Es wäre so schön gewesen, die fertigen Pläne für den schrittweisen Umbau des Alten Schulhauses in Lackendorf zum Kindergarten liegen bereits in der Schublade. Aber daraus wird wohl nichts. Die Erbitterung im Ortsteil ist deswegen groß. Foto: Büro Digeser

Ortschaftsräte und Eltern können Gemeinderat nicht verstehen. Alte Ressentiments. Mit Kommentar

Dunningen-Lackendorf - Ganz verdaut hatten die Lackendorfer Ortschaftsräte und einige anwesende Eltern den Beschluss des Gemeinderats, zum möglichen Umzug des Kindergartens in das Alte Schulhaus lieber keinen Beschluss zu fassen, noch nicht. Dies wurde in der Sitzung des Ortschaftsrats am Montag deutlich.

Während für Seedorf und Dunningen die grundsätzlichen Beschlüsse zur Weiterentwicklung der Kindergärten gefasst wurden, sahen die Räte für den Ortsteil Lackendorf keinen Handlungsbedarf. Dort investiert man lieber ins marode Rathaus, statt ins Schulhaus umzuziehen.

In Lackendorf indes regiert die Fassungslosigkeit. Ortsvorsteher Hermann Hirt zeigte sich in der Sitzung "ein Stück weit enttäuscht". Die Entscheidung sei gefallen, ohne dass der Gemeinderat unter zeitlichem Druck gestanden habe. "Ich sage nichts zur Sinnhaftigkeit dieser Entscheidung", zügelte er sich selbst.

In seinen Augen gibt es eigentlich keine Alternative zu den Plänen, das Alte Schulhaus zu ertüchtigen. Hirt weiter: "Es liegt nur am Wollen."

Auch Bürgermeister Peter Schumacher, der im Gemeinderat mit seinen Plänen, das Schulhaus zum Kindergarten umzubauen, gescheitert war, verteidigte die "funktionale Planung", die bereits im Ortschaftsrat vorgestellt worden war. Zudem hätten dem Gemeinderat die kompletten Zahlen vorgelegen, konnte Bürgermeister Schumacher das Votum des Gremiums nicht nachvollziehen.

Armin Wetzel ärgerte sich, dass der Gemeinderat einstimmige Beschlüsse des Ortschaftsrats einfach vom Tisch wische: "Die Mandatsträger müssen begreifen, dass sich der Lackendorfer Kindergarten weiterentwickeln muss." Augenscheinlich habe mancher Gemeinderat von den örtlichen Verhältnissen nur wenig Ahnung.

Martin Sauter fühlte sich zu einer Erklärung bemüßigt. Er habe auch gegen den Beschlussvorschlag gestimmt, allerdings, weil dieser ihm nicht weit genug gegangen sei. Der Umzug ins Schulhaus sollte nach seiner Meinung nicht "irgendwann" über die Bühne gehen, sondern zeitnah. Peter Schumacher ergänzte, dass die mögliche schrittweise Umsetzung geradezu der Kerngedanke der Planungen zum Alten Schulhaus darstelle.

Entscheidung macht persönlich sehr traurig

Volker Haag rührte alte Ressentiments auf: "Einer der drei Ortsteile zählt anscheinend nicht, das ist schon oft so gelaufen." Er habe bereits mit einigen Räten gesprochen. Da seien Äußerungen gekommen wie: "Mit zwei Millionen wird gerechnet, am Ende kommen wir bei 3,2 Millionen ’raus." Er finde die Entscheidung des Gemeinderats "persönlich sehr traurig", aber jetzt müsse man sehen, wie man aus dem Dilemma wieder herauskomme.

Peter Schumacher betonte, dass es spätestens 2019 einen Fehlbedarf für die Unter-Drei-Jährigen von sieben Plätzen in Lackendorf gebe. Sollte die Betriebserlaubnis für die geplanten Umnutzungen im Alten Rathaus nicht erteilt werden, müssten sogar Plätze abgebaut werden, malte er ein wenig angenehmes Szenario an die Wand.

Helmut Schmeh, der unter den Zuhörern saß, brachte die Möglichkeit einer Musterklage ins Spiel, denn immerhin gebe es einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz. Peter Schumacher machte noch einmal klar, dass die Gemeinde den Bedarf an Plätzen schon bald nicht mehr decken könne: "Da will ich auch nichts schönreden." Im Übrigen habe er für Lackendorf außer dem Umzug ins Schulhaus keinen "Plan B".

Dann seien eben die Eltern gut beraten, sich so einen "Plan B" zu überlegen und sich nach Alternativen umzusehen oder eben Druck auf die Gemeinde auszuüben, so Helmut Schmehs Ansicht. Er brachte auch die Möglichkeit eines privaten Kindergartens ins Spiel.

Schnell gerieten auch die Kosten für die Sanierung der Dunninger Ortsdurchfahrt ins Visier. Volker Haag: "Für Straßen hat man Geld, für Kinder nicht." Stefanie Feilke vom Elternbeirat regte an, das Problem in einer Sondersitzung des Gemeinderats noch einmal zu erörtern. Berthold Rall sah den Gemeinderat in der Pflicht: "Wenn ich etwas ablehne, muss ich doch wissen, wie es weitergeht." Durch die Neubaugebiete werde die Zahl der Kinder sicher nicht sinken.

Martin Sauter will durch eine persönliche Ansprache an die moralische Seite der Gemeinderäte appellieren. Zudem sollte der Umbau des Alten Rathauses zügig angegangen werden. Volker Haag sah diese Maßnahme jedoch nicht als "zielführend" an: "Wir müssen stattdessen klarmachen, in welche Richtung wir wollen."

Am Ende war man sich immerhin soweit einig darin, die Gemeinderäte anzusprechen, um ihnen die Lösung mit dem Alten Schulhaus schmackhaft zu machen. Andreas Kramer dazu: "Der Gemeinderat muss kapieren, dass wir alle in einem Boot sitzen."

Kommentar: Tiefe Gräben

Von Peter Schönfelder

Es ist einiges an Porzellan zerschlagen worden. Aber Scherben bringen nicht immer Glück. Mit seiner Entscheidung, in Lackendorf beim Kindergarten alles beim Alten (Rathaus) zu lassen, hat der Dunninger Gemeinderat, vielleicht ungewollt, Gräben wieder aufgerissen, die längst als überbrückt galten. Die Verbitterung im kleinsten Ortsteil war in der Sitzung des Ortschaftsrats deutlich herauszuhören. Die Lackendorfer fühlen sich wieder zurückgesetzt. Wasser auf ihre Mühlen. Jetzt gilt es, den Lackendorfer Müttern und Vätern, die sich, wie in den anderen Ortsteilen, eine moderne und angemessene Betreuung ihrer Kinder im eigenen Umfeld wünschen, die Beweggründe für die Entscheidung und deren Sinnhaftigkeit zu erläutern. Da ist jeder einzelne Gemeinderat in der Pflicht. Kein Handlungsbedarf in Lackendorf, wie mancher Rat meint? Oh doch!