Der vierjährige Mischling Peanut sitzt auf dem Schoß von Ulrike Schütz. Nach dem Besuch bei einem Hundefrisör musste sie mit ihrem Vierbeiner zum Tierarzt und weiteren Ärger verkraften. Foto: Privat

Vierbeiner nach Schur krank, Urlaub und Geld futsch. Ulrike Schütz beklagt "schreiendes Unrecht".

Dotternhausen - "Ich habe nur noch geweint. Es war grausam", sagt Ulrike Schütz: "Der Hund krank, der Urlaub futsch und 570 Euro weg." Und das alles nur, weil sie ihren Mischling Peanut in einem Hundesalon scheren ließ.

Was ist geschehen? Ulrike Schütz wollte in den Urlaub fahren, an die Nordsee, und zuvor ihren Hund Peanut scheren lassen. Weil der Salon, in dem sie Stammkundin ist, wegen Urlaub geschlossen hatte, schaute sie in den Gelben Seiten nach und erhielt in einem anderen Salon sofort einen Termin.

Schütz erzählt: "Zu zweit wurde der Hund geschoren, einer hielt das Tier fest". Sie selbst sei auf einem Stuhl gesessen, habe von der Schur nichts gesehen, weil ihr der Blick verdeckt war. Nach 20 Minuten sei der Hund fertig gewesen. Dann habe sie bemerkt, dass ihr Mischling am Hinterteil keine Haare mehr habe, die Brust und die Hinterbeine seien stellenweise kahl, rot und wund gewesen.

Am nächsten Tag hat sie im Salon angerufen und erklärt, was passiert sei und, dass sie nun zum Tierarzt gehe. Anschließend fuhr sie mit dem Tier zum Salon. Dort wurde ihr aber nicht aufgemacht. Nachmittags fuhr sie erneut dorthin – allerdings ohne Hund, dafür mit Fotos von ihm. "Ich habe so lange geklingelt, bis man die Tür öffnete." Sie zeigte dem Mann die Fotos. "Der war sichtlich betroffen und hat mir gleich 100 Euro für die Schur und die Tierarztrechnung gegeben."

In jener Nacht wollte die Krankenpflegerin mit ihrem Hund in Urlaub fahren. "Das war so aber nicht möglich. ›Peanut‹ hat sich immer gekratzt und geschleckt." So hat sie ihn in ein Handtuch gewickelt und mit einer Salbe kräftig eingeschmiert. Es folgten weitere Besuche beim Tierarzt. Mit den Besitzern des Hundesalons wollte sie ein klärendes Gespräch. Das kam nicht zustande. Im Gegenteil: Die Hundefrisöre rieben ihr unter die Nase, sie hätte ja gewollt, dass der Hund kurz geschoren werde. Außerdem wisse man ja nicht, wo sie nach der Schur mit dem Hund noch überall gewesen sei.

Bei der Polizei hat man ihr gesagt, der Hund sehe schlimm aus, aber es handele sich um eine "Sachbeschädigung". Auf eine Anzeige hat die Dotternhausenerin allerdings verzichtet: "Ich bin kein Streithansel. Ich wollte nur, dass die Hundefrisöre meinen ›Peanut‹ anschauen, den Fehler eingestehen und sich entschuldigen. Man kann ja über alles reden, habe ich gedacht."

Weil der Hund aber immer noch nicht richtig laufen wollte, suchte Ulrike Schütz wieder den Tierarzt auf. Dieser bescheinigte eine Dermatitis, das Fell sei insgesamt sehr kurz, der Hund bewegungsunwillig. Was also tun? In ihrer Not gab Schütz auf einem Internetportal eine Bewertung über den Salon ab und stellte drei Fotos von ihrem Hund ins Netz. Sie habe die Nutzungsbedingungen des Portals vorher durchgelesen und diese auch eingehalten. Das habe ihr später auch ihr Anwalt bestätigt.

Nachdem sie die Bewertung gepostet hatte, erhielt sie Post vom Anwalt der Hundesalon-Besitzer. Sie wurde aufgefordert, ihre Bewertung wegen falscher Behauptungen wieder zu löschen und eine Verpflichtungserklärung abzugeben, wonach sie diese Behauptungen nicht mehr wiederholen werde. Für jeden Verstoß müsse sie 1000 Euro bezahlen, zudem Schadensersatz leisten und die Anwaltsrechnung in Höhe von rund 500 Euro begleichen. Wörtlich heißt es in dem Schreiben des Anwalts unter anderem: "Den Tierarzt mussten Sie nicht wegen des Verhaltens unserer Mandantschaft aufsuchen, sondern weil der Hund sich wohl geschleckt hatte."

Aber auch das Bewertungsportal ließ von sich hören. "Man hat die Bewertung gelöscht und meinen Zugang gesperrt", sagt die Hundehalterin. Meine Bilder seien für die Öffentlichkeit nicht geeignet, hieß es – und: Man habe Post vom Anwalt erhalten.

"Ich wusste mir nicht mehr zu helfen", sagt sie. Ihr Anwalt habe gemeint, die Hundesalon-Besitzer hätten mit der Löschung der Bewertung ihr Ziel erreicht. Sie solle die Kröte schlucken und das Ganze unter der Rubrik "schlechte Erfahrung" abhaken.

Schütz: "Aber es kann ja nicht sein, dass ich auf 570 Euro für meinen Anwalt und den Tierarzt sitzen bleibe, die verantwortlichen Leute so davonkommen und man das Gefühl hat, kein Recht zu bekommen. Und das nur, weil ich meinen Hund scheren ließ", beklagt sie das "schreiende Unrecht".