Förderverein erinnert mit Besucherbergwerk "Himmlisch Heer" an die Silber-Vergangenheit in Dornstetten

Von Doris Sannert

Dornstetten-Hallwangen. In Hallwangen gibt es einen Silberwald, in Aach einen Silberberg und auch in Dornstetten soll es geheime Silberstollen geben. Im Besucherbergwerk "Himmlisch Heer" hält der Förderkreis Historischer Bergbau Hallwangen die Erinnerung an den Bergbau am Leben.

Die bergbaulichen Aktivitäten in Hallwangen, das in alten Urkunden noch als Haldewanch oder Haldewang bezeichnet wird, reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück. Nur wer sich auskennt und genau hinschaut, kann im Wald in der Nähe des Sportplatzes alte Schürfgräben, sogenannte Tagebaupingen, entdecken. Erna und Wilfried Märgner wissen, wo sie zu finden sind.

Anfangs wurde im Silberwald in Hallwangen Baryt, der auch als Schwerspat bekannt ist und in Hallwangen auch Silber, Kupfer und kleinere Mengen an Zink enthielt, noch über Tage gefunden. Nördlich der Wetterschachthütte ist der Abriss, ein breites und ergiebiges Schwerspatband, noch zu erkennen. Es verläuft in einer 65 Grad-Neigung an der Felswand entlang und verschwindet in der Erde. Erna Märgner, erste Vorsitzende des Fördervereins, vermutet, dass die Bergleute dort der Spur des Schwerspats gefolgt und unter Tage gegangen sind. Sie verläuft an der östlichen Verwerfung des Freudenstädter Grabens am Berg entlang. Heute weiß man, dass das Hallwanger Grubenfeld insgesamt etwa vier Kilometer lang ist und vom Bergwerk aus über den Pfahlberg bis zum Hörschweiler Wald in die eine, und durch den Hallwanger Wald bis zur Gemeindegrenze Obermusbach in die andere Richtung verläuft. Anhand von Probebohrungen hat dies die Bergwerksgesellschaft Sachtleben in den 90er-Jahren herausgefunden.

1551 ist erstmals von Bergbautätigkeiten in Hallwangen zu lesen. Bergrichter Haubensack, der zusammen mit dem Bergsachverständigen Hans Tübinger ausgeschickt wurde, um die alten Bergwerke in Dornstetten, Hallwangen und Alpirsbach zu untersuchen, schreibt am 14. April in seinem Bericht: "Sie hatten dort einen alten verfallenen Stollen (gefunden), mit einem Wetterschacht bei dem Dörflein. Daselben ist ein reiner Spatgang, hat sein Streichens auf Mittag, sein Ausgehens auf Mitternacht. Er zeigt schön Glaserz." Tatsächlich reichen die Bergwerkstätigkeiten in Hallwangen jedoch weiter zurück. Zwischen 1519 und 1534 sollen Bergleute in Hallwangen "einen vierlöthigen Silbergang" gefunden haben. Vier Lot(h) Silber in einem Zentner Erz, das sind umgerechnet 1,25 Gramm Silber pro Kilogramm Erz. Zwischen 1723 und 1726 ist erneut von einem erfolgreichen Silber- und Kupferfund die Rede. Später, in den 1850er- und 1860er-Jahren wurde Schwerspat immer interessanter. Die darin enthaltenen Fahlerze enthielten im Jahr 1891 33,89 Prozent Kupfer und 1,37 Prozent Silber.

Edelmetalle wurden aus dem Baryt herausgeschmolzen

Gleich hinter dem Silberwald in Hallwangen lagen die Silberwiesen – an dem Ort wo sich heute der Barfußpark befindet. Das Gebiet zum Segelflugplatz in Musbach wurde einst als "Silbermähder" bezeichnet. Was genau dieser Begriff bedeutet, konnte Erna Märgner noch nicht abschließend herausfinden. Doch wie schafften es die Menschen einst, das Silber, das in kleinen Brocken im Schwerspat vorhanden war oder ihn in Linien durchzog, aus dem Gestein heraus zu lösen? Wilfried Märgner kennt die Antwort auf diese Frage: "Sie haben das Silber ausgeschmolzen." Dazu benötigten sie kleine, aus Lehm gezimmerte Öfen, die wegen des Windes an Westhängen erbaut wurden. Und sie brauchten Holzkohle aus den Kohlemeilern der Umgebung, um die Öfen auf Temperatur zu bringen. Am Ende gab das klein geschlagene Gestein, das in die Öfen gefüllt wurde, 96- bis 98-prozentiges Silber preis, das sich bei 700 bis 900 Grad Hitze aus dem Gestein löst. Bei 1100 Grad löst sich auch der grüne Malachit und wird zu Kupfer, weiß Märgner. Der Rest ist Schlacke.

Wären nicht immer wieder Wassereinbrüche im Bergwerk "Himmlisch Heer" gewesen und wäre die geplante Bahnstrecke von Dornstetten nach Hallwangen und weiter über Pfalzgrafenweiler nach Altensteig gebaut worden, wäre die Arbeit im Bergbau in Hallwangen noch viele Jahre rentabel gewesen. Doch 1912 wurde schließlich auch die Förderung von Schwerspat zur Bleiweiß-, und damit zur Farbherstellung, eingestellt. Auch deshalb gibt es dort das Silber bis heute.

Das Bergwerk ist an jedem ersten und dritten Sonntag im Monat von 14 bis 18 Uhr sowie dienstags um 14 Uhr für Führungen geöffnet. Gruppen können sich zu Führungen an beliebigen Tagen bei der Tourist-Information in Dornstetten anmelden. Das Besucherbergwerk "Himmlisch Heer" in Hallwangen öffnet außerdem am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 14. September.