In wenigen Tagen wird Rainer Pfaller seinen Stuhl als Schulleiter der Grundschule in Seedorf räumen. Er hat viel erreicht, vielleicht fällt der Abschied deshalb nicht leicht. Foto: Schönfelder Foto: Schwarzwälder-Bote

Rainer Pfaller scheidet nach 40 Jahren aus dem Schuldienst aus / "Grundschularbeit ist Schwerstarbeit"

Von Peter Schönfelder Dunningen-Seedorf. Mit Rainer Pfaller über Rainer Pfaller zu reden ist einigermaßen schwierig. Er möchte nämlich lieber über Unterricht, Mannschaftsgeist und moderne Pädagogik sprechen. Die Schule kommt für ihn stets zuerst.Aber jetzt kommt er nicht drumherum. Wenige Tage vor dem hereinbrechenden Ruhestand muss er über sich reden. Und er tut es, mit leiser Stimme und mit viel Understatement. Selbst das Wort "Ich" setzt er sparsam ein.

Als junger Mensch sei er allerdings alles andere als "pflegeleicht" gewesen, blickt der gebürtige Oberndorfer zurück. Nach seiner Vermutung auch eine Folge der Zeit in den Internaten in Villingen und Ehingen, die ihn besonders prägte. Pfaller sieht sich durchaus in der Tradition der 68er, die vieles damals in Frage stellten. Es wurde zu seiner Berufsmaxime. Nichts muss so bleiben, wie es ist, wenn es verbesserungsbedürftig ist. Nach dem Abitur in Ehingen absolvierte Pfaller ein Lehramts-Studium an der PH in Ludwigsburg. Und es zog ihn in die Heimat zurück. Doch er fühlte sich entwurzelt und so nahm sein Leben einen neuen Anfang. Vor ziemlich genau 40 Jahren, am 1. April 1973, trat er seine erste Stelle an der damaligen Grund- und Hauptschule in Seedorf an. Gleich übernahm er Verantwortung, entdeckte und pflegte sein organisatorisches Talent. Pfaller erzählt schmunzelnd: "Man ahnt nicht, welche tiefen Einblicke man in eine Schule bekommt, wenn man die Stundenpläne macht."

Schon ein Jahr später wurde die Seedorfer Schule zu einer reinen Grundschule. "Plötzlich waren wir nur noch drei Kollegen, und als fünf Berufsanfänger nachrückten, sei er "in einem Vierteljahr zum ›Alten‹ greift". Dies habe natürlich die pädagogische Entwicklung beflügelt. Nach einem einjährigen Abstecher an die Dunninger Eschachschule kehrte er wieder nach Seedorf zurück.

Dennoch stand noch einmal ein Wechsel an. 1983 wurde er Schulleiter an der Grundschule in Sulgen. Er habe großen Respekt vor der Aufgabe gehabt, so Pfaller, aber er habe auch stets versucht, über die eingefahrenen Wege hinauszusehen. Er habe immer seinen Freiraum an der Schule genutzt und sich so manches Tätigkeitsfeld erschlossen. Schließlich kehrte er doch wieder, diesmal als Schulleiter, nach Seedorf zurück.

Hier wartete eine Mammutaufgabe auf ihn. Zuerst nahm er die äußere Sanierung der Schule in Angriff. Dach, Fenster, Heizung, alles musste gemacht werden. Die Schule sollte wieder ein Raum werden, an dem sich Schüler und Lehrer wohlfühlen.

Pfaller hat ein klares Bild, wie ein Schulleiter agieren sollte. Dieser sei mehr ein "Primus inter pares" denn Vorgesetzter. Er dürfe sich für nichts zu schade sein und mehr durch Vorbild als durch Hierarchie führen ("Ich kann niemanden befehlen, hinter mir zu stehen"). Als Motor des Ganzen dürfe er allerdings nicht überdrehen. Die Aufgabe eines Schulleiters sei nicht die Selbstdarstellung, sondern die Förderung des Mannschaftsgeistes. Ganz wichtig ist für ihn die Wertschätzung für die Kollegen. Und es muss immer etwas vorwärts gehen. Pfaller ist zutiefst überzeugt: "Wer sich ausruht, rutscht zurück."

"Grundschularbeit ist Schwerstarbeit", weiß Pfaller, der Anteil der traumatisierten Kinder nehme zu. Die Familien zerfielen, die Schule müsse heute immer mehr die Erziehungsaufgaben der Eltern übernehmen. Manches Kind erfahre in der Grundschule das erste "Nein" seines Lebens.

Ein modernes pädagogisches Konzept existierte schon an der Grundschule Seedorf, als noch niemand von der Gemeinschaftsschule sprach. Die räumlichen Gegebenheiten wurden verbessert, ein Anbau bereits vom Gemeinderat beschlossen.

Eigentlich habe er sich noch viel vorgenommen, aber er gehe in dem Gefühl, ein bestelltes Haus zu hinterlassen. Und doch, der Abschied fällt ihm schwer. Er wird "seine" Schule weiter beobachten.

Pfaller wird am 22. Juli offiziell verabschiedet, sein Nachfolger Marcus Streule wird am 1. August seinen Dienst aufnehmen.