Heinrich Schewe hat die Projektionsflächen für die geplante Süderweiterung (Karte C, oben) verglichen mit der Beschlussvorlage für die Gemeinderatssitzung am 26. Juli 2017 (Karte A, links) und der Veröffentlichung im Amtsblatt vor dem Bürgerentscheid im Februar (Karte B, rechts): Fazit: Die Abbauflächen sind tupfengleich, nur einmal aufgeteilt in 9,5 und 5,35 Hektar. Foto: Bürgeraktion

Bürger schlicht hinters Licht geführt: Zwischen Aktivisten und Verwaltung ist keine Annäherung zu erkennen.

Dotternhausen - Trotz Mediation und Dialogverfahren: Der Schlagabtausch in Dotternhausen rund um den Plettenberg geht weiter. Zwischen den Bürgeraktivisten und der Gemeindeverwaltung und dem -rat ist keine Annäherung zu erkennen – im Gegenteil.

Die Vertreter der Bürger zum verträglichen Kalksteinabbau auf dem Plettenberg, Norbert Majer, Renate Ritter und Günter Schäfer, haben Stellung genommen zu den Vorhaltungen von Bürgermeisterin Monique Adrian und einigen Gemeinderäten (wir haben berichtet).

Ein Pfund, das die BI nun in der Hand hält, sind die Pläne zum künftigen Abbau. So hat der Vermessungsingenieur Heinrich Schewe aus Hausen am Tann die Karten, die Grundlage waren für den Bürgerentscheid sowie für die Gemeinderatssitzung am 26. Juli, in der es um die neue Grenzziehung gehen sollte, mit einem Computerprogramm miteinander verglichen. Ergebnis: "Es sind die tupfergleichen Abbauflächen, nur einmal aufgeteilt in 9,5 und 5,35 Hektar."

Für die Bürgeraktion ein Zeichen dafür, dass die Gemeinde die Bürger täuschen und Bürgervoten unterlaufen wolle. Denn die im Bürgerentscheid von den Bürgern abgelehnte Südfläche sei lediglich in zwei Erweiterungsabschnitte aufgeteilt worden, mit der Behauptung, die Abbauflächen hätten sich wesentlich verkleinert. Majer, Ritter und Schäfer betonen: "Jedes Kind kann erkennen, dass es dieselben Abbaugrenzen sind, wenn die Pläne für den Bürgerentscheids und die neue Karte zur jetzt vorgesehenen Vertragsbindung bis 2055 nebeneinander gelegt werden."

Der Beschlussvorschlag besage auch, "dass die Gemeinde die Zusage für den zweiten Abbauabschnitt bereits heute erteile, was praktisch den Abbauwünschen von Holcim entspricht". Verschwiegen werde, dass bei einer entsprechenden Regionalplanänderung die Gemeinde bei einem späteren Erweiterungsantrag von Holcim nichts mehr zu sagen habe: "Wer soll und wird hier hinters Licht geführt?"

Die Bürgeraktion legt weiter dar, dass man lange überlegt habe, wie man zu den "unglaublichen Falschmeldungen und Anschuldigungen" seitens der Bürgermeisterin und der Räte reagieren solle. Der Aktion seien nach wie vor der Dialog, eine vertrauliche Mediation für den Dorffrieden und eine sachliche Lösung wichtig.

Bürgermeisterin Adrian sei seit acht Jahren nicht in der Lage, eine für die Natur und die Gemeindeinteressen angemessene Abbaugrenze zu bilden und verbreite die falsche Behauptung, man sei an die von ihren Vorgängern unterschriebenen Verträge gebunden und müsse nun das Beste daraus machen. Die Aktivisten meinen hingegen: "Kein einziger Vertrag setzt die Mitspracherechte der Gemeinde außer Kraft." Auch habe Norbert Majer als ehemaliger Bürgermeister keinen solchen unterschrieben.

Nun habe Adrian einen neuen Vertrag ausgehandelt, der die Gemeinde bis zum Endabbau des Plettenbergs im Jahr 2055 unwiderruflich binden solle, der aber keineswegs die Naturschutzbelange und die Interessen der Gemeinde mit der Mehrheit der Einwohner berücksichtige. "Nur durch den Druck wurde von der BI das Schlimmste und eine rechtswidrige Entscheidung verhindert." Wäre der Vertrag beschlossen worden, dann gäbe es kaum mehr einen südlichen Plettenberg.

Kritik wird daran geübt, dass die Sitzung am 26. Juli nur eine Woche vor Beschlussfassung trotz Dialog- und Mediationsverfahren verkündet worden sei. Normalerweise würden diese 14 Tage vorher angekündigt. Die Sitzungsvorlagen seien am Freitagabend veröffentlicht worden, allerdings ohne den wichtigsten Teil – den Abbauplan. Kaum ein Bürger habe diesen zu Gesicht bekommen.

Zwei Tage vor der Sitzung habe die BI der Bürgermeisterin "unsere klaren Positionen, Einsprüche und Klagen" erläutert. Adrian sei keinen einzigen Millimeter von ihrem Standpunkt abgewichen. "Wenn die BI nun zu den letzten Mitteln der Einschaltung der Kommunalaufsicht und des Gerichts greifen muss, ist dies keine Diffamierung, keine Unehrlichkeit und kein Vertrauensbruch, sondern dient zur Durchsetzung der sachlichen Gemeinde- und Mehrheitsinteressen."

Man werde alles daran setzen, dass der Plettenberg keinem Großkonzern zur Gewinnmaximierung überlassen werde, bei noch größerer Gefährdung der Gesundheit der Bürger. "Wir wollen keinen um 60 Meter geköpften ›Plattenberg‹, gegen den sich die Gemeinde und Norbert Majer schon in den 1970er-Jahren heftigst zu Wehr gesetzt haben."

In einem SWR-Film von 1975 hätten der damalige Albvereinsvorsitzende Willi Hess, einige Gemeinderäte, Unternehmer sowie Altbürgermeister Josef Waller erklärt, die Bevölkerung werde auf die Barrikaden gehen. Es sei eine ewige Naturschande, diesen Berg zum "Plattenberg" werden zu lassen.

"Wie positioniert sich heute die Albvereinsvorsitzende?", wird gefragt. "Lässt sie sich mit einer neuen Albvereinshütte, für die allenfalls eine Zufahrt ab 2030 von Hausen aus geschaffen werden kann, neben der Bürgermeisterin beeinflussen?" Ein solches Versprechen sei "Bauernfängerei", heißt es bei den Aktivisten, die an an die Räte appellieren: "Beschließt die Erhaltung der Resthochfläche mit einem Grenzabstand von 250 Meter zu den Steilabhängen und fordert Holcim auf, für die Luftreinhaltung die besten Reinigungsanlagen bei der Zement- und Schieferherstellung einzusetzen und die Gewinne im Dorf zu lassen." Dann sei dieses wieder vereint und die Widersprüche der Bürger seien erledigt.