Mit einer grandiosen Darbietung und vor ausverkauftem Haus präsentierte sich die Stadtkapelle Dornstetten bei ihrem Jahreskonzert. Foto: Günther Foto: Schwarzwälder-Bote

Jahreskonzert: Stadtkapelle Dornstetten präsentiert ihre Lieblingsstücke / Erstklassige Darbietungen

Eine musikalische Reise quer durch die verschiedensten Musikrichtungen und rund um den Globus unternahm die Stadtkapelle Dornstetten bei ihrem Jahreskonzert – und das Publikum in der voll besetzten Stadthalle ging begeistert mit.

Dornstetten. Im Veranstaltungsreigen Dornstettens sind die Jahreskonzerte der Stadtkapelle nicht wegzudenken. Die Besucher erwarten anspruchsvolle Blasmusik und gute Unterhaltung, und die Musiker können stets mit einer mehr oder weniger vollen Stadthalle rechnen.

Diesmal wurden die gegenseitigen Erwartungen nochmals übertroffen: die musikalischen Darbietungen der 52 Musiker unter der Leitung von Dirigent Christian Pöndl waren erstklassig, und die Stadthalle war, obwohl von den Verantwortlichen schnell noch nachgestuhlt wurde, ausverkauft.

"Freunde-Buch" auf Leinwand projiziert

Während das Jahreskonzert bisher stets unter ein bestimmtes Motto gestellt worden war, präsentierten in diesem Jahr die einzelnen Register ihre Lieblingsstücke. Heraus kam eine eindrucksvolle Mischung der schönsten Werke der Bläserliteratur. Diesmal konnte sich kein Musiker über die teilweise extrem schwierigen Stücke beim Dirigenten beklagen. Denn schließlich hatten sich diese die einzelnen Register ja selbst ausgesucht.

Die Musiker präsentierten anhand eines an die Leinwand projizierten "Freunde-Buchs" die ausgewählten Lieblingsstücke. Dabei hatte jedes Register der "StaKaDo" eine Seite zur Verfügung und verriet dabei auch einiges über Spitznamen, Lieblingsbeschäftigungen und musikalische Vorlieben – ganz wie im richtigen Freundebuch.

Stück zu Ehren Wolfgang Rebmanns

Zu Ehren des kürzlich verstorbenen Ehrenvorsitzenden Wolfgang Rebmann begann der musikalische Reigen mit dem Lieblingsstück der vier Tenorhörner: "Jupiter Hymn" aus "The Planets" von Gustav Holst. Wie Vorsitzender Alexander Lutz ausführte, steht dieses 1918 uraufgeführte Werk gleichsam auch für die Persönlichkeit des verstorbenen Ehrenvorsitzenden: "Genauso wie dieses Stück war unser Wolfgang Rebmann, mal getragen und mal heiter und fröhlich."

Fröhlich ging es weiter mit dem Lieblingsstück der Tenorhorn-Bläser, den "Children of Sanchez" von Chuck Mangione. Die zweite Vorsitzende der Stadtkapelle, Sarah Ulbrich, meinte dazu: "Heiße Bläser sorgen mit heißen Rhythmen für heiße Temperaturen." Allerdings nicht nur, denn die einzelnen Solopassagen, die die Registerstimmen teilweise stehend vortrugen, sorgten bei den Zuhörern geradezu für Gänsehaut.

Den sechs Querflötenspielerinnen des Orchesters hatte es das Musical "Die Schöne und das Biest" angetan. Mit der von Amanda Menken und Howard Ashmanaus komponierten und durch Walt-Disney- Filme bekannten Musik wurden die Zuhörer in fremde Klangwelten entführt, vom Klang her lupenrein und ausgeprägt rhythmisch.

Neben der schönen Spielweise war auch der Dresscode der Musiker perfekt und schön. Auf den Bühnen der Bläserkapellen sind wohl nur selten derart perfekt und edel gekleidete, geschminkte, frisierte und mit kleinen modischen Accessoires geschmückte Musikerinnen und Musiker anzutreffen.

Zusätzlich hatten sich die Künstlerinnen in ihren Register unterschiedlichen Kopfschmuck angelegt: die Querflötenspielerinnen glänzten mit kleinen silbernen Diademen im Haar, die Häupter der Klarinettenspielerinnen zierten weiße Blumenkränze.

Perfektion als Resultat harter Probenarbeit

Die musikalische Perfektion der Stadtkapelle Dornstetten ist das Resultat harter und permanenter Probenarbeit. Vor den großen Konzerten wird sie nochmals intensiviert. dann wechseln sich Probenwochenenden, diesmal im September in Rot an der Rot, mit Gesamt- und Registerproben ab. Aber auch die Stadthalle war für das Jahreskonzert bestens vorbereitet. Alle 52 Musiker hatten ihre Steckbriefe an die Hallenwände gehängt, die Bewirtung hatte der Liederkranz Dornstetten übernommen.

Eindringliche Fanfarenklänge

Als nächste Darbietung stand das von den Saxofonspielern ausgesuchte Stück "Indiana Jones Selection" von John Williams auf dem Programm. Weiter ging es mit der Lebensgeschichte der österreichischen Königin Elisabeth: die Klarinettenspieler – im Orchester scherzhaft Schwarzwurzeln genannt – hatten sich "Elisabeth – The Musical" von Michael Kunze und Sylvester Levay ausgesucht, während mit dem "Olympic Spirit" von John Williams die Schlagwerker ihre Wunschmelodie präsentierten. Diese Eröffnungshymne der olympischen Spiele 1988 offenbarte einmal mehr die überragende Klasse der Stadtkapelle.

Das jüngste Durchschnittsalter der einzelnen Instrumentengruppen haben die Trompeter. Sie hatten sich "The Last Giant" von Otto M. Schwarz ausgesucht. Angesichts der schnellen Läufe, der gewaltigen Tonfolgen und der eindringlichen Fanfarenklänge nahm einen dieses Stück geradezu mit auf eine Bergtour in den Alpen. Die nächste Komposition, ausgesucht von den Hornisten, handelte von einem anderen Berg, dem Felsen der Gefängnisinsel Alcatraz: "The Rock" von Nick Glennie-Smith, Hans Zimmer und Harry Gregson-Williams.

Weiter ging es mit den Meistern der tiefen Töne. Die Tuba-Spieler hatten die "Jungle Fantasy" ausgewählt und entführten die Zuhörern mit authentischen Klängen in den Urwald. Einzelne Musiker präsentierten sich dabei als Elefant, Tiger oder Löwe. Bei diesem Stück war besonders das Zusammenspiel der einzelnen Instrumentengruppen prägnant zu beobachten: Da jubilierten die Klarinetten, unterbrochen von einem Trommel-Solo, kraftvoll, gewaltig und lebendig das Tremolo der Trompeten, die bei diesem Stück teilweise auch mit Dämpfer spielten.

Radetzky-Marsch als Publikumsliebling

Spürbar der Publikumsliebling und grandioser Abschluss des Konzertabends war der von den Posaunisten gewählte Radetzky-Marsch von Johann Strauss. Vorsorglich hatte Alexander Lang angekündigt: "Der ist echt schwer." Trotz schwierigster Läufe und bis zu 30 Vorzeichenwechseln wirkte die Spielweise des Orchesters federleicht. Und klatschte anfangs noch ein Teil der Zuhörer mit, wurde es bald still im Saal – keiner wollte sich die Wohlklänge und präzisen Rhythmen entgehen lassen.