Große Trauergemeinde nimmt Abschied von Ewald Haas / Treibende Kraft in der Musik und in mehreren Vereinen

Von Josef Reichert

Dunningen-Seedorf. Es war eine beeindruckende Trauerfeier für Ewald Haas mit vielen Besuchern in der St. Georg-Kirche in Seedorf, die Pfarrer Hermann Barth zelebrierte.

Frank Friedrich begleitete auf der Orgel den Einzug der Trauergäste. Es folgte vom Kirchenchor unter Dirigentin Marion Rösch ein ergreifendes "Näher mein Gott zu dir". Pfarrer Barth sagte zur Einleitung der Feier: "Ewald Haas war ein Geschenk für viele, die ihm begegnet sind, durch sein Orgelspiel und seine Musik, in unseren Gottesdiensten, in den verschiedenen Chören und Vereinen." In seiner Predigt ging er auf das erfüllte Leben Ewald Haas’ ein, ein Leben für die Familie, für den Beruf, ein Leben für die Musik.

73 Jahre lang sei Ewald Haas Organist in Seedorf gewesen. Er habe die alten, traditionellen Gesänge hochgehalten. Auch das Seedorfer Eigengut, das Weihnachtsevangelium im Engelamt morgens um fünf Uhr, begleitete er mit seinem Orgelspiel.

Darüber hinaus war Haas bis zum Jahr 2002 52 Jahre lang Dirigent des Kirchenchors, erinnerte Norbert Werner vom Kirchenchor in seiner Trauerrede. Nichts falle so schwer, als endgültig Abschied zu nehmen von einem Menschen, mit dem man ein Stück des Lebens gemeinsam gegangen sei, sagte Werner. Dies umso mehr , als dass man mit Worten sein Wirken und sein Werk in seinem geliebten Kirchenchor nicht annähernd würdigen könne. Werner hob hervor, dass Ewald Haas in seiner Dirigentenzeit große Werke von bedeutenden Komponisten zur Aufführung gebracht habe. 2009 sei Ewald Haas schließlich vom Chor zum Ehrendirigenten ernannt worden. Im Anschluss trug Ralf Braun den Nachruf von Diözesanmusikdirektor Walter Hirt vor. Dort hieß es: "In großer Trauer und in noch größerer Dankbarkeit blickt die Kirchenmusik heute auf das, was uns Ewald Haas in seinem Lebenswerk hinterlassen hat. Ewald Haas war für die Kirchenmusik ein Vorbild. In ihr hat er seine Erfüllung gefunden."

Nun war es Pfarrer Barth, der weiter vom erfüllten Leben von Ewald Haas sprach. das zu Ende gegangen ist. Heute sei ein Tag, an dem der Verlust eines Menschen wie Ewald Haas sichtbar werde. Dann folgte das "Ave verum", einfühlsam gespielt vom Handharmonika-Club Seedorf unter der Leitung von Dieter Witz. Der HHC und der Kirchenchor umrahmten den Gottesdienst, ehe gegen Schluss die Nachrufe folgten.

Manfred Grimmeisen vom Männergesangverein führte an, dass Ewald Haas 1946 als 17-Jähriger in den Verein eingetreten sei, und er war somit ein Mann der ersten Stunde nach Kriegsende, als es darum ging, den Verein unter der Leitung seines Vaters wiederzubeleben und sorgsam aufzubauen, was ihm in vorderster Front erfolgreich gelungen sei. Haas war von 1951 bis 1953 und von 1959 bis 1963 Chorleiter des MGV und bildete ab Ende der 60er- bis Anfang der 90er-Jahre mit dem legendären Walter Heinzel als Vizechorleiter ein geniales musikalisches Duo, das den Verein zu einem der stärksten Männerchöre im weiten Umkreis entwickelte, wovon der Verein bis heute profitiert. Ewald Haas wurde deshalb zum Ehrenmitglied ernannt, und seine Dienste mit Vereins- und Verbandsehrungen gewürdigt.

Laut Norbert Rogoll vom Handharmonika-Club Eschachklänge sei Ewald Haas einer der zwölf Gründungsväter des Vereins und stets eine Person, der Taten folgen ließ, gewesen. Mit viel Idealismus, Kraft und Hingabe, habe er sich 28 Jahre als Vorsitzender auch von Rückschlägen nie entmutigen lassen. Die Ernennung zum Ehrenvorsitzenden 1979 sei nur ein kleiner Teil der Wertschätzung. Nach seinem Rücktritt als Vorsitzender habe er 1976 das Dirigat des Seniorenorchesters übernommen, das er auch gegründet habe. Dank ihm als musikalischem Leiter, bestehe das Orchester bis zum heutigen Tag.

Christian Holzer erklärte in seiner Würdigung, dass die Raupenzunft mit Ewald Haas ein ganz besonderes Mitglied verliere, auf dessen nimmermüden Einsatz und Engagement der Verein sich immer habe verlassen können. Die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft und des Verdienstordens waren nur zwei Glieder in einer langen Reihe von Auszeichnungen. Ewald Haas sei musikalischer und gestalterischer Motor des Zunftballs gewesen. Als er 1988 das Komitee verlassen habe, sei er zum Altnarr ernannt worden.

Bürgermeister Stephan Kröger sagte, dass Ewald Haas immer eine Lücke hinterlassen werde. Mit ihm seien die Menschen wunderbare Wege gegangen, hätten gelacht, gefeiert und gehofft. Kröger weiter: "Wir werden ihn nicht vergessen, denn wir sind dankbar, dass wir ihn bei uns hatten." Der Bürgermeister zählte die vielen Vereinstätigkeiten von Ewald Haas bis zu seinem Lebensende auf. Er führte dabei auch an, dass Ewald Haas 1986 mit der Landesehrennadel und 1994 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden sei. Für seine Verdienste um die Kultur, die Pfarrgemeinde und die Musik habe Ewald Haas auch die Bürgermedaille der Gemeinde Dunningen verliehen bekommen.

Nach dem Schlusslied "Es will das Licht des Tages scheiden" zog eine überaus große Zahl von Trauernden zum Friedhof, um von Ewald Haas Abschied zu nehmen.