Walter Reisbeck Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Walter Reisbeck hofft bei Bahnhofstraßen-Verschwenkung auf weiteren Bürgerprotest / Alternative nie geprüft

Von Sylvia Wiegert

Dornstetten. Er ist ein Freund der offenen Worte, dafür war er im Dornstetter Gemeinderat bekannt. Walter Reisbeck hat das Gremium nun aus persönlichen Gründen verlassen. Wünsche und Ideen für die Entwicklung der Stadt hat er aber noch jede Menge.

13 Jahre lang – mit einer Pause dazwischen – hat Walter Reisbeck im Dornstetter Gemeinderat die Geschicke der Stadt mitgelenkt. Das war, sagt er rückblickend, nicht immer einfach und nervenschonend. Mit drei Bürgermeistern hat er in dieser Zeit zusammengearbeitet, erst mit Jürgen Pütsch, dann mit Dieter Flik und zuletzt mit Bernhard Haas. Vor allem die Zeit mit Jürgen Pütsch hat ihn als Stadtrat Nerven gekostet: "Ich war mit der Haushaltspolitik der Stadt damals nicht einverstanden, denn die Schulden gingen rasant nach oben", erzählt Reisbeck. Als der Schuldenstand damals 19 Millionen Mark erreicht, ist für ihn die Grenze überschritten, und er beschließt, selbst als Bürgermeister für Dornstetten zu kandidieren – allerdings ohne Erfolg.

Walter Reisbeck zieht die Konsequenzen: Er verlässt die Fraktion der CDU, der er damals angehörte, und nutzt seine Ratspause, um später gemeinsam mit Jörg Hamann und Theo van der Meyden die heutige Fraktion der Freien Bürger zu gründen. "Wir waren sozusagen die Abtrünnigen der CDU, weil wir in grundsätzlichen Dingen eine andere Meinung vertreten haben", erzählt er. Dieser Wechsel habe die Situation im Gemeinderat nicht einfach gemacht und sei auch bis heute noch Hintergrund für Kontroversen. "Manchmal werden uns die besseren Ideen nicht gegönnt", meint er und ist damit bei den Dornstetter Reizthemen angelangt: der Verschwenkung der Bahnhofstraße, dem Discounter-Neubau, dem geplanten Kreisverkehr in der Freudenstädter/Tübinger Straße, den Bahnhaltepunkten und den nicht geprüften Alternativen zu all diesen Streitpunkten. Die gibt es laut Reisbeck nämlich durchaus, nur habe sich der Gemeinderat dafür nie richtig interessiert.

"So, wie es jetzt geplant ist, geht der Neubau der Discounter in der Bahnhofstraße voll zu Lasten des Einzelhandels und der Allgemeinheit", prophezeit Reisbeck. Die Alternative: die Verlegung des "ohnehin zu großen" Busbahnhofs in die Bahnhofstraße. Damit würde in der Innenstadt ein attraktiver Standort für die Discounter frei, sozusagen ein "Filetstück" unter den Plätzen, dessen Überbauung mit Norma und einem Drogeriemarkt gleichsam ein Bollwerk gegen das weitere Ausbluten der Innenstadt sein könnte. Auch der gordische Knoten um die Frage der Bahnhaltepunkte ließe sich so lösen: "Die neue Haltestelle für Dornstetten könnte dann ebenfalls in der Bahnhofstraße auf Höhe des Neukaufs sein." Für Reisbeck hätte diese Variante gleich vier Vorteile: Bus und Bahn in Dornstetten wären endlich vereint, die Bahnhofstraße müsste nicht verschwenkt werden, die Mindestdistanz zu einem neuen Bahnhaltepunkt in Aach wäre gewahrt, und der geplante Kreisverkehr wäre nicht nötig.

Doch all dies, sagt Reisbeck enttäuscht, wurde nie offiziell geprüft, obwohl bereits Teilpläne für eine solche Lösung gefertigt sind. "Ich hoffe, dass die Bürger nicht müde werden, gegen die geplante Verschwenkung der Bahnhofstraße zu protestieren." Früher sei der Marktplatz der Mittelpunkt der Geschäfte in der Stadt gewesen, erinnert sich Reisbeck, heute gehen zu viele raus aus dem Kern, ein Exodus, der unbedingt gestoppt werden muss, mahnt er: "Wir sind gerade dabei, hier die falschen Entscheidungen zu treffen."

Das sieht er auch bei anderen Projekten der Stadt wie beispielsweise der neuen Sporthalle, die am "schlechtmöglichsten Standort überdimensioniert gebaut wird". Und damit ist Walter Reisbeck bei dem für ihn wohl wichtigsten kommunalpolitischen Thema: dem nachhaltigen Wirtschaften. "Wir wissen nicht mehr, was Bescheidenheit ist, und lassen uns die Schulden, die wir machen, von unseren Kindern bezahlen", bemängelt er und rät dem Gemeinderat, langfristig zu planen und sich nicht durch kurzfristige Entscheidungen in die Schuldenfalle treiben zu lassen. "Wir müssen die Dinge einfach mehr überdenken." Vielleicht wird sie dann ja später doch noch wahr, Walter Reisbecks Vision: die Nullverschuldung Dornstettens.