Herz, was begehrst du mehr? Vom Garten von Hermann Hesse in Gaienhofen auf der Halbinsel Höri aus bietet sich auch ein einmaliger Blick auf den Bodensee. Fotos: Kalmbach Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimat genießen: im Haus und Garten von Hesse am Bodensee

Von Bärbel Kalmbach

Dornstetten-Hallwangen. "Unsere Heimat in vollen Zügen genießen konnten wir bei einem erlebnisreichen Ausflug an den Bodensee", schreibt Bärbel Kalmbach in ihrem Beitrag zu unserer Leseraktion "Heimat genießen".

"Alle Sinne waren an diesem sonnenreichen Spätsommertag aktiviert, vor allem bei der eindrucksvollen Führung im idyllischen Haus und Garten von Hermann Hesse in Gaienhofen auf der Halbinsel Höri.

Ja, der Schriftsteller, Maler und Nobelpreisträger Hermann Hesse, geboren am 2. Juli 1877 in Calw, verstarb am 9. August 1962 in Montagnola, aber sein selbst entworfener und angelegter Garten in Gaienhofen lässt bis heute seine sensible Wahrnehmung für die Wunder der Natur spüren. Die Einzigartigkeit seines Gartens um sein Haus, in dem er mit seiner Familie von 1907 bis 1912 wohnte, legt die jetzige Eigentümerin allen Besuchern begeistert ans Herz.

Die Familie Hesse betrieb nicht nur einen Selbstversorgergarten mit Gemüse, Beerenobst und Obstbäumen, sondern pflegte mit Hingabe verschiedene Blumenrabatte, unter anderem mit farbenprächtigen, wohl duftenden Rosen, Zinnien, Iris, Dahlien, Reseden, Sonnenblumen oder aromatischen Kräutern. Dies alles ist in Briefen von Hesse dokumentiert, auch der genaue Gartenplan.

Ob im Nord- oder Südgarten um sein farbenprächtig bemaltes Haus, überall wächst, blüht und duftet es, ein Paradies für alle Sinne. Lauschige Sitzplätze laden ein zum Verweilen, zum Sehen, Schmecken, Riechen dieser Sommerfülle. Die dominierenden uralten Bäume, die das riesige Grundstück beschirmen, bringen einen genauso zum Staunen wie Kastanienbäume, die an seine Kindheit in Calw erinnern. Tiefen Eindruck hinterlässt der alte, dick berindete Birnbaum, der bereits geborsten die Sicht auf sein Innenleben frei gibt und dennoch seine aromatischen Früchte trägt, wie all die vielen anderen Obst- und Beerengehölze.

Hesse beschrieb die Bäume als Heiligtümer, die das Urgesetz des Lebens predigen. Oder Hören, auch hören auf die Stille, zu lauschen, am Abend, wenn die Erde einschläft! Und dann dieser einmalige Blick auf den Bodensee – Herz, was begehrst du noch mehr? Überall summen, fliegen und krabbeln Insekten und anderes Getier, alle dürfen in diesem Garten-Paradies leben. Sogar die Weinbergschnecke ›predigt‹, sich Zeit zu lassen, auf Sinnesreise im Garten zu wandeln. Einfach die Seele baumeln lassen. Genießen.

Hesse hat den Garten seiner Kindheit im Herzen getragen, in Gaienhofen geplant und angelegt und seine Erlebnisse und Wahrnehmungen in seinen schriftstellerischen Werken zum Ausdruck gebracht. Bis heute berührt Hesses Gartenparadies am Bodensee alle Sinne: ›Wer gelernt hat, Bäumen zuzuhören, begehrt nicht mehr, ein Baum zu sein. Er begehrt nichts anderes zu sein, als was er ist. Das ist Heimat. Das ist Glück!‹"

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