Schlüsselübergabe: "Zurückgestutzter" Ortsvorsteher wird Büttel

Dunningen-Seedorf (rm). Nachdem der Elferrat der Seedorfer Raupenzunft mit vielen Hästrägern aller Narrenfiguren und der Musikkapelle im Gefolge den Narrenbaum von der Sporthalle zum Rathausplatz befördert hatte, wurde das närrische Symbol unter lautstarken Zurufen der vielen Zuschauern aufgerichtet.

Daraufhin verlas Zunftpräsident Christian Holzer seine kritisch angelegte Regierungserklärung: "Wieder ein Jahr ist schon verganga, seit mir s’letzte Mal die Narrenbendel geht hen hanga. Leider wird unser Bürgermeister Herr Dr. Kröger immer noch vermisst, ich hoffe nur nicht, dass er uns mal ganz vergisst. Aber es ist gar nicht so schlecht, dass der Rainer als Rentner heute steht auf unsere Raupenkiste, denn sehr viele Sachen, die wir heute besprechen, sind gewachsen auf seiner Miste."

Dann kritisierte der Narrenchef den Kreisverkehr, der einer Achterbahn gleiche. Und zum neuen Dorfbrunnen mit sprudelndem Wasser und Fontänen sagte Holzer: "So hörte man von der einen Seite daher, des sei’s Überlaufbecka vom Kreisverkehr. Doch das Beste was ich hörte, brachte mich in lustige Rage, es wäre eine Autoboden-Waschanlage." Holzer fuhr fort: "Im Neubaugebiet Hochwiesen, tun zwar Strom und Wasser, aber keine Daten fließen. Denn auch nach Jahren schafft es die Gemeinde net, dass die Leute dort bekommen Internet." Der Zunftrat habe desshalb beschlossen, den zurückgestutzten Ortsvorsteher als Dorfbüttel zu bestellen und verpasste ihm auch gleich eine Dienstuniform und die frühere Büttelschelle.

Nachdem Holzer den Rathausschlüssel erhalten hatte, konterte Rainer Pfaller. "Obwohl, bisher ging’s auch ohne Chef in unserm Gemeinde-Land, Bürgermeister Kröger weilt weiter im sicheren Krankenstand. Den Kreisverkehr, den streit´ ich nicht ab, weil es massive Auseinandersetzungen im Rat dazu gab Wenn ich als Büttel nun aushelfen soll, Finde ich das gar nicht so toll. Ich würd´ mich zwar bemühen - ehrlich - wär zu jedermann nett, doch reicht das als Ersatz für World-Wide-Internet?"

In der Folge formierte sich der Kinderumzug zusammen mit allen Narren zurück zur Sporthalle, wo sich Kinder und Jugendliche im tanzen üben konnten. Von der Zunft wurden alle Kinder reichlich beschenkt.