"Schützen Sie endlich die Bürger dieser Region und nicht die schweizer Großaktionäre", steht auf dem Plakat, das während der Erörterungsversammlung hoch gehoben wurde. Foto: Visel Foto: Schwarzwälder-Bote

Holcim: Erörterungstermin im Dotternhausener Rathaus mit 40 Interessierten / Bürger machen sich Sorgen um ihre Gesundheit

Dotternhausen (bv). Günter Schäfer, Aktivist der Bürgerinitiative Pro Plettenberg, wunderte sich: "Es sind nur wenige aus den betroffenen Gemeinden da", gab er gestern zum Schluss des rund dreieinhalbstündigen Holcim-Erörterungstermins im Dotternhausener Rathaus enttäuscht zu Protokoll. Und tatsächlich: Nur etwa 40 Interessierte waren gekommen, von denen sich die meisten Sorgen um ihre Gesundheit machen, weil Holcim die Erhöhung des Anteils an Ersatzbrennstoffen wie Autoreifen, Dachpappe, Klärschlamm und Papierfaserfangstoffen von 60 auf 100 Prozent beantragt hat. Insgesamt waren 16 Einwendungen dagegen erhoben worden.

Eines wurde bei dem Erörterungstermin aber auch deutlich: Diese Erhöhung hat nach Aussagen der Experten und Gutachter keine schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt. Dies betonte etwa Kurt Müller vom TÜV Süd, der für Holcim ein entsprechendes Gutachten verfasst hat.

Im Gegenteil: Durch die Erhöhung, die vorzeitige Einhaltung strengerer Grenzwerte sowie die Reduzierung des Direktbetriebs gibt es weniger Emissionen. Selbst auf die in Balingen geplante Umweltzone habe die Erhöhung positive Auswirkungen, weil weniger Stickstoffdioxide ausgestoßen werden, sagte Stephan Czarnecki vom Regierungspräsidium Tübingen (RP).

Dieter Schillo, Markus Knobelspieß und Friedrich Wimmer gaben Auskunft über die laufend kontrollierten Produktionsprozesse im Zementwerk und zu den Anlagen zur Reinigung der Abgase. Nachgehakt wurde in Sachen Dioxine, Furane, Quecksilber, Filteranlagen, Müllverbrennung, Gesundheitsgefahren, Abluftkontrolle, schwarzem Rauch, Störfälle, Grenzwerte und Gutachter.

Andrea Bär vom RP schaffte es gleichwohl, dass alle Fragen beantwortet werden konnten – so von den Mitarbeitern des RP oder von Martin Oerter vom Forschungsinstitut der Zementindustrie. Sie moderierte zielstrebig und hielt die Zwischenrufer ("Wir lassen uns nicht mit Schlagworten abfertigen", "Ich stelle die Glaubwürdigkeit der Aussagen in Frage" oder "Holcim verdient auf Kosten unserer Gesundheit") in Schach.

So erfuhren Norbert Majer, Günter Schäfer, Anton Scherer und Siegfried Rall, die die meisten Fragen stellten, dass pro Jahr ein Kilogramm Quecksilber emittiert wird; der Grenzwert liegt bei 42 Kilogramm. Bei den Dioxinen werden 0,2 Gramm pro Jahr gemessen.

Bärs Fazit: "Wir sind weit weg von den Grenzwerten. Das ist unproblematisch". Sie versprach, im Verfahren "die Gefahr möglicher Störfälle" im Auge zu behalten. RP-Vertreter Kurt Müller ging davon aus, dass der Holcim-Antrag wohl genehmigt werde.