Sie wollten die Jugendarbeit in Dornstetten vernetzen und sind gescheitert. Jetzt legen die Vorsitzenden des Jugendfördervereins, Christa Dengler (links) und Jutta Kohlrausch, zusammen mit allen anderen Vorstandsmitgliedern ihre Ämter nieder. Fotos: Sannert Foto: Schwarzwälder-Bote

Jugendförderverein: Gesamter Vorstand tritt zurück / Außerordentliche Mitgliederversammlung am Mittwoch

Von Doris Sannert

Seit seiner Gründung 1999 hat der Jugendförderverein, der sich anfangs Förderverein für offene Jugendarbeit nannte, in Dornstetten viel bewegt. Jetzt tritt der Vorstand zurück – enttäuscht, dass die gewünschte Vernetzung der Jugendarbeit auf keinerlei Interesse stößt.

Dornstetten. "Für uns macht eine Weiterarbeit keinen Sinn mehr", erklärt die Vereinsvorsitzende Jutta Kohlrausch in einem Pressegespräch. Gemeinsam mit ihrer Stellvertreterin Christa Dengler lädt sie für kommenden Mittwoch um 19 Uhr zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung ins "Canapé" ein, bei der das gesamte Vorstandsgremium und damit auch Schriftführerin und Kassiererin Sibylle Joos-Mühl sowie die Beisitzerinnen Bärbel Sulz, Aneta Pisch und Ingrid Dopffler, ihre Ämter niederlegen.

In der Sitzung, zu der auch die Öffentlichkeit eingeladen ist, wird der Vorstand die Gründe für seinen Rücktritt erläutern und die Möglichkeit zu einer Aussprache einräumen. Danach muss geklärt werden, wie es mit dem Verein weitergeht. Sollte bis zum Herbst kein neuer Vorstand gefunden werden, droht die Auflösung des Jugendfördervereins.

Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? Schließlich hat der Verein in den vergangenen 17 Jahren in der Jugendarbeit für die Stadt Dornstetten vieles angestoßen, sich mit kreativen Ideen eingebracht, aber auch mit angepackt und finanzielle Hilfestellung gegeben.

Angefangen hatte alles mit dem Wunsch, in Dornstetten ein Jugendhaus einzurichten. Im Jahr 2000 ging er in Erfüllung. Unter der Bauträgerschaft des Fördervereins für offene Jugendarbeit wurde im Bahnhofsgebäude mit den Umbauarbeiten begonnen und zwei Jahre später Einweihung gefeiert. Fortan beteiligten sich die Vereinsmitglieder an den Bistro-Diensten und halfen bei verschiedenen Aktionen, an Festen und beim Sommerferienprogramm mit.

Doch mit der offenen Jugendarbeit allein sei es nicht getan, so die Meinung im Verein, der 2011 seine Satzung und auch gleich seinen Namen änderte. Neue Zielsetzungen wurden festgeschrieben, darunter die Einrichtung einer Sprechstunde für kinder- und jugendspezifische Belange, eines Jugendausschusses, der sich aus Vertretern der Jugendarbeit und der Politik zusammensetzt, die Organisation eines regelmäßig tagenden Arbeitskreises sowie die Koordination der verschiedenen Angebote in der Kinder- und Jugendarbeit. Der Jugendförderverein wünschte sich auch vereins- und organisationsübergreifende Angebote wie Konzerte oder Discos.

Jutta Kohlrausch und Christa Dengler hatten 2004 den Vereinsvorsitz zunächst kommissarisch übernommen. Ein Jahr später wurden sie in die Ämter gewählt. Neben den Aufgaben im Jugendhaus sorgten die Vereinsvertreter mit dem Elternbeirat der damaligen Grund- und Hauptschule dafür, dass eine Stelle für die Schulsozialarbeit geschaffen wurde und waren federführend bei der Aufstockung der Jugendreferats-Stelle von 80 auf 120 Prozent.

Kaum Interesse bei Räten und Institutionen

Von da an richtete der Jugendförderverein sein Augenmerk auf die Vernetzung von Jugendhaus, Schulsozialarbeit, Vereinen und anderen Organisationen, die in der Jugendarbeit aktiv sind. Seine Zielsetzung hielt er in einer Konzeption fest, die der Vorstand an einem Runden Tisch, bei dem auch der Kreisjugendring anwesend war, vorstellte.

Es folgten auf Anregung des Jugendfördervereins Alkoholworkshops in den siebten Werkrealschulklassen. Und schließlich war der Jugendförderverein Mitinitiator des vom Kreisjugendring angestrebten Projekts "Jugendehrenamt wird anerkannt". Darüber hinaus half der Vereinsvorstand Neuntklässlern der Werkrealschule bei der Prüfungsvorbereitung. Er lud Jugendliche zu Nähkursen ins Schulzentrum ein und beteiligte sich mit eigenen Veranstaltungen am Sommerferienprogramm der Stadt.

Mit seinem Vorhaben, die Jugendarbeit zu vernetzen und einen Arbeitskreis zu installieren, scheiterte der Jugendförderverein jedoch. Nach einem Runden Tisch zum Thema "Suchtprävention in Kindergarten, Schule und Elternhaus" sollte der Arbeitskreis installiert werden. Doch außer den Kindergärten zeigten alle anderen Institutionen keinerlei Interesse an einer Vernetzung der Jugendarbeit, und das obwohl die Botschaft des Referenten am Runden Tisch eindeutig war: "Prävention lebt von der Vernetzung!" "Vernetzung heißt, wir sind im Austausch miteinander und verfolgen gemeinsame Ziele", erklärt Christa Dengler, die bei allen Teilnehmern nochmals nachhakte. Selbst der Gemeinderat zeigte kein Interesse.

Die logische Konsequenz für den Vorstand ist nun der geschlossene Rücktritt mit der Erkenntnis, dass sein ehrenamtliches Engagement keinen Sinn mehr macht.