Fischereibiologe Michel Pfeiffer mit Helfern beim elektrischen Abfischen vor dem Einbau der Steinbuhne. Foto: Reichert

Größte Ausgleichsmaßnahme im Zusammenhang mit der Umgehungsstraße. Fluss nun wildes Wohnzimmer für Krebs und Groppe.

Dunningen - Mit dem Einbau einer schräg verlaufenden Buhne, eine Art Steinriegel, und einem Durchbruch fließt die Eschach nun im bereits seit März 2015 neu ausgehobenen Bett, und mündet nach 650 Meter wieder in den weiteren Verlauf der Eschach.

Die in den Jahren 1932 bis 1936 begradigte Eschach bildet nun mit 400 Meter Länge und Niedrigwasser einen "Nebenbach", der im Extremfall aber auch als Hochwasserüberlauf dient.

Die von der "alten" und "neuen" Eschach eingeschlossene große Wiese ist nur über eine Furt zu erreichen und muss entsprechend einer Pflegevereinbarung extensiv bewirtschaftet werden.

Doch bevor man mit dem Einbau der Steinbuhne durch die Firma Bantle unter Baubegleitung von Oswald Kammerer begann, wurde unter Leitung des Fischereibiologen Michael Pfeiffer und Helfern versucht, durch elektrisches Abfischen die kleine Bachmuschel, den Steinkrebs, das Bachneunaugen, die Groppe (Grundfisch) und auch andere Fische zu bergen. Die Aktion blieb allerdings aufgrund der kurzen Zeit, die zur Verfügung stand, ohne großen Erfolg.

Doch nach dem Bau der Buhne und dem daraus folgenden Niedrigwasserstand führte die mühselige Bergung in Handarbeit, bei der buchstäblich jeder Stein umgedreht wurde, und das Einfangen mit dem Kescher zum erwarteten Erfolg.

Überrascht und zugleich erfreut zeigte sich Michael Pfeiffer am anderen Morgen über den etwas angestiegenen Wasserstand. Er sagte, er habe mit einer fast 400 Meter langen ausgetrockneten Eschach gerechnet, doch wie es aussehe, müsse man sich keine allzu große Sorgen um den Erhalt dieser europaweit geschützten Arten machen: "Sollte es so bleiben, haben wir durch die Renaturierung den Vorteil zweier Gewässern." Pfeiffer betonte auch, dass die Eschach bis zur Neckarmündung das beste Gewässer in Baden-Württemberg sei.

Zu den an beiden Tagen abgefischten Arten wurde entschieden, sie nicht in die "neue" Eschach, sondern unter Aufsicht des Fischereibiologen in bachaufwärts gelegenen Eschachabschnitten wieder in die Freiheit entlassen.

Wie Biologin Frauke Staub vom Regierungspräsidium Freiburg wissen ließ, handle es sich hier aus Sicht des Naturschutzes nicht um "irgendeine normale Gewässer-Renaturierung", sondern es werde jetzt eine Herausforderung sein, die "neue" Eschach genau so attraktiv für die genannten Arten zu gestalten, dass diese sich dort auch wieder einfinden könnten. Deshalb werde die Gewässer-Entwicklung in den kommenden Jahren von Fachleuten beobachtet. Bei den Aktionen waren neben Fischereibiologe Michael Pfeiffer und seinen Helfern auch Mitglieder des Angelsportvereins Dunningen, der Fischereisachverständige Friedhelm Glönkner aus Konstanz, Biologin Frauke Staub, Vertreter vom Regierungspräsidium und des Landschaftserhaltungsverbands Rottweil unterstützend dabei.

Die Eschachrenaturierung war die aufwendigste und umfangreichste Ausgleichsmaßnahme in Zusammenhang mit dem Bau der Dunninger Ortsumgehung.