Heinz Klee signiert in Lackendorf bereitwillig sein Buch "Lust auf Dorf?". Foto: Merz Foto: Schwarzwälder-Bote

Vorstellung von "Lust auf Dorf?" zieht viele Besucher an / Autor setzt Lackendorf Denkmal

Von Rudi Merz

Dunningen-Lackendorf. Auf unerwartet großes Interesse stieß in der Eschachtalhalle in Lackendorf die Vorstellung des Buchs "Lust auf Dorf?". Geschrieben hatte es der pensionierte Pädagoge Heinz Klee.

Ortsvorsteher Hermann Hirt freute sich, dass der Autor dem kleinen Dunninger Teilort Lackendorf aufgrund seiner familiären Wurzeln in mühevoller Kleinarbeit ein Denkmal gesetzt habe. Auch Landrat Wolf-Rüdiger Michel zeigte sich erfreut, dass mit diesem Buch eine Lücke in der Geschichtsschreibung der Kriegs- und Nachkriegszeit im ländlichen Raum zu Papier gebracht worden sei. Dies sei nicht nur ein Glücksfall und Gewinn für Lackendorf und die Gemeinde Dunningen, sondern für das ganze Eschachtal, ja für den schwäbischen ländlichen Raum und seine Dörfer insgesamt eine imposante Liebeserklärung.

Der Untertitel des Buchs – "Wer nicht um seine Herkunft weiß, hat auch keine Zukunft" – beweise, dass der Autor von seiner Heimat Heppenheim aus auf Spurensuche zu den Wurzeln seiner Familie im Eschachtal gegangen sei. Als Heimatforscher und Leiter des Dunninger Heimatmuseum analysierte Julius Wilbs, selbst aus einer dörflichen-bäuerlichen Familie stammend, die zwei Jahrzehnte, mit denen sich Heinz Klee in seinem 21 Kapitel umfassenden Roman befasst hat.

Dies sei nicht die gute alte Zeit gewesen, denn gerade die Kriegszeit habe großes Leid auch in die Dörfer getragen, wenn Väter oder Söhne zu den Waffen gerufen worden waren und viele nicht mehr in ihre Familien zurückkehrten. Gerade heute wirke sich zum Beispiel die demografische Entwicklung in den ländlichen Gebieten viel dramatischer aus als in den Ballungsräumen der Großstädte. Die pure Lust, auf dem Land zu leben habe einen anhaltenden Knackpunkt bekommen. "Friede, Freude, Eierkuchen" seien weitgehend Träume, wie auch Tradition und Bodenständigkeit.

Wilbs erinnerte weiter anhand von früher selbstverständlichen, gemeinschaftsverbindenden Wortwendungen, die aus dem dörflichen Vokabular verschwunden seien, wie sich das Alltagsleben in Dörfern abgespielt habe.

Lackendorf ist überall in Europa, stellte Heinz Klee fest. Dies hätten nicht nur seine Zeitgenossen in Hessen, sondern auch Griechen und Litauer bezeugt, die begeistert von seinen Erzählungen waren und das Buch in die jeweilige Landessprache übersetzen wollen.

In unzähligen Interviews habe er sich über zwei Jahre hinweg in Lackendorf über frühere Geschehnisse und markante Menschen ein umfassendes Bild machen können. Viele Bewohner in Lackendorf hätten ihm mit großer Geduld zur Verfügung gestanden.

Im Erzählsessel zitierte er das authentische, tragische Kapitel "Die Hoffnung stirbt zuletzt" von einer Familie, die in den Kriegsjahren und danach vergebens auf ein Lebenszeichen des vermissten Sohnes wartete.

Erst jüngst von der Großstadt aufs Land gezogen war auch Bürgermeister Stephan Kröger erfreut, dass Klee den Inhalt seines Buchs dem früheren Alltag in Lackendorf entnommen habe. Es sei zu hoffen, dass die jüngere Generation den Wert von Tradition erkenne und sich mit der Vergangenheit auseinandersetze.

Die musikalische Umrahmung der Buchvorstellung übernahm die Jugendkapelle "Ste-La-musica" unter Leitung von Svenja Jetter und zwischen den einzelnen Vorträgen ein Klarinettenquartett des Musikvereins Lackendorf. Die Seitenbachkapelle spielte im Anschluss gängiger Unterhaltungsmusik auf.