Zum Aktenschleppen im Hochsommer das Jackett ablegen? Bei Stuttgarter Arbeitgebern kein Problem. Foto: dpa

Der Hochsommer bringt Stuttgart ins Schwitzen. Lässt Bürgermeister Werner Wölfle bei über 30 Grad die Krawatte in der Schreibtischschublade verschwinden? Trägt der Porsche-Vorstand trotzdem Anzug und Krawatte? Geht die Kripo in Flip-Flops ins Präsidium? So sieht der sommerliche Dresscode aus.

Stuttgart - Für zwei Dinge im Job kann auch der drückendste Hochsommertag im Stuttgarter Kessel nicht als Rechtfertigung gelten: kurze Hosen und Flip-Flops. Was an den Cannstatter Stadtstrand oder ins Möhringer Freibad passt, ist auf den Bürofluren eines Konzerns schlicht untragbar.

Stuttgarter Modeexperten erklären die No-Gos fürs Büro

Dennoch drücken einige Unternehmen in Stuttgart und der Region in diesen heißen Tagen bei der Kleiderordnung mal ein Auge zu - und vertrauen voll auf das Stilgefühl ihrer Mitarbeiter. "Unsere Mitarbeiter wissen, wie sie sich gut kleiden", ist man sich unter anderem beim Technologiekonzern Bosch in Gerlingen sicher.

Die besten Tipps bei großer Hitze

Wir haben bei Stuttgarts großen Arbeitgebern nachgefragt, ob Krawatte und Jackett bei über 30 Grad getrost im Schrank bleiben dürfen.

Sommer in Stuttgart - alles, was man wissen muss

Daimler: Bei Kundenkontakt gilt der Dresscode

"Die Kollegen in den Niederlassungen, die im direkten Kontakt mit unseren Kunden stehen, tragen auch an heißen Tagen Anzug - und die Kolleginnen Kostüm", erklärt Sabrina Schrimpf, Sprecherin beim Autobauer Daimler. In klimatisierten Räumen sei das aber gut auszuhalten. Auch die Kollegen im Werk müssten trotz hoher Temperaturen lange Hosen und Sicherheitsschuhe tragen. "Sicherheit geht vor", betont die Sprecherin. Allerdings versorge der Konzern im Sommer seine Arbeiter in der Produktion mit kostenlosem Mineralwasser - mit oder ohne Kohlensäure.

Enspannter wird der Dresscode in der Verwaltung gehandhabt. Eine Sakko- oder Krawattenpflicht gebe es nicht. Ob das Daimler-Management derzeit das Jackett im Schrank lässt, bleibt ein Geheimnis - "leider ist mir heute niemand der Herren über den Weg gelaufen", schmunzelt die Sprecherin.

Stuttgarter Rathaus: Die Krawatte bekommt Hitzefrei

Im Stuttgarter Rathaus gibt man sich in Sachen Dresscode entspannt. Werner Wölfle, Verwaltungsbürgermeister in Stuttgart, teilt auf eine Anfrage hin mit: "Erst einmal freuen wir uns, dass Sommer in Stuttgart ist! Wichtig ist, dass die Mitarbeiter auch bei diesen Temperaturen einen kühlen Kopf bewahren. Leicht und locker sollte die Kleidung sein, eine Krawatte bei der Hitze ist nicht nötig."

Bosch: "Mitarbeiter wissen sich gut zu kleiden"

Auch beim Technologiekonzern Bosch auf der Schillerhöhe in Gerlingen hält man nichts von einem offiziellen Dresscode, sondern setzt auf die Eigenverantwortung der Mitarbeiter - und "das funktioniert gut", betont Sven Kahn, ein Sprecher des Unternehmens. "Unsere Mitarbeiter wissen, wie sie sich gut kleiden."

Die Büros seien klimatisiert, in der Fertigung sorgten Belüftungsanlagen für vernünftige Temperaturen. Deshalb könne es in einer Werkhalle "sogar angenehm kühler sein als draußen".

Was die Kleiderordnung in der Fertigung betrifft, gehe die Sicherheit vor. Lockerungen wie kurzärmlige Hemden seien aber durchaus denkbar.

Stuttgarter Polizei: Nicht in Badelatschen aufs Präsidium

Bei der Stuttgarter Polizei trägt man jetzt Sommeruniform, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Stuttgart berichtet. Diese bestehe aus einem kurzärmligen Hemd und einer leichten Sommerhose aus einem leichten Stoff. Um ihre Dienstmützen kommen die Beamten auch im Hochsommer nicht herum. "Die Dienstmütze muss getragen werden", bestätigt der Sprecher. Immerhin seien nahezu alle Stuttgarter Streifenwagen klimatisiert.

Während die Schutzpolizei auch im Büro Uniform trägt, gebe es für die Kollegen von der Kriminalpolizei keine Kleiderordnung. Mit "Sandalen" oder "Badelatschen" komme aber kein Kollege ins Präsidium.

Porsche: Individualität statt starrer Regeln

Aus Sicherheitsgründen ist auch bei über 30 Grad beim Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche in der Produktion Werkskleidung Pflicht. Dort können sich die Mitarbeiter aus einem Kleiderpool bedienen. Wasserspender versorgen die Mitarbeiter über das ganze Jahr mit dem kühlen Nass.

Ansonsten schreibt der Konzern keinen Dresscode vor. "Individualität wird bei uns großgeschrieben", betont ein Porsche-Sprecher, starre Regeln gebe es nicht. Trotzdem sei der Vorstand vermutlich "mit Anzug und Krawatte im Haus".