Für die Gäste der Vernissage gab es ausreichend Gelegenheit, sich die Bilder Eleonore Kötters anzusehen. Fotos: Stadler Foto: Schwarzwälder-Bote

Vernissage: Ausstellung "Meine unbekannten Bilder" von Eleonore Kötter anlässlich ihres 85. Geburtstags eröffnet

Dornstetten . Gelebtes und Erlebtes, aber auch Gesehenes und Geträumtes aus Kriegszeiten, unterwegs und in Beziehungen zwischen Mensch und Natur, findet sich auf den bisher unbekannten Bildern der im Juli verstorbenen Dornstetter Künstlerin Eleonore Kötter, die aus Anlass ihres 85. Geburtstags im Rathaus gezeigt werden.

Auf meist kleinstem Format mit sparsamen Mitteln sowie vielfältigen Techniken verdeutlicht die Ausstellung "Meine unbekannten Bilder" Eleonore Kötters gewaltige Schaffenskraft in sieben Jahrzehnten. Mit leuchtenden Augen und trotz Krankheit hatte die kürzlich verstorbene Künstlerin Eleonore Kötter gemeinsam mit Kuratorin Marion Dämmig im Frühjahr eine Auswahl aus ihrem großen Schatz von bislang nicht gezeigten Bildern ihrer gesamten Schaffensphase ausgewählt, die in einem Leinenkasten im Grafischen Kabinett schlummerten, um sie anlässlich ihres 85. Geburtstags in einer Ausstellung zu präsentieren.

Bürgermeister Bernhard Haas eröffnete nach eine Klaviersonate von Beethoven die rund 60 Werke umfassende Schau vorwiegend kleinformatiger Bilder der renommierten Künstlerin. Die Ausstellung ist zu Ehren Eleonore Kötters bis Ende Oktober im Dornstetter Rathaus zu sehen.

Im voll besetzten Bürgersaal begrüße Haas neben zahlreichen Bürgern den Ersten Landesbeamten des Landkreises, Reinhard Geiser, die ehemaligen Landräte Peter Dombrowsky und Gerhard Mauer und den Leiter der Kreisvolkshochschule, Sascha Falk, gleichzeitig Vorstandsmitglied der Stiftung Eleonore Kötter, sowie Gemeinderäte und Ortschaftsräte und zahlreiche Wegbegleiter der Künstlerin, auch aus Freiburg und Görlitz.

Zum ersten Mal werden Werke der Künstlerin, die vor 20 Jahren die Kunststiftung EK gegründet hat, im Rathaus gezeigt. "Kunst ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens und steht für Lebensqualität. Der Schatz der gezeigten Bilder präsentiert zum einen die Schaffenskraft der Künstlerin und ihr großes Engagement", so das Stadtoberhaupt. Haas wünschte den Besuchern "tolle Eindrücke und gute Gespräche bei Brot und Wein", ganz im Sinne von Eleonore Kötter.

Museologin Marion Dämmig, die als langjährige Freundin Kötter zuletzt gepflegt hat und die vielfältigen Werke nach ihren Wünschen ordnete, kuratierte die Ausstellung und führte bei der Vernissage in die Schau ein, für die sie seitens der Stadt Dornstetten und des Landkreises große Unterstützung fand.

Kunstwerke erzählen von Verlust, aber auch von Lebenfreude

Die Kunstwerke erzählen von Erlebnissen aus dem Krieg, die mit dem Verlust von Angehörigen und Heimat einhergehen, sowie von schwindenden Hoffnungen auf Kriegsüberlebende, beispielsweise im Bild "Uhr und Tod". Dieses Thema wird in Aquarellen zu den Balkankriegen nochmals aufgegriffen.

Dazwischen liegen die zurückkehrende Lebensfreude in den 1950er-Jahren, dargestellt auf Farbholzschnitten, das westdeutsche Wirtschaftswunder und die rasante gesellschaftliche Veränderung. Die Ausstellung zeigt auch, dass Eleonore Kötter eine exzellent porträtierende Künstlerin war. Als eine der wenigen Künstlerinnen hat sie auch die Mondlandung 1969 in Form eines Siebdrucks festgehalten.

Ihre Inspiration für Bildideen stammten aus der Natur und ihren Landschaften sowie von Kunst und Theater, aber auch von Reisen. Eleonore Kötter beherrschte viele Techniken, die sie an der Freien Akademie in Stuttgart studierte und die ihr neue Perspektiven vermittelten. Sie schrieb Erlebtes, Gesehenes, Gehörtes und Geträumtes für den späteren Zugriff auf. Einiges davon findet sich auch im Katalog zur Ausstellung wieder.

Zu ihrem 85. Geburtstag hätte sich die Künstlerin ein paar Blumen auf dem Tisch und einen Gruß gewünscht. Der Tisch aus dem Kabinett im Fruchtkasten, auf dem sie winzig kleine Botschaften hinterlassen hat, stand im Bürgersaal und war mit einem Herbstasternstrauß eigens für sie geschmückt und ließ sich mit einer Lupe betrachten. Die Ausstellung wird begleitet von einem umfangreichen Katalog, der auch etliche Zeitzeugnisse aus den Tagebüchern Eleonore Kötters enthält.

Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage von dem 15-jährigen Tobias Funkler aus Aach, der neben der Beethoven-Sonate das Präludium Nr. 1 von Johann Sebastian Bach und die Etude Nr. 9 von Franz Liszt einfühlsam und ausdrucksstark auf dem E-Piano spielte. Im Anschluss hatten die Gäste ausreichend Gelegenheit, die "unbekannten Bilder" von Eleonore Kötter im ersten Stock beider Teile des Rathauses zu betrachten.