Bei den gerade abgeschlossenen Thementagen lockte der Heimat- und Kulturverein zahlreiche Besucher in die beiden Ausstellungen ins Rathaus. Foto: Archiv: Rudolf

Heimat- und Kulturverein steht vor einem Umbruch. Altersstruktur der Mitglieder soll aufgebrochen werden. Mit Kommentar.

Dunningen - Der Heimat- und Kulturverein Dunningen steht vor einem personellen Umbruch. Sowohl die Vorsitzende Monika Viereck als auch Museumsleiter Julius Wilbs wollen sich in absehbarer Zeit zurückziehen. Indes, in der Frage der Nachfolge herrscht nicht gerade Gedränge.

Es war eine sehr ambivalente Hauptversammlung am Dienstagabend in der Seedorfer Kutscherstube. Einerseits kann sich die Bilanz des Heimat- und Kulturvereins im abgelaufenen Jahr sehen lassen. Erstaunlich viele Besucher im Museum und als Sahnehäubchen die erfolgreichen Thementage schlugen positiv zu Buche. Das Kinderferienprogramm mit einer Mehrgenerationenfahrt nach Meßkirch und beim Auftritt bei den Geschichtstagen in Sulgen habe sich der Verein gut präsentieren können, berichtete Viereck. Aber die Sorge um die Zukunft des Vereins treibe sie ebenso um.

Es war eine überschaubare Gruppe, die sich von den mehr als 190 Mitgliedern versammelt hatte, vielleicht symptomatisch für den Verein. Denn auch hier liegt die Last auf den Schultern von nur wenigen Aktiven. Mehr Mitglieder einzubinden, gestaltet sich allerdings schwierig, denn ein Großteil von ihnen liegt im Alter zwischen 50 Jahren und Mitte 70. Dies habe sich laut Viereck beim Aufbau der beiden Ausstellungen zu den Thementagen im Rathaus gezeigt. Da seien fast "akrobatische Fähigkeiten" gefragt gewesen. Das habe die Zahl der Helfer von vornherein eingeschränkt.

Also gelte es, in den kommenden Monaten über die Vereinsstruktur nachzudenken und zu überlegen, wie die Gemeinde, zum Beispiel der Bauhof, unterstützend zugreifen könnte, kündigte Viereck an. Immerhin repräsentiere der Verein die Gemeinde Dunningen in besonderer Weise nach außen.

Vor allem sei es notwendig, mehr Junge für Heimatgeschichte und für den Verein zu interessieren. Patentrezepte hatte die Vorsitzende allerdings nicht.

Ins selbe Horn stieß Museumsleiter Julius Wilbs. Auch er denke daran, sich nach 27 Jahren zurückzuziehen. Deshalb sei die Suche nach einem Nachfolger dringlich, denn er möchte seinen Nachfolger noch einarbeiten, so Wilbs. Dabei dürfe es auch kein Tabu sein, außerhalb des Vereins nach einer geeigneten Person zu suchen.

Von der Zahl der Besucher habe das Museum ein sehr gutes Ergebnis erzielt. In den 14 Monaten zwischen der letztjährigen und dieser Hauptversammlung seien rund 1100 Besucher im Museum gewesen, im Durchschnitt also 30 pro Öffnungstag. Allerdings habe es Tage gegeben, an denen "gar niemand" gekommen sei, an anderen seien es bis zu 80 gewesen. Rekordhalter sei Andreas Mauch mit eben diesen 80 Besuchern, die sich für seinen Vortrag "Wie der Strom nach Dunningen kam" interessierten. Dies zeige aber auch, dass der Zuspruch zunehme, wenn solche Veranstaltungen angeboten würden, konstatierte Wilbs.

Als enttäuschend empfand es Wilbs, dass es nur zwei Veranstaltungen mit Schulklassen gegeben habe. Dies zeige leider, bedauerte der Museumsleiter, dass das Fach Geschichte nicht mehr jenen Stellenwert genieße, den es einmal besessen habe. In seinen Augen kein Wunder, denn die Lehrerschaft der Eschachschule habe keinen persönlichen Bezug zu Dunningen. Deshalb schlug Wilbs vor, die Lehrer zu einem gemütlichen Beisammensein einzuladen und ihnen ein bisschen Heimatgeschichte zu vermitteln.

Die Schüler zu motivieren, sich mit der Geschichte Dunningens zu beschäftigen, sah Frank Maier, selbst Lehrer an der Eschachschule, allerdings als problematisch an, denn das stehe nicht im Lehrplan. In diesem Zusammenhang erinnerte Monika Viereck an den Heimatpreis, mit dem man beispielsweise eine Arbeit zu einem heimatgeschichtlichen Thema auszeichnen könne. Immerhin sei der Preis mit 100 Euro dotiert, für einen Schüler eine nicht unbeträchtliche Summe.

Die Formalien einer Hauptversammlung waren übrigens schnell abgehandelt. Einstimmig wurde Monika Viereck für ein weiteres Jahr als Vorsitzende bestätigt. Dann sollte ein Nachfolger gefunden sein. Finanziell steht der Verein auf mehr als soliden Füßen, wie Kassierer Tobias Mauch, der krankheitsbedingt nicht teilnehmen konnte, in seinem Kassenbericht, der von Monika Viereck verlesen wurde, vermerkte. Kassenprüfer Fred Grigas bestätigte die korrekte Kassenführung.

Die Entlastung nahm Bürgermeister-Stellvertreterin Inge Erath, die für den erkrankten Stephan Kröger gekommen war, vor. Die Entlastung wurde einstimmig gewährt.

In einer kurzen Rede würdigte Erath das "bemerkenswerte Engagement" des Vereins und riet zu Selbstvertrauen: "Ihre Arbeit ist wertvoll, Geschichte passiert nicht nur in Berlin oder Paris, sondern hier vor Ort." Sie hoffe, dass es gelingen möge, die Jugend mehr einzubinden.

Allerdings dämpfte Erath die Erwartungen bezüglich der Unterstützung der Gemeinde, besonders des Bauhofs. Dies sei alles eine Sache der Absprache im Vorfeld der Aktionen. Es werde sicher, so Eraths Einschätzung, keine Generalzusage einer Unterstützung geben. Von Fall zu Fall werde die Gemeinde sicher helfend eingreifen.

Kommentar: Die Uhr läuft ab

Peter Schönfelder

Dass ein Verein, der sich mit der Vergangenheit beschäftigt, für Jugendliche nicht gerade hipp daherkommt, darüber machen sich die Verantwortlichen keine Illusionen. Aber der Heimat- und Kulturverein droht zu überaltern. Mit diesem Problem steht er nicht allein da. In Zeiten des Smartphones und des Schulstresses haben die Vereine für viele Jugendliche an Bedeutung eingebüßt. Jetzt ist guter Rat teuer. Dabei hat der Verein manches Pfund, mit dem er wuchern kann, um Jugendliche anzulocken. Geschichte ist eine spannende Sache. Auch vor der eigenen Haustür, auch und gerade, wenn die eigene Oma oder der eigene Opa vielleicht beteiligt waren. In diesen Zeiten rasender Veränderungen braucht es Menschen, die das Wertvolle hegen, das der Fortschritt zu überrollen droht. Wer soll diese Aufgabe auf Dauer übernehmen, wenn nicht die jungen Menschen?