Und so sieht das Ganze aus: ein Oberleitungs-Lkw der Fahrner Logistics Gruppe mit Hauptsitz in Dornstetten. Foto: Fahrner Logistics

Umweltministerin Hendricks überreicht Förderbescheid für einzigartige Lkw-Strecke im Murgtal.

Dornstetten/Kuppenheim - Wie unternehmerische Initiative Dinge ins Rollen bringt, zeigt das zukunftsweisende e-Lkw-Pilotprojekt auf der B 462 im Murgtal. Initiiert durch Logistik-Unternehmer Dieter Fahrner, ist der Startschuss für die einzigartige Anlage gefallen. In zwei Jahren sollen e-Lkw ihre Praxistauglichkeit beweisen.

In Schweden und in Kalifornien rollen sie schon, bei Frankfurt sind sie geplant und auch nahe Lübeck – jetzt werden sie bis spätestens Ende 2019 auch im Murgtal unterwegs sein: e-Lkw. Initiiert von Dieter Fahrner, Geschäftsführer von Fahrner Logistics mit Sitz in Dornstetten, gehen hybride Oberleitungs-Lkw in einem Pilot-Projekt in Baden-Württemberg an den Start, teilt das Unternehmen mit. Präsentiert wurde das Projekt bei der Übergabe des Förderbescheids durch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks an Landesverkehrsminister Winfried Hermann auf dem Gelände von Fahrner Logistics in Kuppenheim.

Auf einer Pilotstrecke von rund 18 Kilometern mit zwei sechs Kilometer langen Elektrifizierungsbereichen werden in etwas mehr als zwei Jahren zwischen Gernsbach-Obertsrot und Kuppenheim in beide Richtungen e-Lkw mit Hybridantrieb fahren. Sie verbinden die Produktionszentren von drei Unternehmen für Papier und Pappe mit dem Logistikzentrum von Fahrner Logistics in Kuppenheim. Gefördert wird das Projekt mit 16,8 Millionen Euro durch den Bund und 0,8 Millionen Euro vom Land.

Barbara Hendricks bezeichnete in ihrer Rede elektrisch betriebene Oberleitungs-Lkw als eine Lösung auf dem Weg zum klimaneutralen Güterverkehr, die mit wenig erneuerbarem Strom viele emissionsfreie Kilometer ermögliche. Darüber hinaus entlaste die Teststrecke im Murgtal die örtliche Bevölkerung von den Auswirkungen des Schwerverkehrs: "Wenn wir auf der Teststrecke Diesel-Lkw durch Elektro-Lkw ersetzen, so reduzieren wir damit den Ausstoß von Luftschadstoffen und den Verkehrslärm", so die Ministerin. Auch die Wahl der Strecke mit den Besonderheiten einer Bundestraße mache das Projekt einzigartig.

Hermann: Fingerzeig in die automobile Zukunft

Als einen Fingerzeig in die automobile Zukunft will Winfried Hermann die Pilotstrecke verstanden wissen und betonte insbesondere die gute Wahl der Strecke: "Es freut mich, dass wir eine Strecke mit einer so hohen Auslastung gefunden haben, denn diese Randbedingungen lassen belastbare Erkenntnisse aus dem Feldversuch erwarten." Damit wies er auf die das Projekt begleitenden wissenschaftlichen Untersuchungen hin, die von 2020 bis 2022 wichtige Erkenntnisse zur Praktikabilität und Effizienz von e-Highways bringen sollen.

Den Anstoß für die weltweit zu den führenden e-Highways zählende e-Lkw-Strecke hat Dieter Fahrner gegeben. "Als ich vor einigen Monaten aus der DVZ, der Deutschen Verkehrszeitung, von dem im Großraum Lübeck geplanten Versuch mit Oberleitungs-Lkw Kenntnis erlangte, war mir sofort klar, dass so etwas auch hier im Ländle des Automobils realisiert werden sollte", beschreibt der langjährige Speditionsprofi und Logistikunternehmer seinen persönlichen Aha-Moment. "Über einen Landtagsabgeordneten versuchte ich, die Vorteile dieses Projekts für uns und für Baden-Württemberg zu Entscheidungsträgern zu transportieren. Wenige Wochen später kam zuerst die Nachricht, dass Baden-Württemberg für dieses Projekt nicht zur Verfügung stünde. Umso erfreuter war ich dann, als Ministerialrat Marcel Zembrot Anfang Juli Kontakt mit mir aufnahm und das große Interesse an diesem Versuch zum Ausdruck brachte."

Ein zentrales Motivationsmoment für die Initiierung des Pilotprojekts sei seine Überzeugung, dass Veränderungen nur stattfinden können, wenn man selbst damit beginne, die Lösung problematischer Sachverhalte aktiv mitzugestalten. "Der Beruf des Lkw-Fahrers wird zunehmend unattraktiver, die Tourenplanung von Tag zu Tag angesichts der angespannten Verkehrslage immer schwieriger. Da ist es für ein verantwortungsvolles Unternehmen der Transportbranche geradezu eine Pflicht, nicht zu lamentieren, sondern zu agieren und Dinge in Bewegung zu setzen", erklärt Fahrner. Schließlich liege darin auch im wahrsten Sinn des Wortes die Kernaufgabe des Logistik-Unternehmers. Die herausragende Bedeutung der persönlichen unternehmerischen Initiative Fahrners unterstrich nachdrücklich auch Bundesumweltministerin Hendricks.

In die Tat umgesetzt wird das e-Lkw-Pilotprojekt in einer Partnerschaft aus insgesamt 17 Projektbeteiligten. Dazu zählen neben dem Verkehrsministerium in Stuttgart als Vorhabenträger und der Spedition Fahrner GmbH in Dornstetten unter anderem die Südwestdeutsche Verkehrs-Aktiengesellschaft, das Regierungspräsidium Karlsruhe, der Landkreis Rastatt, das Konsortium Forschung e-Way BW, das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung Fraunhofer ISI, die Huettemann Logistics GmbH, die Casimir Kast Verpackung und Display GmbH, die Mayr-Melnhof Gernsbach GmbH, die Smurfit Kappa Baden Board GmbH, die Netze BW GmbH, die Bundesanstalt für Straßenwesen, die e-mobil BW GmbH sowie der Verband Spedition Logistik Baden-Württemberg.