Der Chef hat Rücken – und Hannes meint, helfen zu können. Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder-Bote

Kabarett: Viel Applaus für Hannes und den Bürgermeister

Das schwäbische Kult-Duo "Hannes und der Bürgermeister" begeisterte gemeinsam mit "Herrn Stumpfes Zieh & Zupfkapelle" in der restlos ausverkauften Dornstetter Stadthalle an zwei Abenden annähernd 1000 Besucher.

Dornstetten. Wer sich schon Monate im Voraus eine der begehrten Eintrittskarten für das Programm "Jetzt wird’s Dag!" mit Karlheinz Hartmann als dem Bürgermeister und Albin Brain als seinem Amtsboten gesichert hatte, der konnte getrost am "Ausverkauft"-Schild vorbei zu seinem Platz in der sommerlich mehr als aufgeheizten Halle ziehen. Dort erwartete die Gäste ein komödiantisch-musikalischer Leckerbissen. In seiner Begrüßung dankte Bürgermeister Bernhard Haas Hartmut Haller vom Motorradsportclub Hallwangen, dem es gelungen war, den Auftritt dieser Hochkaräter zu organisieren und in die Festivitäten zur 1250-Jahr-Feier einzubinden.

Perfekter Urlaubstag: ohne Stupfmugga am Mach-nix-schaff-nix-See

Benny Banano, Michael "Flex" Flechsler, Manfred "Manne" Arold und Marcel "Selle" Hafner, die als "Herrn Stumpfes Zieh & Zupfkapelle" die Auftritte von "Hannes und der Bürgermeister" seit 1994 musikalisch begleiten, ließen gleich zu Beginn die Puppen tanzen, bevor die Hauptakteure sich in der aus dem Fernsehen gewohnten Kulisse – einer kargen Amtsstube – mit hintergründigem Witz und sprachlicher Raffinesse in mehreren Einzelsequenzen mit dem Leben in einer schwäbischen Gemeinde auseinandersetzten.

Der Bürgermeister und sein Dienstbote sorgten sich darum, dass eine Consulting-Firma das Menschliche aus dem Rathaus vertreiben will und standen vor dem Problem, dass man ihnen ihre Stühle weggenommen hat, obwohl die neuen Sitzgelegenheiten noch nicht geliefert wurden. Während Hannes übermächtig groß auf einem Barhocker vor dem Schreibtisch seines Chefs thronte, verschwand der Schultes dahinter nahezu auf einem Schülerstuhl.

Dass beide Akteure auch mal Urlaub machen müssen, bewiesen sie mit einer Szene am "Mach-nix-schaff-nix"-See, an dem sie sich mit Angeln bewaffnet niederließen und einen grandiosen Urlaubstag erlebten. So boten sich viele Gelegenheiten für Lacher, und die Zuschauer geizten nicht mit Szenenapplaus.

Beide Schauspieler sangen das Bürgermeistermeister-Lied, das den Schultes aus seinem Städtle nicht loslässt. Diesen besten aller Urlaubstage genossen sie ohne "Stupfmugga", denen man nur mit einem "Allmachts-stupfmuggebadscher" Herr werden kann. Was in keiner Szene fehlen durfte, war der Auftritt und Einsatz der sich hinter dem Schreibtischtürchen des Bürgermeisters befindlichen Schnapsflasche, die für das Stadtoberhaupt und seinen Adjutanten, den er regelmäßig mit "Dr’ Hannes soll reikomma" rufen lässt, Elixier und Trostpflaster zugleich ist. Der hochprozentige und schier unerschöpfliche Flascheninhalt stimmte immer wieder friedlich, auch wenn der Chef und sein untertäniger Mitarbeiter nicht einer Meinung waren.

Amtsbote vermasselt dem Schultes so einiges – selbst ein Date

So bruddelten und schwätzten sie unter anderem über die unterschiedlichen Ansichten des gemischten Saunierens, in einer weiteren Szene wollte Hannes die Rückenprobleme seines Chefs wegmassieren. Nicht wegzudenken sind auch die unvergleichlichen Telefonate des Schultes mit seinen Mitarbeitern oder seiner Frau Hilde, der er den jungen Hirsch vorspielte und die er "Schatzilein" nannte, obwohl er insgeheim ein Treffen mit einer jungen Dame plante. Das Date mit der jungen Unbekannten vermasselte der Amtsbote seinem Chef mit unvergleichlicher Mimik – und einem luftreinigenden Riesenstaubsauger, der bei der Vorführung neben dem Geschenk für die Angebetete auch die wohlschmeckende Zigarre des Bürgermeisters und seine verjüngende, glatzenbedeckende blonde Perücke in sich hineinfraß. Die Halle grölte, Szenenapplaus und Gelächter waren riesig.

Zwischen den einzelnen Szenen traten immer wieder die vier Musiker mit wechselnden Instrumenten oder a cappella auf, die in Mundart vom "Muggagittermann" sangen und auch das Lied "Heut nemme un morga net glei".

Mit tosendem Applaus und rhythmischem Klatschen forderten die Gäste nach zweistündiger Aufführung eine Zugabe, bei der Hannes sein Dasein als Amtsbote monierte und seinen vorgegebenen Text völlig zusammenhanglos sprach, weil er sich das nicht merken wollte, bevor Bürgermeister Karle und Amtsbote Hannes gemeinsam mit "Herrn Stumpfes Zieh & Zupfkapelle" zum Abschluss "So ischd unser Stadt" sangen. Unter frenetischem Applaus verabschiedeten sich die Akteure und Musiker von der Stadthallenbühne.