbel beim Bauhof an Ort und Stelle befindet. Das ist insofern interessant, als das Wehr am Montagmittag – da war Jäckle wieder vor Ort – plötzlich wieder geschlossen war.

Auch große Teile des Fischbestands sind wohl abhanden gekommen

Nachdem sich in den Tagen nach dem Vorfall nichts getan hatte, entschied die Spitze des ASV, Anzeige zu erstatten. Jäckle tat es dem Vorstand gleich. Nachdem er seither nichts von der Staatsanwaltschaft gehört hat und sich auch mit Blick auf die Anzeige des Vereins, von einem Gespräch mit der Polizei abgesehen, nichts getan hat, geht der Gewässerwart jetzt an die Öffentlichkeit. Die Folgen dieses Vorfalls für die Umwelt sind aus seiner Sicht nämlich gravierend – ganz davon abgesehen, dass der Schaden für den Verein erheblich sei.

Im Stau des Wehrs versuche der ASV seit Jahren, einen ausgewogenen Fischbestand zu halten. Jahrelang wurden immer wieder Fische ausgesetzt. "Wahrscheinlich sind die ganzen Fische oder ein Großteil davon weg."

Dazu kommt der ausgeschwemmte Schlamm, der den unter dem Wehr liegenden Gewässerabschnitt und den folgenden Mühlstau am nächsten Wehr "überaus stark mit den Ablagerungen belastet". Die Folge von zu viel Schlamm am Grund und Ablagerungen, die verrotten: Durch die Faulgase wird dem Wasser Sauerstoff entzogen.

Nicht nur Schlamm, auch Kleinfische, Krebse und Kleinlebewesen, die häufig als schützenswert gelten, seien weggespült worden. Auch die Biber seien betroffen: Ein Teil ihrer Wintervorräte würde abgetrieben, der am Wehr entstandene Strudel sei darüber hinaus für die Jungbiber lebensgefährlich. Jäckle spricht von einem "massiven Eingriff in den Lebensraum" der Tiere. Allein: Dem Verursacher des Desasters ist man offenbar noch keinen Schritt näher gekommen. Jäckle will aber nicht aufgeben.