Der Karlsruher Drogeriekonzern dm bleibt auf Rekordkurs. Foto: dapd

Die Drogeriemarktkette dm hat das Geschäftsjahr mit einem Rekordumsatz abgeschlossen – und 800 ehemalige Schlecker-Beschäftigte eingestellt.

Karlsruhe - Die Drogeriemarktkette dm mit Sitz in Karlsruhe hat massiv von der Insolvenz des einstigen Marktführers Schlecker profitiert. Der Umsatz des Konzerns stieg in im abgelaufenen Geschäftsjahr (Stichtag: 30. September 2012) um 11,3 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro. In Deutschland gelang dem Unternehmen ein Sprung um 14 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro.

„Wir gehen davon aus, dass wir bis zum Ablauf des Kalenderjahres 2012 noch die Sieben-Milliarden-Euro-Marke knacken“, sagte dm-Chef Erich Harsch. Für das Geschäftsjahr 2012/2013 rechnet Harsch eher konservativ mit einem Wachstum von rund acht Prozent. „Wir wissen nicht, wie sich der Schlecker-Effekt im nächsten Jahr auswirkt“, sagte Harsch. Dieser Effekt besteht seiner Meinung nach vor allem darin, dass sich die Menschen durch die Schlecker-Insolvenz stärker über die Drogeriebranche ausgetauscht hätten.

Zum Gewinn nennt das Unternehmen keine Zahlen. Dieser liege aber bei ungefähr einem Prozent des Umsatzes, hieß es. Damit würde dm in Deutschland einen Gewinn von etwa 50 Millionen Euro machen. Von den guten Geschäften profitieren auch die Mitarbeiter, die zusammengenommen Sonderzahlungen von 13 Millionen Euro bekommen.

Bei der Übernahme ehemaliger Ihr-Platz-Filialen kommt dm nicht voran

Beim Personal hat dm weiter zugelegt. Die dm-Belegschaft wuchs im abgelaufenen Geschäftsjahr im In-und Ausland um 12,4 Prozent auf 43.930 an. Unter den neuen Mitarbeitern befinden sich auch 800 ehemalige Schlecker-Beschäftigte. In Deutschland stiegt die Zahl der Mitarbeiter um 14,3 Prozent auf 29 100 an.

Bei der Übernahme von ehemaligen Filialen des Schlecker-Konzerns kommt dm dagegen nicht so voran wie geplant. Dm wollte ursprünglich 80 bis 90 Filialen der Schlecker-Tochter Ihr Platz übernehmen. Der Zuschlag ging jedoch an den Wettbewerber Rossmann, der die Übernahme von 108 Filialen angekündigt hatte.

Doch noch haben nicht alle Vermieter der Übernahme durch Rossmann zugestimmt. Um besonders attraktive Standorte – etwa in Berlin – ist nun ein Streit zwischen Rossmann und dm entbrannt. „Unsere Juristen prüfen derzeit die Rechtslage“, heißt es bei Rossmann. „Für die Mitarbeiter wäre es besser, wenn Rosmann die Läden übernimmt, weil wir auch die Beschäftigten mitübernehmen“, sagt ein Rossmann-Sprecher. „Dm hat das nicht zugesagt, weil dm das Geld lieber dafür ausgibt, um bei den Verhandlungen mit den Vermietern seine Angebote hochschrauben zu können.“ Rossmann hat bisher 1100 ehemalige Schlecker-Mitarbeiter und 900 ehemalige Ihr-Platz-Beschäftigte übernommen. „Wir gehen davon aus, dass hier im Oktober weitere 100 Menschen dazu kommen“, so der Sprecher.

Der Ton unter den Marktführern wird rauer

Der Ton zwischen Marktführer dm und seinem Verfolger Rossmann wird also rauer. dm nähert sich nach eigenen Angaben einem Marktanteil von 20 Prozent, Rossmann liegt bei elf. Aber auch der Lebensmitteleinzelhandel will seinen Stück vom Kuchen in der Branche. „Unsere mengenstärksten Wettbewerber sind – und waren es auch schon zu Schlecker-Zeiten – gemessen an den Marktanteilen an Drogeriewaren Aldi und Kaufland“, so Harsch. Lidl uns Rossmann folgten demnach mit etwas Abstand.

Der Kampf um Marktanteile wird den Wettbewerb weiter zuspitzen, sagt Kai Falk vom Handelsverband Deutschland (HDE) . „Nach der Schlecker-Pleite verschieben sich die Gewichte sowohl innerhalb der Branche als auch zwischen den verschiedenen Anbieter.“ Einen Gewinner gibt es für ihn bereits: die Kunden. „Bei solchen Verteilungskämpfen gehen die Preise oft in den Keller.“