Bei den Wahlen konnten bei der Kreishandwerkerschaft wieder alle Posten besetzt werden. Unser Bild zeigt (von links) Alexander Wälde, Dieter Stahl, Andreas Merz, Friedrich Barth, Otto Peetz, Matthias Ruoff, Siegfried Schmid, Reinhold Gärtner, Raimund Pfeffer und Volker Nübel. Foto: Eberhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Handwerker machen sich um den Nachwuchs Sorgen / 200 Lehrstellen nicht besetzt / Kreishandwerksmeister Wälde bestätigt

Von Tina Eberhardt Kreis Freudenstadt. 678 Betriebe, 13 Innungen und eine Konjunktur, die brummt. Eigentlich hätte man bei der Hauptversammlung der Kreishandwerkerschaft richtig optimistisch in die Zukunft schauen können. Wäre da nicht die Sorge, wie diese personell zu bewältigen sein soll. Der Fachkräftemangel plagt das Handwerk auch in der Region. 200 Lehrstellen sind im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen, zu welcher der Landkreis Freudenstadt gehört, noch offen. Pascale Peukert wusste für den erkrankten Dornstetter Bürgermeister Bernhard Haas die Sorgen des Handwerks aufzugreifen und appellierte bei ihrer Begrüßungsrede an die Zusammenarbeit von Kommunen und Unternehmen: "Betriebe brauchen ein gutes Umfeld. Und manche Aufgaben kann man nur gemeinsam lösen."

Zudem sieht auch nicht alles düster aus im hiesigen Handwerk. Die Konjunktur läuft gut. Und unter den Abiturienten konnte das Handwerk seine Attraktivität als Arbeitgeber steigern, wie Rainer Neth, Geschäftsführer der Handwerkskammer Reutlingen, mitteilte. Bislang betrug der Anteil an Auszubildenden mit Hochschulreife fünf Prozent, mittlerweile konnte diese Quote verdoppelt werden. "Es ist in den Gymnasien angekommen, dass man auch im Handwerk gute Aufstiegschancen hat", erklärte Neth. Für Kreishandwerksmeister Alexander Wälde gehört zu diesen Aufstiegschancen, dass die Gleichwertigkeit von akademischer und handwerklicher Ausbildung weiter forciert wird. "Wir brauchen nicht so viele Akademiker", meinte Wälde, während Neth vorrechnete: "Es braucht zehn Facharbeiter auf einen Ingenieur." Um diese Facharbeiter zu bekommen, möchte die Kreishandwerkerschaft dieses Jahr mit ihrem Nachwuchs unter anderem bei der Messe Top Job auftreten. Kreishandwerksmeister Alexander Wälde gab dazu eine selbstbewusste Kampfansage heraus: Die Schüler sollten sich nicht nur an den Ständen der großen Wirtschaftsbetriebe, sondern auch an denen des Handwerks drängen. Denn die großen Konkurrenten machten dem Handwerk früh den Nachwuchs streitig, indem bereits in Kindergärten Kontakte zwischen Betrieben und Bildungsträgern geknüpft würden. "Überlegen Sie mal, wo wir da hinkommen", sagte Wälde. "Irgendwann stehen wir auf der Entbindungsstation und verteilen Handwerks-Logos, um möglichst früh an den Nachwuchs heranzukommen."

Mit der Jugend-Technikschule des Landkreises ist man im Handwerk allerdings selbst aktiv dabei, früh Nachwuchs zu gewinnen. Mit zahlreichen Weiterqualifizierungen ist man im Kreis zudem bestrebt, auch die Attraktivität für die Kunden zu stärken. Unter anderem hatten sich im vergangenen Jahr 60 Betriebe als "seniorenfreundliche Handwerker" zertifizieren lassen.

Maritta Goll, Geschäftsführerin der Innungskrankenkasse, rief die Anwesenden zudem auf, das Wohl der eigenen Mitarbeiter nicht außer Acht zu lassen. Angesichts von Fachkräftemangel und demografischem Wandel müssten diese möglichst lange und gesund arbeiten können. "Sie müssen Ihre Fachkräfte daher hegen und pflegen."

Immerhin: Fachkräftemangel gibt es im Vorstand der Kreishandwerkerschaft nicht. Vorsitzender Alexander Wälde sowie seine Stellvertreter Dieter Stahl und Friedrich Barth wurden in ihren Ämtern bestätigt. Neu in den Vorstand gewählt wurden Reinhold Gärtner als Vertreter der Schreiner-Innung, Otto Peetz von der Dachdecker-Innung sowie Volker Nübel (Bau-Innung) als Kassenprüfer.