Stefanie Vogel mit ihren drei Kindern Foto: Bauer Foto: Schwarzwälder-Bote

Stefanie Vogel schmiedet mit ihrer Stiftung weitere Pläne / Mütter-Projekt soll ausgebaut werden

Von Annika Bauer

Dornstetten. Alles fing vor 13 Jahren an, als Stefanie Vogel aus Dornstetten nach Rumänien reiste, um ein Jahr lang eine deutsche Missionarsfamilie zu unterstützen. Heute ist Stefanie Vogel in Rumänien daheim, und nur noch ab und zu in Dornstetten – wie dieser Tage.

Schon in ihrer Anfangszeit in Rumänien ging es Stefanie Vogel und ihrer Freundin Sarah Berchtold darum, Kindern und Jugendlichen aus ärmsten Verhältnissen zumindest ein Stück weit ein normales Leben zu ermöglichen. Heute ist sie Vize-Präsidentin der 2010 gegründeten Stiftung Firm Foundations Romania, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, mit verschiedenen Projekten Roma-Kinder auf das Leben vorzubereiten. Ihr Ziel sei es, den Kindern ein Leben zu zeigen, "das nicht im Dreck ist". Doch aller Anfang war schwer. Stefanie Vogel und Sarah Berchtold waren vor 13 Jahren im Krankenhaus in Brasov gebeten worden, den Kindern Weihnachtslieder zu singen. Dort mussten die beiden jungen Frauen feststellen, dass es üblich ist, Babys in mehrere Stofflaken zu wickeln, die schnell durchnässen. Also kamen Stefanie Vogel und ihre Freundin auf die Idee, das Krankenhaus mit Pampers zu unterstützen.

Im Nachhinein beschreibt Stefanie Vogel diese Idee als Eintrittskarte für ihr weiteres Engagement. Denn dadurch bekamen die jungen Frauen die Möglichkeit, im Krankenhaus weitere Projekte aufzubauen und dabei den Kindern direkt zu helfen. Wichtig sei es dabei immer gewesen, den Angestellten im Krankenhaus auf Augenhöhe zu begegnen, um gemeinsam viel erreichen zu können.

Mit den Windeln war zunächst einmal den Babys geholfen, doch viele von ihnen wurden nach ihrem Krankenhausaufenthalt nicht mehr von den Eltern abgeholt. Also fuhren die zwei Freundinnen die Kinder auch nach Hause. Dadurch kamen sie mit den Roma-Eltern ins Gespräch und konnten eine Beziehung zu ihnen aufbauen.

Heute betreut Stefanie Vogel, gelernte Erzieherin, unter anderem deren Kinder und Babys tagsüber im Kids Club ihrer Stiftung. Die Kinder seien zum Teil stark vernachlässigt, weil manche der Eltern kein Interesse an ihren Kindern hätten. "Wir zeigen den Kindern, wie man eine Toilette benutzt oder wie man Hände wäscht, also grundlegende Dinge für das Leben", erklärt sie.

Damit übernimmt die Stiftung für ihre Schützlinge die Elternrolle. Doch die Stiftung kümmert sich auch um ältere Kinder. Die Schule endet nach der achten Klasse, "viele Mädchen werden danach schwanger und haben keine Chance mehr, auf eine weiterführende Schule zu gehen", erklärt Stefanie Vogel die Problematik. Deshalb haben sie ein Projekt ins Leben gerufen, dass bei einem Besuch einer weiterführenden Schule die Fahrt- und Wohnkosten für die Mädchen übernimmt, da es sich viele Eltern nicht leisten können oder wollen. Außerdem haben die Mädchen dadurch die Chance, neben ihrem bisherigen Landleben auch das Stadtleben kennenzulernen. Finanziert werden die Projekte über Spenden, hauptsächlich aus Amerika, doch auch aus Dornstetten wird Stefanie Vogel mit einem Spendenkonto unterstützt.

Einer der größten Erfolgsmomente von Stefanie Vogel war die letzte Zeugnisübergabe an die 120 Kinder aus dem Kids Club. "Es war so schön, die strahlenden Kinderaugen zu sehen und vor allem die Fortschritte der Kinder zu beobachten." Ob sie wieder nach Deutschland zurückkehren wird, weiß Stefanie Vogel noch nicht. "Als ich nach Rumänien gegangen bin, hatte ich nichts davon geplant. Es hat sich alles dort entwickelt. Erst dort war mir klar, dass es meine Berufung ist", erklärt Vogel. Wenn sie dann auf Heimaturlaub in Dornstetten ist, spricht sie gerne über ihre Projekte in Brasov. Außerdem haben dann auch ihre drei Kinder, bei zweien steht noch die Adoption aus, die Möglichkeit, Deutschland kennenzulernen. "Spätzle gibt es auch in Rumänien zu kaufen", antwortet Stefanie Vogel auf die Frage, was sie vermisse. Aber den Kindern ist auch schon aufgefallen, dass es in Deutschland sauberer ist als in Rumänien.

Für die Zukunft plant die Stiftung unter anderem den Ausbau des Mütter-Projekts. Vor allem jungen Müttern soll Hilfestellung geboten werden. Der Bürgermeister von Brasov hat der Stiftung dafür schon zwei renovierungsbedürftige Hütten angeboten. Außerdem steht für Stefanie Vogel eine Operation ihres Sohnes an, für die wieder Spenden gesammelt werden müssen. Die junge Frau ist sich bewusst, dass man nie weiß, was am nächsten Tag passiert. Es könne morgen schon alles anders sein.