2017 könnte an dieser Stelle der Aacher Haltepunkt in Betrieb gehen – inklusive Fußgängerunterführung und Beschrankung des Bahnübergangs. Foto: Archiv

Dornstetter Gemeinderat stellt sich nach zäher Debatte hinter Kombination "Heselwiesen neu" und "Aach".

Dornstetten - "Es ist doch so: 'Heselwiesen alt' gibt es nicht. Zack, bumm, fertig." Deutliche Worte, gesprochen von FB-Rat Rainer Würfele in der jüngsten Sitzung des Dornstetter Gemeinderats. In der stand zum wiederholten Mal das Reizthema Bahnhaltepunkte auf der Tagesordnung.

An dem hatte sich bereits in der Vergangenheit so manch hitzige Debatte entzündet. Und tut es noch. Heuer sollte die Stadt im Zuge des Planfeststellungsverfahrens zu dem Vorhaben Stellung beziehen. Diskutiert wurde am Ende jedoch weniger die von der Verwaltung vorbereitete Stellungnahme, als vielmehr die Gretchenfrage "alt" oder "neu".

In der hatte sich das Gremium mit den sattsam bekannten Argumenten gute zwei Stunden verbissen, ehe Würfele Tacheles redete: "Es wundert mich eh, dass bei der Bahn nicht schon lange jemand gesagt hat, die in Dornstetten können mich Götz von Berlichingen, es bleibt beim alten Bahnhof." Der Gemeinderat könne letztlich nur eines: Für oder gegen die geplante Haltepunktkombination "Aach" und "Heselwiesen neu" stimmen. "Und ich däd sage, des machet mir jetzt dann au", steuerte Würfele unter dem Applaus der – verglichen mit früheren Sitzungen wenigen – Zuhörer auf die Zielgerade zu. Und läutete damit das Ende einer ebenso engagierten wie fruchtlosen Debatte ein.

In der hatten die FB-Räte Ralf Kühnle, Rolf Straub, Joachim Wernicke und Jörg Hamann Sinn und Wirtschaftlichkeit der geplanten Haltepunktkombination in Zweifel gezogen. Der Haltepunkt in Aach habe kein Fahrgastpotenzial und sei wirtschaftlicher Unsinn, war da unter anderem zu hören. Überhaupt sei die Kombination "Aach" und "Heselwiesen neu" aus städtebaulichen und sonstigen Gesichtspunkten "die schlechteste Wahl". Und zu guter Letzt stand sogar der Vorschlag im Raum, den Aacher Haltepunkt weiter voranzutreiben und parallel die Frage "Heselwiesen neu" oder "alt" nochmals zu überdenken.

Eben mal aus einem fahrenden Zug aussteigen ist nicht, mahnten da Reinhard Bickelhaupt und Holger Wagensommer von der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG). Die Haltepunktkombination "Aach" und "Heselwiesen neu" sei Bestandteil des laufenden Planfeststellungsverfahrens und Basis des bereits gestellten Förderantrags, stellten die AVG-Vertreter klar. Zudem habe man in der Vergangenheit zu genüge abgewogen, so Bickelhaupt. "Aach" und "Heselwiesen" habe sich in einer Potenzialstudie als wirtschaftlichste Kombination erwiesen, die Planungsvarianten "Heselwiesen neu" und "alt" seien objektiv abgeglichen worden, "neu" habe sich als die bessere Variante herauskristallisiert. Und auch die Geduld des ein oder anderen Gremiumsmitglieds ging an dieser Stelle zur Neige.

Für Christoph Mannheimer (CDU und FW) ging die Debatte schlicht am Thema vorbei. Die Frage "alt" oder "neu" stehe nicht zur Diskussion, ebenso wenig die Frage nach einem oder zwei Haltepunkten. "Wir können uns hier lediglich zum laufenden Planfeststellungsverfahren äußern." In dem sei die Kombination "Aach" und "neu" fixiert, auch der Gemeinderat habe diese Kombination mehrheitlich beschlossen, so Mannheimer. "Die Situation ist doch die: Entweder ich entscheide, mit zwei Haltepunkten in Richtung Zukunft zu gehen, oder ich nehme in Kauf, dass es beim alten Bahnhof bleibt." Joachim Kumm plädierte ebenfalls dafür, "dass wir den Zug jetzt endlich auf die Gleise stellen". Und bat seine Ratskollegen, sich nicht in längst geführten Debatten zu verlieren. "Ich habe jetzt keine neuen Argumente gehört", hieb der Aacher Ortsvorsteher Hermann Friedrich in die selbe Kerbe.

Bürgermeister Bernhard Haas hatte sich von der Abstimmung ein "deutliches Signal" erhofft (wir berichteten). Doch am Ende wurde aus dem gewünschten Rückenwind für die Dornstetter Bahnhaltepunkte eher ein laues Lüftchen. Bei vier Gegenstimmen und einer Enthaltung stellte sich das Gremium schließlich hinter die Kombination "Aach" und "neu". Freilich nicht ohne in seiner Stellungnahme darauf hinzuweisen, dass die Stadt den Standort "alt" bevorzugt hätte.

Info: Zeitplan und Kosten

Die Stellungnahme der Stadt Dornstetten geht nun an das Regierungspräsidium Karlsruhe, bei dem das Planfeststellungsverfahren derzeit liegt und fließt dort in den Abwägungsprozess ein. Der könnte laut Reinhard Bickelhaupt von der AVG noch im dritten Quartal diesen Jahres abgeschlossen werden. Mit der Genehmigung der Haltepunkte rechnet Bickelhaupt im Frühjahr 2016. Die weitere Planung und Ausschreibung brauche etwa vier bis sechs Monate, so dass man im Winter 2016 mit den ersten Rodungsmaßnahmen beginnen könne. Die Bauzeit betrage etwa sechs bis neun Monate, eine Inbetriebnahme der Haltepunkte 2017 erscheine "in jedem Fall realistisch", so der AVG-Vertreter. Die Kosten kalkuliert die AVG derzeit auf rund 1,2 Millionen für den Haltepunkt in Aach und 1,15 Millionen Euro für "Heselwiesen neu". Nach Abzug der Zuschüsse beläuft sich der Eigenanteil der Stadt auf 900.000 bis eine Million Euro. Für die sieben "P+R"-Stellplätze in Aach fallen etwa 60.000 Euro an, für die 25 Stellplätze in den Heselwiesen rund 140.000 Euro. Die Eigenanteile der Stadt liegen bei rund 51 000, beziehungsweise 107.000 Euro.

Basis sei die letzte Berechnung aus dem Jahr 2010, so Bickelhaupt. Sorgen vor einer Kostenexplosion muss sich die Stadt wohl dennoch nicht machen: "Bei den anderen Haltepunkten entlang der Strecke, die zwischenzeitlich so gut wie alle in Betrieb sind, haben wir den Kostenrahmen meines Wissens nach eingehalten."