Diskutierten in Dornstetten über Schulfragen (von links): Peter Hauk, Pascale Peukert und Norbert Beck Foto: Schwenk Foto: Schwarzwälder-Bote

Durch Pläne des Kultusministeriums droht die Abwicklung / CDU-Bildungsgipfel kritisiert Gemeinschaftsschule

Von Regina Schwenk

Dornstetten. Nicht in jedem Fall ein Schmarren, aber auch nichts fürs ganze Land – im Bürgersaal des Dornstetter Rathauses zogen die CDU-Politiker Peter Hauk und Norbert Beck Bilanz in Sachen Gemeinschaftsschule (GMS). Die fiel ernüchternd aus.

Der CDU-Bezirksverband Nordbaden hatte zum Bildungsdialog geladen. Gekommen waren jene, die sich derzeit mit dem Umbau der Bildungslandschaft konfrontiert sehen: Bürgermeister, Gemeinderäte, Schulleiter, Lehrer, Elternvertreter. Was nichts daran änderte, dass am Ende gut die Hälfte der Stühle leer blieb. Da konnte Pascale Peukert, Vorsitzende des hiesigen CDU-Gemeindeverbands, noch so sehr betonen, dass die Themen Bildung und Schulwesen derzeit die Gemüter bewegten.

So platzte die Bombe dann auch im kleinen Kreis. Gezündet von Bürgermeister Bernhard Haas. Der hatte Neuigkeiten vom Staatlichen Schulamt Rastatt zu verkünden: Der Dornstetter Werkrealschule (WRS) droht zum Ende des Schuljahrs die Schließung. Damit hatte man in Dornstetten nicht gerechnet. Schließlich lautete die Aussage des Schulamts bislang: Die WRS wird erst geschlossen, wenn die Anmeldezahlen für die Jahrgangsstufe fünf zwei Jahre in Folge unter 16 Schülern liegen. Eine Mindestanforderung, die die Schule heuer sogar übererfüllte. Nun droht dennoch das Aus.

"Schuld" sind die jüngsten Pläne des Kultusministeriums zur "Weiterentwicklung der Realschulen". Die bedeuten für den Bezirksvorsitzenden der nordbadischen CDU, Peter Hauk, und den CDU-Landtagsabgeordneten Norbert Beck mehr oder minder die Gemeinschaftsschule durch die Hintertür.

Denn nach den Plänen des Ministeriums soll an Realschulen künftig auch der Hauptschulabschluss nach Klasse neun abgelegt werden können. Vorgesehen ist eine Orientierungsstufe in den Klassen fünf und sechs, danach wird weiter gemeinsam unterrichtet, jedoch auf unterschiedlichem Lernniveau, was die Werkrealschulen faktisch überflüssig macht. Und die Realschulen nicht unbedingt glücklich. Zumindest im Fall der Dornstetter Realschule. Deren Schulleiter Hans-Peter Kurz machte seinem Unmut Luft: Die beabsichtigte Aufstockung der Ressourcen, etwa in Sachen Förderstunden, sei vom Ansatz her zwar gut, "aber mit dem bestehenden Konzept können wir besser wirtschaften", so Kurz. Hauks Urteil fiel noch eine Ecke harscher aus: Kultusminister Andreas Stoch wolle die Realschulen am liebsten "par ordre de mufti" zu Gemeinschaftsschulen machen. Die grün-rote Schulform ist bei den Christdemokraten ohnehin nicht gut gelitten. Weil, so Hauk, es sich die Landesregierung zu einfach mache. "Die sagen Demografie und zentralisieren." Zu groß, zu sehr auf Vereinheitlichung ausgelegt, die Lehrer zu Lernbegleitern degradiert und dann auch noch ohne Benotung – Hauks Liste an konzeptionellen Kritikpunkten war lang. Bildung, betonte der Politiker, "braucht spezifische Lösungen".

Die sehen nach Vorstellung der CDU so aus: Das Gymnasium bleibt in seiner jetzigen Form bestehen, Real- und Werkrealschule kommen unter ein Dach. Auch das CDU-Modell sieht eine gemeinsame Orientierungsstufe in den Klassen fünf und sechs vor, danach geht es jedoch zweizügig in Richtung Realschul- beziehungsweise Hauptschulabschluss. In Verbindung mit einer Aufstockung der Lehrerstunden "wird da ein Schuh draus", zeigte sich Hauk überzeugt. Das CDU-Modell bündle Ressourcen und sichere gerade im ländlichen Raum den Fortbestand von Schulstandorten, ohne das differenzierte Schulsystem über Bord zu werfen. Bei einem zu erwartenden Rückgang der Schülerzahl um maximal 25 Prozent könne man sich dieses Festhalten am Bewährten auch leisten, waren sich Hauk und Beck einig.

Dennoch werden bei den bereits bestehenden Gemeinschaftsschulen nicht die Lichter aussgehen, sollte die CDU 2016 wieder in Regierungsverantwortung kommen. "Die Gemeinschaftsschulen werden nicht abgeschafft, aber sie bekommen keine Oberstufe dazu", kündigte Beck an. Denn unterm Strich, ergänzte Hauk, sei er überzeugt, "dass die GMS nicht immer ein Schmarren ist". Die höheren Lehrerstunden- und Mittelzuweisungen werde die CDU jedoch stoppen, so Hauk. "Dann muss sich die Gemeinschaftsschule im ganz normalen Wettbewerb behaupten. Und ein bisschen Wettbewerb schadet schließlich nicht."

Aussagen, auf die Götz Peter, Rektor der Horber GMS, und Schopflochs Bürgermeister Klaas Klaassen gewartet hatten. Klaassen war als Schulträger der neuen GMS Schopfloch/Waldachtal gekommen. "Wir haben sehr stark für unsere Gemeinschaftsschule gekämpft und sind überzeugt, das wir unseren Schülerinnen und Schülern ein interessantes Angebot machen", brach Klaassen eine Lanze für die neue Schulart.

Ebenso Peter: "Die Gemeinschaftsschulen verstehen sich als leistungsstarke Schulen." Das dort praktizierte, kompetenzorientierte Bewertungssystem liege voll auf der Linie des Mittelstands, verteidigte der Schulleiter den Verzicht auf eine klassische Benotung an der GMS. Das Lehrerteam sei engagiert bei der Sache, die Arbeitszufriedenheit hoch. "Ich bin beruhigt, dass die CDU die GMS nicht abschaffen will", so der Horber GMS-Schulleiter.