Mit dem Bau des Verkehrskreisels im alten Dorfkern von Seedorf wurde am Montag das letzte Teilstück der Erneuerung der Ortsdurchfahrt der Landestraße 422 begonnen. Viele Seedorfer sehen sich erst einmal vom Netto-Markt (im Hintergrund) abgeschnitten. Foto: Merz

Seedorfer sehen sich durch Kreiselbau vom Supermarkt abgeschnitten. Wer trotzdem fährt, riskiert ein Knöllchen. Mit Kommentar.

Dunningen-Seedorf - Seit Montag laufen die Bauarbeiten zur Anlage eines Verkehrskreisels und zur Sanierung des letzten Teilstücks der Seedorfer Ortsdurchfahrt der Landesstraße 422. Die Baustelle wurde eingerichtet.

Dies betrifft ausgerechnet die wichtigste Kreuzung des Dunninger Ortsteils an der Kreuzung Freudenstädter-, Waldmössinger, Bösinger und Heiligenbronnerstraße.

Für viele Seedorfer stellt sich allerdings jetzt die Frage, wie sie den täglichen Grundbedarf sichern sollen, denn der naheliegende Netto-Markt liegt vom Ort aus gesehen auf der falschen Seite der Baustelle und ist, zumindest offiziell, nicht mehr ohne Weiteres mit dem Auto erreichbar.

Eine Nachfrage bei Dunningens Hauptamtsleiter Siegfried Braun wird mit der Auskunft quittiert, zu Fuß sei der Markt auf jeden Fall erreichbar, und er gehe davon aus, dass die Seedorfer ja wohl die Schleichwege kennen, um zum Netto-Markt zu gelangen. Diese "Schleichwege" sind zwar asphaltiert, aber zu schmal für Gegenverkehr und für Fahrzeuge aller Art außer Anlieger, Land- und Forstwirtschaft gesperrt.

Wie der Revierleiter des für Seedorf zuständigen Polizeireviers Schramberg, Erich Moosmann, auf Nachfrage einräumte, war er noch nicht vor Ort, werde sich die Situation aber baldmöglichst ansehen, denn es habe bereits eine Beschwerde wegen Schwerverkehrs auf der "Ausweichstrecke" gegeben. Im Übrigen sei das Revier bei der Verkehrsschau im Januar (wir berichteten) nicht beteiligt gewesen. Werde er Probleme feststellen, werde er sich mit dem Landratsamt, der Gemeinde und weiteren zuständigen Stellen in Verbindung setzen, versprach der Revierleiter. Moosmann hält die landwirtschaftlichen Wege für eine Umleitung übrigens für ungeeignet, und es werde auch hin und wieder Verkehrskontrollen geben, kündigte Moosmann auf Nachfrage an. Eine Verkäuferin im Netto-Markt gab auf die Frage, wie man den Nettomarkt während der Bauzeit mit dem Fahrzeug erreichen könne, die Antwort, sie sei auf einen Schotterweg verwiesen worden. Bürgermeister-Stellvertreter Rainer Pfaller vertritt die Ansicht, dass der Netto-Markt zunächst für etwa fünf Wochen "illegal" über die Bösingerstraße und durch das Nadelöhr Brestenberg per Auto immer noch erreicht werden kann.

Wenn dann der Kreisel fertiggestellt sei und die Erneuerung der Waldmössingerstraße in Angriff genommen werde, sei auch dann jederzeit die Zufahrt aus Richtung Waldmössingen über Schotterwege möglich. Seine Mitarbeit dabei, das bestmögliche Verkehrskonzept zur Lösung des anstehenden Verkehrsproblems zu finden, sei anscheinend nicht erwünscht gewesen.

Wie vom Gemeindebauhof zu erfahren war, müsse die Fahrbahndecke der freien Strecke der L422 ab Friedhof bis zum Hohenkreuz-Kreisel noch untersucht werden. Im ungünstigsten Fall müsse auch dieser Belag ausgetauscht werden, was ein weiteres Hindernis für die Erreichbarkeit des Netto-Marktes darstellen würde. Diese Schwierigkeiten hätten, so meinen viele Seedorfer, sinnvollerweise der Einwohnerschaft ausführlich und vor allem frühzeitig bekannt gemacht werden sollen. So ist die Verärgerung erst einmal groß.

Kommentar: Abgeschnitten

Peter Schönfelder

Es ist nicht zu befürchten, dass die Seedorfer in den kommenden Monaten hungern und dürsten müssen, aber das eine oder andere Knöllchen dürfte mancher schon kassieren. Denn zum einzigen Geschäft in Seedorf geht es aus dem Ort heraus nur über illegale Wege. Wer korrekt fährt, kann den Netto-Markt zwar sehen, aber nicht per Auto erreichen. Klar, zu Fuß geht’s, aber man stelle sich eine Seniorin vor, die einen Kasten Mineralwasser im Einkaufstrolley hinter sich herzerrt.

Wer hat sich das denn ausgedacht? Bei der Verkehrsschau, an der alle zuständigen Stellen teilnahmen, hat man an alles gedacht, nur nicht an den Netto. Gedankenlosigkeit oder klug mit den Ortskenntnissen der Kunden kalkuliert? So jedenfalls geht es nicht. Vorschlag: Das Knöllchen einfach an die Gemeinde weiterreichen. Die kann das vielleicht als Nebenkosten beim Kreiselbau abrechnen.