Am Schulzentrum in Dornstetten soll alles so bleiben, wie es ist – das wünschen sich die Rektoren. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Ratsfraktionen von neuen Plänen des Kultusministeriums zur Werkrealschule überrascht / Schatz guten Mutes

Von Regina Schwenk

Dornstetten. Im Zuge des Bildungsdialogs des CDU-Bezirksverbands Nordbaden hatte Bürgermeister Bernhard Haas die Bombe platzen lassen: Bereits zum Schuljahresende könnte die Dornstetter Werkrealschule (WRS) vor der Schließung stehen (wir berichteten). Dort ist man allerdings noch lange nicht bereit, die Flinte ins Korn zu werfen.

"Die Stimmung im Kollegium ist kämpferisch. Wir geben nicht auf", sagt Schulleiter Norbert Schatz. Für ihn hat Bestand, was das Staatliche Schulamt Rastatt zuletzt in Sachen Schulschließung verkündete: Fallen die Anmeldezahlen zwei Jahre in Folge unter 16 Schüler, wird die WRS abgewickelt. "Das ist die letzte offizielle Aussage, die ich vom Schulamt habe. Für mich steht diese Regelung nach wie vor", so der Rektor. In der WRS richtet man den Blick jetzt auf die Anmeldungen für das kommende Schuljahr. "Wir warten die Anmeldungen ab. Bis dahin werden wir unsere Schule bestmöglich präsentieren. Wir haben hier im Schulzentrum Werkreal- und Realschule unter einem Dach. Das ist ein gutes Bildungsangebot", betont Schatz.

Und selbst wenn die WRS in einigen Monaten vor der Schließung stehen würde: "Für die Schüler, die bereits bei uns sind, ändert sich nichts. Wer jetzt in Klasse fünf ist, bleibt und macht ganz regulär seinen Schulabschluss. Es würden dann nur keine neuen Klassen mehr gebildet", erklärt der Schulleiter. Daran will an der WRS derzeit aber noch niemand denken. "Es wäre sicher schwierig, die Schule abzuwickeln. Das tut man nicht gern, das ist klar. Aber auch in dem Fall würde unser voller Einsatz den Kindern gelten", streicht der Rektor heraus.

Eine Tür weiter hofft man ebenfalls auf den Fortbestand der WRS. Das Problem, erklärt der Schulleiter der Dornstetter Realschule, Hans-Peter Kurz, sei der Wegfall der Kombiklassen. Fielen bislang die Anmeldezahlen der Jahrgangsstufe fünf unter 16 Schüler, konnte die Schule die Klassen fünf und sechs in einer Kombiklasse zusammenfassen. Und lag so wieder über der erforderlichen Mindestzahl. Diese Regelung, so Kurz, solle nach den neuesten Plänen des Kultusministeriums wegfallen. Und auch von der "Zwei-Jahre-in-Folge-unter-16-Anmeldungen"-Regelung als Grundlage einer Schulschließung scheint sich das Ministerium derzeit zu verabschieden. Einmal unter die Marke von 16 Anmeldungen gefallen, droht einer Schule die Abwicklung. Hinzu kommt, dass an Realschulen künftig auch der Hauptschulabschluss angeboten werden soll. Kritiker sehen in diesem Modell eine "Gemeinschaftsschule light". In Kombination dürften diese Neuerungen dafür sorgen, dass die Luft für die Werkrealschulen landesweit merklich dünner wird. Was das Schicksal der Nachbarschule angeht, ist man bei der Realschule jedoch guten Mutes: "Ich bin durchaus zuversichtlich, dass es bei der Dornstetter WRS nochmal klappen wird. Ich wünsche das den Kollegen auch", betont Kurz. Zumal die Werkrealschule wirklich gut aufgestellt sei: "Die schulinterne Zusammenarbeit ist soweit es geht umgesetzt, die WRS hat zum Schuljahresbeginn blitzschnell den Ganztagesbetrieb aufgenommen."

"Die WRS hat sich in kurzer Zeit toll entwickelt", bestätigt auch Pascale Peukert. Die Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler/CDU fühlt sich als Mitglied des Gemeinderats von der Kehrtwende des Kultusministeriums regelrecht "überrumpelt". Erst bekomme man den Fortbestand der WRS unter bestimmten Voraussetzungen garantiert, "und dann sind von einem Tag auf den anderen alle Bemühungen der Schule und des Schulträgers hinfällig", ärgert sich Peukert. "Das sind überhastete Entschlüsse. Und das gerade im Bildungsbereich, wo eigentlich Nachhaltigkeit gefragt wäre. Wenn Bildung tatsächlich unser Kapital ist, brauchen Reformen Zeit. Kaum hat man die Gemeinschaftsschule eingeführt und die verbindliche Grundschulempfehlung abgeschafft, konfrontiert man die Schulen schon mit dem nächsten Experiment und integriert die Werkreal- in die Realschulen", kritisiert Peukert. Für sie stellen die Pläne des Kultusministeriums eine "Schwächung der Schullandschaft im gesamten Landkreis" dar. Peukert sorgt sich insbesondere um die beruflichen Gymnasien. Sinke das Niveau in den Realschulen durch die Integration der Werkrealschulen ab, passten die Anschlüsse zu den weiterführenden Schulen nicht mehr. "Im Bildungsbereich greift ein Rädchen ins andere, Dreht man an einer Stellschraube, zieht das weite Kreise", so Peukert.

Für Rolf Straub, Fraktionsvorsitzender der FB, sind die Auswirkungen eines möglichen Wegfalls der WRS noch völlig offen. "Das müssen wir uns erst genau anschauen", so Straub. "Schule ist ein wichtiges Thema. Gerade für eine Schulstadt wie Dornstetten. In diesem Bereich müssen wir uns stark aufstellen. Es darf nicht so enden, dass Dornstetten als Schulstandort geschwächt wird."

Auch für den SPD-Fraktionsvorsitzenden Joachim Kumm steht die Stärkung des Schulstandorts Dornstetten an erster Stelle. Fiele die WRS weg, wäre dies eine Schwächung der Schullandschaft, so Kumm. Vielleicht, meint er, hätte sich die Stadt aber auch schon frühzeitiger besser aufstellen müssen. Das hätte, so Kumm, bereits unter dem Amtsvorgänger von Bürgermeister Bernhard Haas geschehen müssen.