29 Jahre lang haben Manfred und Gertrud Wennagel das gleichnamige Fachgeschäft in der Hauptstraße geleitet. Ende Mai schließt das Dornstetter Traditionshaus für immer. Fotos: Sannert Foto: Schwarzwälder-Bote

Manfred und Gertrud Wennagel schließen ihr Fachgeschäft in der Dornstetter Hauptstraße Ende Mai für immer

Von Doris Sannert

Dornstetten. 107 Jahre nach der Gründung kommt nun das Aus: Ende Mai schließt "Schreiben und schenken – Wennagel" in der Dornstetter Hauptstraße. 29 Jahre lang wurde das Fachgeschäft von Gertrud und Manfred Wennagel geführt. Ihre Nachfolgersuche blieb erfolglos.

1908 hatte der Großvater des heutigen Inhabers die "Buchbinderei Gottlieb Wennagel" in der Gartenstraße gegründet. "Es war die erste Buchhandlung, die es in Dornstetten gab", weiß Manfred Wennagel. 1933 verlegte der Firmengründer "Schreibwaren Wennagel", wie das Fachgeschäft fortan hieß, an seinen heutigen Standort in der Hauptstraße.

Vier Jahre später trat Sohn Otto – ebenfalls Buchbinder von Beruf – in die Fußstapfen des Vaters und 1969 schließlich auch noch sein Enkel Manfred. Er veränderte das Fachgeschäft von Grund auf, indem er 1974 das daneben stehende Gebäude abreißen ließ und an das bestehende Fachgeschäft anbaute. Die Größe der Verkaufsfläche wurde dadurch verdreifacht. So konnten Manfred und Gertrud Wennagel das Sortiment erweitern und an die gestiegenen Kundenwünsche anpassen. 1977 kam zu den Schreibwaren und Büroartikeln noch eine große Bastelabteilung hinzu.

In den 90er-Jahren wurde das gesamte Fachgeschäft noch einmal modernisiert. Doch der zunehmende Versandhandel ließ die Umsatzzahlen immer weiter schrumpfen. "Vor 20 Jahren hatten wir noch den dreifachen Umsatz", sagt Manfred Wennagel und verweist vor allem auf den Schulanfang und die Vorweihnachtszeit, als das Geschäft regelrecht boomte.

Mit den steigenden Anforderungen der Kunden konnte das Fachgeschäft im Zeitalter von Computern und Smartphone irgendwann nicht mehr Schritt halten – zu groß ist inzwischen die Auswahl im Internet.

Das umfangreiche Sortiment, das vom Schulzubehör und Bürobedarf über Geschenk-, Deko- und Bastelartikel und Bücher bis hin zu Farben, Papieren, Kalendern, Kerzen und Servietten reichte, konnte den sinkenden Umsatz nicht ausgleichen.

"Was die Menschen online nicht bekommen, das sollen die Fachgeschäfte vorrätig haben – und das ist nicht machbar", erklärt Manfred Wennagel. Für ihn und seine Frau sei es deshalb an der Zeit – aus gesundheitlichen Gründen wie auch altershalber – aufzuhören.

"Es tut uns für viele treue Stammkunden leid", betont Gertrud Wennagel, die sich schon vor zwei Jahren mit ihrem Mann auf die Suche nach einem Nachfolger für die 250 Quadratmeter großen Verkaufsräume gemacht hat. Momentan läuft der Räumungsverkauf. Ende Mai wird "Schreiben und schenken Wennagel" dann für immer schließen. Damit geht in Dornstetten erneut eine Ära zu Ende.