Gemütliches Plätzchen: Dagmar und Bernd Doll mit ihrer Tochter Anna daheim in Kappelrodeck Foto: Doll Foto: Schwarzwälder-Bote

Wein: Dornstetterin Dagmar Doll ist auf ihrem Winzerhof in Kappelrodeck "Mädchen für alles" / Am Sonntag beim Naturpark-Markt

Sie studierte einst Lehramt. Doch heute lebt und arbeitet Dagmar Doll auf einem Winzerhof in Kappelrodeck. Dort bildet die gebürtige Dornstetterin mit ihrem Mann Bernd eine schwäbisch-badische Symbiose – auch was das kulinarische Angebot betrifft.

Dornstetten/Kappelrodeck. Doch wie kam es, dass eine junge Frau aus Dornstetten, anstatt Geografie zu lehren, nun in Weinbergen Trauben erntet und mit eigenen Weinen, Likören oder Edelbränden unter anderem an diesem Sonntag auf dem Naturpark-Markt in Dornstetten zu finden ist?

Nach dem Studium hatte Dagmar Köhrer im Raum Freiburg zunächst eine Stelle als Geografin angenommen. Dabei lernte sie Bernd Doll kennen. Die beiden wurden ein Paar. Nach der Hochzeit im Jahr 2002 stieg Dagmar Doll in den Winzerhof in Kappelrodeck mit ein, den ihr Mann von den Eltern übernommen hatte. Dort bewirtschaftete der Winzer eigene Weinberge und zusätzliche Pachtflächen, pflegte die Weinstöcke, erntete die Weintrauben und lieferte sie an die Winzergenossenschaft ab.

Als sieben Jahre später eine ein Hektar große Fläche frei wurde, bot sich dem jungen Paar die Chance, eigenen Wein herzustellen. "Wir sind ins kalte Wasser gesprungen", denkt Dagmar Doll an die Anfänge zurück, die ihr und ihrem Mann viel abverlangt haben. Denn jetzt fing für die beiden die Arbeit dort an, wo sie bisher aufgehört hatte.

Statt der Pflege und Ernte der Trauben mussten sie sich nun auch um deren Verarbeitung kümmern. Bernd Doll kamen seine Lehre als Winzer, jahrelange Erfahrung und verschiedene Praktika zugute. Und es gab Freunde, die ihre Hilfe anboten. 2010 legte Bernd Doll zudem die Prüfung zum Winzermeister ab.

Der Anfang war dennoch schwer, erinnert sich seine Frau. Denn auf dem Winzerhof fehlte es so ziemlich an allem, was für die Weinproduktion nötig ist – lediglich ein großer Keller mit einem zwei Meter breiten Tor, durch das man ebenerdig hineinfahren kann, war vorhanden. Eine Hydraulikpresse für das Obst musste her, dazu Edelstahltanks, die jeder bis zu 1200 Liter Wein fassen.

Als alles bereit stand, wurden auf dem Winzerhof Doll erstmals die Weintrauben nicht mehr nur geerntet, sondern auch entstielt und gemahlen und die sogenannte Maische nach der Vergärung gepresst. Die Abfüllung des Weins am Ende eines langen Prozesses übernahm ein Lohnunternehmer.

Heute sind die schwierigen Anfangsjahre vergessen, und Dagmar und Bernd Doll sind ein eingespieltes Team. Ihr Winzerhof produziert jährlich zwischen 15 000 und 16 000 Liter Wein aus fünf Rebsorten: zu Spätburgunder, Riesling und Müller Thurgau kamen im Lauf der Zeit der weiße Gewürztraminer und der rote "Cabernet Mitos" dazu.

Unter den Weinbergen, die zum Hof gehören, ist auch der steilste Weinberg Europas, erklärt Dagmar Doll, die sich selbst als "Mädchen für alles" bezeichnet. Denn die Mutter einer fünfjährigen Tochter hilft ihrem Mann nicht nur in Weinberg und Weinkeller. Sie kümmert sich auch um sämtliche Büroarbeiten, vor allem aber um die Vermarktung der Produkte.

Dazu besucht sie nicht nur Märkte und Messen. Auf ihrem idyllisch gelegenen Winzerhof hat sie eine gemütliche Probierstube eingerichtet. Gäste lädt sie regelmäßig zu einer "Panorama-Weinwanderung" in die Weinberge ein. Dort darf nicht nur von den Trauben gekostet werden. Es gibt auch "Probiererles".

Denn wie es sich für einen echten Winzerhof gehört, gibt es bei der Familie Doll nicht nur Flüssiges aus Weintrauben. Aus der ausgepressten Traubenhaut, dem Trester, entstehen sortenreine Tresterbrände ebenso wie unter Zugabe von Früchten likörartige Getränke. Dazu kommen zahlreiche Edelbrände aus heimischem Obst. "Bei uns wird alles verarbeitet, Weintrauben ebenso wie Mirabellen, Kirschen, Zwetschgen, Äpfel und Birnen", zählt Dagmar Doll auf und fügt scherzhaft hinzu: "Mein Mann wird mit jedem Jahrgang besser."

All seine Brände wurden vom Badischen Klein- und Obstbrennerverband mit Gold, Silber oder Bronze ausgezeichnet. Unter den Eigenkreationen finden sich auch Perlweine namens "Dasecco", die Bernd Doll nach seiner Ehefrau Dagmar benannt hat. Von den vielen Sorten dürfen die Gäste, die sich von Dagmar und Bernd Doll über den Winzerhof und durch die Weinberge um Kappelrodeck führen lassen, probieren.

Und weil es allesamt badische Köstlichkeiten sind, gibt es von der ehemaligen Dornstetterin noch Brot mit Speck oder einen schwäbischen Flammkuchen nach Großmutters Rezept aus dem hofeigenen Brotbackofen als "Versucherle" dazu.

Zum zweiten Mal findet am morgigen Sonntag von 11 bis 18 Uhr in der Dornstetter Altstadt ein Naturpark-Markt statt. Der Erzeugermarkt repräsentiert laut Veranstalter die ganze Vielfalt Schwarzwälder Produkte. Direktvermarkter wie Landwirte, Winzer, Mühlen, Käsereien, Imker und Brennereien bieten Produkte aus eigener Herstellung an. Rund 35 Teilnehmer haben sich angemeldet.

Auch die Mitarbeiter des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord stellen ihre Arbeit vor. Weitere Infostände befassen sich mit Naturschutz und Landschaftserhaltung sowie bewusster, gesunder Ernährung.

Begleitet wird der Markt von einem lokalen Rahmenprogramm. Der Heimat- und Museumsverein Dornstetten führt eine Apfelpresse vor. Ergänzend informiert der Landschaftserhaltungsverband Landkreis Freudenstadt zum Thema "Streuobstwiesen". Die Landfrauen Dornstetten verwöhnen die Gäste mit Kaffee und Kuchen. Das Jugendhaus Dornstetten bietet ein Bastelprogramm für Kinder, Andrea Stahl Kinderschminken an. Naturpädagoginnen führen unter anderem die Herstellung von Kräutersalzen und Kräuterbalsam vor. Zünftige Akkordeon-Musik gibt es von Christian Hamann. "Kräuterweible" Bärbel Kalmbach bietet stündlich Führungen durch den Kräutergarten am Platz der Partnerschaft (Lammgarten) an. Die Besucher erhalten Tipps und Hinweise zu Verwendungsmöglichkeiten und den heilenden Wirkstoffen der Kräuter.